Modernisieren | Homestory
Junges Wohnglück in altem Raucherhaus: Emma zeigt ihr "verrücktes Projekt"
Was hatten sie sich da nur angetan? "Ich werde niemals vergessen, wie nikotingelb das Wasser nach der ersten großen Reinigung war", sagt Emma Öhgren. Das Gesicht der sympathischen Schwedin verzieht sich, sodass man ahnt, welchen Ekel sie damals verspürte. "Das sah fürchterlich aus! Alle Wände im Raucherhaus waren von einem gelben Film überzogen."
In diesem Moment wünschte sich Emma kurzzeitig, sie und ihr Freund Adam Georgsson hätten sich ein paar Monate vorher anders entschieden. Hätten sie doch auf die vielen Bedenkenträger in ihrem Familien- und Bekanntenkreis hören sollen, die sie vor dem Hauskauf gewarnt hatten?
Emma und Adam stoßen auf altes Raucherhaus
Aber der Reihe nach: Als Emma und Adam im Dezember 2012 – sie damals 21, er 22 – von dem kleinen Schwedenhaus in Baggböle hörten, glaubten sie an ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk: 144 Quadratmeter, dunkelrote Fassade, weiße Fensterrahmen, in herrlicher Natur, nur wenige Kilometer von ihrem Wohnort Umeå entfernt – und vergleichsweise sehr, sehr günstig. Die Fotos in der Anzeige sahen ebenfalls vielversprechend aus.
Erst bei der Hausbesichtigung erfuhren, oder besser gesagt: errochen die beiden, warum das Haus so wenig kosten sollte. Der Geruch von kaltem Rauch stieg Emma und Adam in die Nase. "Schlagartig wurde uns klar: Der Vorbesitzer, der seit den 1970er-Jahren hier gelebt hatte, muss starker Raucher gewesen sein", erinnert sich Emma. "Der Zigarettenrauch hatte sich über Jahre hinweg tief festgesetzt. In die Wände, in den Boden – eigentlich in alles."
Viele haben nur den Kopf geschüttelt, aber wir sahen das Potential.
Emma Öhgren über das ehemalige Raucherhaus
Jeder, der schon einmal mit einem alten Raucherhaus oder einer alten Raucherwohnung zu tun hatte, weiß: Dieser Geruch lässt sich nur mit sehr viel Arbeit und mit extremen Maßnahmen beseitigen. "Viele haben nur den Kopf geschüttelt, als wir uns für das alte Raucherhaus entschieden und es gekauft haben", sagt Emma über ihr "verrücktes Projekt. Aber das alte Haus hatte es uns aus irgendeinem Grund angetan. Wir sahen das Potential."
Emma und Adam renovieren das alte Raucherhaus
Denn bei allem Horror sahen Emma und Adam auch die versteckte Schönheit des 1929 gebauten Hauses. "Unter den alten braunen Tapeten und Teppichen aus den 70er-Jahren versteckten sich Originaldetails, die uns gleich bei der ersten Besichtigung des Hauses aufgefallen waren", sagt Emma: "Spiegeltüren, heller Dielenboden aus Kiefer, hohe Decken, Pärlspont-Wandpaneele oder die vielen gemütlichen Winkel und Ecken im Haus."
Der Plan bestand nun darin, das Haus sorgfältig zu renovieren und den alten Stil wiederherzustellen. Zuerst waren Emma und Adam jedoch gezwungen, alles zu beseitigen, was nach Zigarettenrauch roch. Sie mussten auch die vielen schön gemusterten Tapeten abkratzen, die sie eigentlich gern behalten hätten. "Egal, der Rauchgeruch musste verschwinden."
Das Paar entsorgte die alten Tapeten und brachte neue an die Wände. Weitere Wände und die Decke wurden gestrichen und der Boden abgeschliffen. Viele Raucherhaus-Sanierungen sehen auch eine Sperrgrundierung vor. Die dickflüssige Kunstharzfarbe, die unter der neuen Oberfläche aufgetragen wird, soll verhindern, dass die alten Nikotinreste aus den Wänden austreten und die Wände wieder gelb verfärben.
