Junges Paar vor einem Haus

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Weshalb sich junge Menschen kein Eigenheim mehr leisten können


In kaum einem anderen europäischen Land leben so wenige Menschen im Eigenheim wie in Deutschland. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie eine neue IW-Studie darlegt.

  1. Ohne Eigenkapital kein Eigenheim
  2. Akademiker kommen später zum Eigenheim
  3. Singles kommen schwerer ans Eigenheim
  4. Deutschland bleibt wohl Mieternation

Immer weniger Menschen in Deutschland können sich den Traum von den eigenen vier Wänden leisten. In der Bundesrepublik wohnen so viele Menschen zur Miete wie in kaum einem anderen europäischen Land – weniger als die Hälfte der Bevölkerung lebt im Eigenheim. Seit sieben Jahren schon stagniert die sogenannte Wohneigentumsquote bei 45,5 Prozent.

Doch besonders was junge Menschen anbelangt, bleibt die Quote nicht nur auf ihrem niedrigen Wert – sie sinkt sogar. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat sich jetzt mit den Gründen beschäftigt, warum immer weniger junge Deutsche in der eigenen Immobilie wohnen.

Im Jahr 1999 lebten noch 23 Prozent der 25- bis 34-Jährigen im Eigenheim. Im Jahr 2017 hatte sich diese Zahl fast halbiert. Nur noch 12 Prozent der jungen Deutschen lebten nicht zur Miete. Bei den 65- bis 74-Jährigen hingegen liegt die Wohneigentumsquote aktuell bei 58 Prozent.

Ohne Eigenkapital kein Eigenheim

Natürlich ist es kaum verwunderlich, dass sich Menschen mit höherem Alter leichter eine Immobilie leisten können als jüngere. Sie hatten schließlich mehr Zeit, genug Eigenkapital anzusparen.

Und das Eigenkapital ist auch einer der Gründe, warum sich junge Menschen mit dem Immobilienkauf so schwer tun. Denn die stark gestiegenen Preise für Häuser und Wohnungen erfordern auch einen höheren Grundstock an Vermögen. Obwohl Banken teilweise von den früher geforderten 20 bis 30 Prozent vom Wert der Immobilie auf 15 Prozent, also die Erwerbsnebenkosten, heruntergegangen sind, ist das bei den aktuellen Marktpreisen für viele junge Menschen nicht mehr drin. Denn schon bei einem – vergleichsweise günstigen – Kaufpreis von 500.000 Euro sind 75.000 Euro Eigenkapital notwendig.

Viel Geld, vor allem für junge Menschen, die studiert haben und erst wenige Jahren arbeiten. Hier macht das IW einen weiteren Grund für die niedrige Wohneigentumsquote bei jungen Deutschen fest: Es gibt immer mehr Akademiker.

Akademiker kommen später zum Eigenheim

Bis zum Alter von 40 Jahren ist laut Studie die Zahl der Immobilienbesitzer bei den Nicht-Studierten höher, erst dann schließen Akademiker auf. Da immer mehr junge Menschen studieren, sinkt auch die Quote bei den Eigenheimbesitzern. 2008 begannen noch 40 Prozent nach ihrem Abschluss ein Studium, 2018 waren es laut Statistischem Bundesamt schon 56 Prozent.

Die Autoren sehen diese Entwicklung weiter voranschreiten: "Es ist daher zu vermuten, dass ein höherer Anteil an Studierenden dazu führen wird, dass die Wohneigentumsquote unter den jüngeren Haushalten weiter zurückgehen wird", heißt es in der Studie. Da sich viele Akademiker in späteren Jahren eine Immobilie kaufen, gleicht sich dieser Nachteil jedoch irgendwann aus.

Singles kommen schwerer ans Eigenheim

Einen Nachteil haben auch Kinder von Eltern, die selbst zur Miete wohnen. Denn die IW-Experten zeigen, dass junge Menschen früher zum Eigenheimbesitzer werden, wenn die Eltern in einer selbstgenutzten Immobilie leben. Die Chance, irgendwann eine Immobilie zu besitzen, ist um 40 Prozent höher, wenn die Eltern auch eine haben. Der Grund laut IW-Studie: Die Eltern könnten beim Eigenheimerwerb Geld zuschießen.

Auch der Beziehungsstatus hat – wie die Forscher herausgefunden haben – einen großen Einfluss darauf, ob Menschen in Wohneigentum leben. So haben Paare eine rund dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, in der eigenen Immobilie zu leben als Singles. Der Grund ist auch hier das Geld. Paare haben in der Regel ein höheres Haushaltseinkommen bei nicht im gleichen Maße höheren Kosten.

Daher sehen die IW-Experten hier auch einen Grund für die stagnierende Wohneigentumsquote. Denn: Die Zahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland steigt. Der Anteil lag 1991 noch bei 34 Prozent, im Jahr 2018 schon bei 42 Prozent.

Zum klassischen Einfamilienhaus stellt das Doppelhaus als Fertighaus oftmals eine praktische und erschwinglichere Alternative dar.

Deutschland bleibt wohl Mieternation

Und auch die Urbanisierung spielt eine Rolle für weniger Wohneigentum. Seit Mitte der 2000er Jahre ziehen immer mehr Menschen in Großstädte. Dort jedoch sei, so die Forscher, traditionell eher weniger Wohneigentum zu finden als auf dem Land. Vor allem, weil die meisten Immobilienkäufer nicht von einer Wohnung, sondern vom Ein- oder Zweifamilienhaus träumen, was in Städten schwer zu finden ist.

Das Fazit von Studienautor Michael Voigtländer: "In Zukunft werden immer mehr Menschen in die Städte ziehen wollen. Die Wohneigentumsbildung wird deshalb auch weiterhin stagnieren." Deutschland sei eine Mieternation – und werde das nach den Analysen auch bleiben.

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