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Blower-Door-Test: So wird die Luftdichtigkeit eures Hauses gemessen


Mit einem Blower-Door-Test könnt ihr feststellen, ob euer Haus wirklich dicht ist. Für wen die Messung der Luftdichtigkeit Pflicht ist, was sie kostet und wer sie anbietet, das erfahrt ihr hier.

  1. Was ist ein Blower-Door-Test?
  2. Wie läuft ein Blower-Door-Test ab?
  3. Was kostet ein Blower-Door-Test?
  4. Wer führt einen Blower-Door-Test durch?
  5. Wann muss ein Blower-Door-Test gemacht werden?

Das Ziel eines jeden Bauvorhabens sollte es sein, ein möglichst behagliches Raumklima zu schaffen und dafür möglichst wenig Energie einzusetzen. Dazu ist es notwendig, dass das Gebäude eine relativ luftdichte Außenhülle hat.

Doch wie lässt sich überprüfen, ob die Außenhülle eines Hauses wirklich dicht ist? Mit dem Differenzdruck-Messverfahren, auch bekannt als Blower-Door-Test. Lest hier, wie dieses Prüfverfahren funktioniert, wann es Sinn macht und wie viel es kostet.

Was ist ein Blower-Door-Test?

Ein Blower-Door-Test (deutsch: Gebläse-Tür-Messung) überprüft, wie luftdicht ein Gebäude ist und findet Lecks in der Gebäudehülle. Anhand dieses Tests, auch als Differenzdruck-Messverfahren bekannt, lässt sich die Luftwechselrate, der sogenannte n50-Wert, bestimmen. Dieser Wert ist für Heiztechnik und Belüftungstechnik unerlässlich.

Es geht dabei nicht nur darum, zu prüfen, welche Luftmenge – und damit Wärmemenge – von innen nach außen dringt, sondern auch wie viel kalte Luft von außen in das Gebäude eindringt.

Beim Blower-Door-Test wird ein Ventilator, der von einer luftundurchlässigen Plane umgeben ist, in eine Tür- oder Fensteröffnung eingesetzt. Der Ventilator drückt dann Luft in das zu untersuchende Gebäude oder saugt sie heraus. Durch die Druckdifferenzen lässt sich eine konstante Windlast auf das Gebäude simulieren.

Messinstrumente bestimmen die Druckdifferenzen, welche das Gebläse erzeugt und die Luftmengen, die der Ventilator transportiert. Die Drehzahl des Ventilators wird so geregelt, dass sich ein bestimmter Druck zwischen Außen- und Innenraum aufbaut. Dabei muss er bei der Unterdruckmessung so viel Luft nach außen befördern, wie durch die vorhandenen Leckstellen in das Gebäude eindringt. Der gemessene Luftstrom wird durch das Volumen des Gebäudes geteilt.

Diesen Wert, die Luftwechselrate n50, kann man nun mit anderen Gebäuden und Normen vergleichen. Eine Luftwechselrate von n50 = 3 h-1 besagt, dass die gesamte Raumluft drei mal pro Stunde ausgetauscht wird. Dieser Wert entspricht den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für Gebäude ohne Lüftungsanlage. Bei Gebäuden mit Lüftungsanlage liegt der Wert bei
n50 = 1,5 h-1.

Wie läuft ein Blower-Door-Test ab?

Zu Beginn der Messung beim Blower-Door-Test werden zunächst sämtliche Öffnungen des Hauses luftdicht verschlossen. Anschließend wird ein Ventilator mit geeichter Leistung in der Tür oder einem Fenster des zu prüfenden Hauses eingebaut. Danach saugen die Messtechniker kontrolliert Luft aus oder blasen Luft in das Gebäude, um Lecks zu finden.

Der Blower-Door-Test gliedert sich in drei Phasen:

In der ersten und zweiten Phase baut der Messtechniker jeweils einen Unterdruck im Gebäude auf. Er saugt also Luft aus dem Gebäude heraus. Während dieser Phasen sucht er die Gebäudehülle nach undichten Stellen ab, an denen die Luft ungehindert hereinströmt.

In der ersten Phase wird ein konstanter Unterdruck von 50 Pascal (Pa) oder leicht höher erzeugt und aufrechterhalten. Dabei wird die Gebäudehülle auf undichte Stellen untersucht, durch die Luft unerwünscht in das Gebäude hereinströmt.

Größere Fehlstellen lassen sich meist mit der Hand erfühlen. Um kleinere Lecks zu finden, benutzt der Fachmann Rauchmaschinen oder Luftgeschwindigkeitsmesser. Die genauesten Messungen der Lecks sind mittels Infrarotkamera möglich.

In der zweiten Phase wird der Unterdruck schrittweise aufgebaut. Der Messtechniker beginnt mit kleinen Drücken von 10 bis 20 Pa erhöht dann in 5 bis 10 Pa-Schritten bis zum Enddruck 60 bis 100 Pa. Währenddessen wird bei jedem der Schritte der jeweilige Luftvolumenstrom in Relation zum Gebäudedruck gemessen sowie protokolliert.

Messtechniker untersucht Haus mit Infrarotkamera auf Leckagen
Weil Luft, die von außen ins Haus dringt kälter oder wärmer ist als die Innenraumluft, lässt sich der Temperaturunterschied mit Hilfe der Infrarotkamera nachweisen.

In der dritten Phase erzeugt der Messtechniker einen Überdruck. In allen drei Phasen misst er die Druckdifferenz im Gebäude. Er kann damit den Druckverlust errechnen und den zu erwartenden Wärmeverlust ermitteln. Der genaue Ablauf der Messung ist in der DIN EN ISO 9972:2018 mitsamt ihrem nationalen Anhang geregelt.