Aber Emma und Adam verzichteten auf diese Maßnahme – mit dennoch gutem Erfolg: Vom Rauchgeruch ist im ganzen Haus nichts mehr wahrzunehmen.
"Das erste Zimmer, mit dem wir damals bei der Renovierung des alten Raucherhauses angefangen haben, ist heute unser Schlafzimmer", erzählt Emma. "Nachdem wir den Boden geschliffen und die Decke gestrichen haben, wurden die alten Fenster ausgebaut und gegen neue ersetzt. Dabei haben wir versucht, den Originalstil beizubehalten. In einem Schuppen haben wir alte Teile der Fenster gefunden, die wir von einer Schreinerei möglichst originalgetreu nachbauen ließen."
Liebevolle Einrichtung in jedem Raum
Die Materialauswahl erfolgte mit viel Sorgfalt. Emma versucht, bei der Einrichtung des alten Hauses die richtige Balance zwischen Form und Materialien zu finden. Sie mag das Spiel mit Kontrasten: Helle Farbtöne an der Wand werden mit schwarzen und rustikalen Details kombiniert. Mit Trödel vom Flohmarkt und alten Gegenständen richtet sie jeden einzelnen Raum liebevoll ein.
"Unsere Philosophie war: Mach' die Dinge gleich richtig, überstürze keine Entscheidungen und greife nicht zu billigeren Alternativen, die du später bereuen wirst", sagt Emma.
Das ist auch ein Grund, weshalb das Projekt "Raucherhaus renovieren" immer noch nicht abgeschlossen ist. Emma und Adam haben erst eine Hälfte des Hauses geschafft. Aktuell beschäftigen sich die beiden mit Trockenlegung, Installation von Erdwärme oder dem Installieren neuer Abflüsse: "Wenn das alles geschafft ist, können wir endlich zwei Zimmer im Obergeschoss beziehen", sagt Emma. "Wir freuen uns schon darauf, uns wieder mehr auf die Inneneinrichtung des alten Haus zu konzentrieren und dann auch unseren Garten anzulegen."
Emma und Adam machen (fast) alles selbst
Ein anderer Grund für die Verzögerungen: Die beiden machen alles selbst. Nicht nur, weil die Handwerkersuche in Schweden ähnlich schwer ist wie in Deutschland und um Kosten zu sparen. Sondern auch, um etwas dazuzulernen.
Zum Beispiel beim Dielenboden, der sich unter den alten Teppichen versteckte. "Zuerst hatten wir überlegt, eine Firma damit zu beauftragen", sagt Emma. "Aber dann dachten wir, dass das ja so schwer nicht sein könne – und haben es einfach selbst gemacht. Wir mieteten eine Bodenschleifmaschine und dann ging es los. Anfangs war es etwas knifflig, aber zum Schluss klappte das Abschleifen mit der Maschine richtig gut.“
Beim Ausbau des alten Raucherhauses haben Emma und Adam nicht nur an Selbstbewusstsein und Wissen gewonnen, sondern sind darüber hinaus zu einem tollen Team zusammengewachsen. Dass sie sich in dieses "verrückte Projekt" gestürzt haben, haben sie bislang nicht bereut.
Und wenn sie mal nicht einer Meinung sind, gehen sie damit durchaus kreativ um. Ein Beispiel: Adam war genervt, weil Emma sehr viele Lampen vom Flohmarkt angeschleppt hatte. "Eines Tages hatte Adam genug davon und hat alle Lampen im Schuppen angeschlossen und angeknipst. Da wurde mir erstmal bewusst, welch wahnsinniges Ausmaß meine Sammelleidenschaft angenommen hatte", erzählt Emma und lacht: "Glücklicherweise haben wir jetzt noch ein paar Räume mehr, wo all meine Lampen doch noch einen Platz finden werden."