Sowohl das Messergebnis bei Überdruck als auch das bei Unterdruck fließen in das Messergebnis ein. Dabei fordert das GEG, dass jede Testreihe für sich die Anforderungen an die Luftdichtheit erfüllt. Messungen, die nicht mindestens einen Gebäudedruck von 50 Pascal erreichen, entsprechen nicht der Norm.

Für eine Blower-Door-Untersuchung an einem Einfamilienhaus vor Ort müsst ihr ungefähr drei Stunden veranschlagen. Nach Abschluss der Messungen und der eingehaltenen Luftwechselrate bekommt der Eigentümer ein Zertifikat über die Qualität der gemessenen Gebäudehülle. Nach einem Blower-Door-Test kann man undichte Stellen dann gezielt nachbessern.

Frau macht einen Blower-Door-Test
Der Blower-Door-Test wird oft an der Balkontür durchgeführt.

Was kostet ein Blower-Door-Test?

Bei einem klassischen Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche beginnen die Kosten für einen Blower-Door-Test bei 300 Euro. Dieser Preis beinhaltet die Ortung von Lecks. Ein individuelles Angebot des Anbieters gibt euch im Vorfeld eine gute Orientierung.

Grundsätzlich können ein paar Faktoren zur Ermittlung der Kosten eine Rolle spielen:

  • die Größe des Objekts
  • der Leistungsumfang innerhalb einer Pauschale
  • die Region des Objekts
  • der Umfang der Leckage-Ortung
  • der Umfang etwaiger zusätzlich anfallender Arbeiten außerhalb der Pauschale
  • die Preisgestaltung des Anbieters
  • evtl. die Anfahrt

Wenn ihr einen Energieberater mit einem KfW-70-Blower-Door-Test beauftragt, dann fertigt dieser ein präzises Messprotokoll, eine Fotodokumentation und ein Zertifikat an. Dieser Test kostet bis zu 500 Euro.

Die Luftdichtheitsmessung wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen einer Einzelsanierungsmaßnahme der Gebäudehülle gefördert.

Wer führt einen Blower-Door-Test durch?

Weil die Nachfrage nach Luftdichtheitsprüfungen an Gebäu­den wächst, tummeln sich auch immer mehr Mess-Teams am Markt. Da heißt es genau hinsehen, um seriöse Anbieter von schwarzen Schafen zu unterscheiden.

Neben dem Nachweis der fachlichen Qualifikation solltet ihr stets ein aus­führliches, individuelles Angebot bestehen, rät der Fachverband Luftdichtheit im Bauwe­sen (FLiB e.V.) aus Kassel. So geht ihr sicher, dass ihr auch die Leis­tung erhaltet, die ihr wünscht – sei es im Neubau eine Abnah­me­messung nach den Regeln des Gebäudeenergiegesetzes oder die reine Suche nach Luftlecks im Altbau.

Auffallend gün­stige Ange­bote kommen oft dadurch zustande, dass einzelne Punkte einfach ausgelassen werden. Dabei sind insbesonde­re die Arbeitsschritte für eine GEG-Abnahme streng gere­gelt. Auf Nummer sicher geht ihr, wenn ihr euch einem vom Fach­verband "zertifizierten Prüfer der Gebäude-Luft­dichtheit" an­vertraut. Er hat in einer strengen Prü­fung seine Kenntnisse der einschlägigen Vorschriften und im Um­gang mit der Tech­nik nachgewiesen. So werden fehlerhafte Mes­sungen und unvollständige Prüfberichte vermieden.

Aber auch die Mit­glied­schaft im FLiB weist einen kompetenten Anbieter aus. "Wer sich für ein Zertifikat oder im Verband engagiert, wird bei seinen Kunden bestmögliche Arbeit ablie­fern", ist man beim FLiB überzeugt. Ein qualifiziertes Mess-Team in eurer Region könnt ihr auf der Seite des FLiB finden.

Wann muss ein Blower-Door-Test gemacht werden?

Das Gebäudeenergiegesetz verlangt den Blower-Door-Test für den Neubau. Wichtig: Blower-Door-Tests für den öffentlich-rechtlichen Nachweis dürfen erst durchgeführt werden, wenn die Luftdichtheit der Gebäudehülle einschließlich sämtlicher Durchdringungen tatsächlich fertiggestellt ist.

Bauherren, denen eine einwandfreie Bauausführung wichtig ist, sollten die Luftdichtheit ihres neuen Eigenheims schon vor Beginn des Innenausbaus ein erstes Mal testen lassen. Dazu rät der FLiB e.V. Werden Baumängel in der Gebäudehülle frühzeitig erkannt, dann lassen sie sich meist einfach und kostengünstig behe­ben.

Aber Vorsicht! Wenn der mit dem Qualitäts-Check be­auftragte Dichtheitsprüfer erklärt, das Haus halte aktuelle Grenzwerte ein und sei daher in Ordnung, sollte man hell­hörig werden: Grenzwerte spielen nämlich erst im fertigen Haus eine Rolle, nicht jedoch in der Bauphase. Die bei bau­begleitenden Tests ermittelte Luftwechselrate liefert lediglich erste Anhaltspunkte dafür, wie sorgfältig die Gebäudehülle geplant und ausgeführt wurde.

Eine Differenzdruckmessung ist auch Voraussetzung, wenn ihr die KfW-Förderung von energetischen Sanierungen im Bestand mit dem Ziel des KfW-Effizienzhauses in Anspruch nehmen wollt.

Ein Blower-Door-Test ergibt aber unter Umständen auch freiwillig in Altbauten Sinn. Denn er gibt euch Aufschluss über die (Un-)Dichtheiten eures Gebäudes. Damit könnt ihr eventuell mit kleinen Mitteln große Wirkungen in der Einsparung der Heizenergie erzielen.

Quellen: Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

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