Wer gedacht hat, dass es durch die Coronakrise auf dem Markt der Wohnimmobilien günstiger wird, hat sich offenbar getäuscht. Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind stark gestiegen – stärker als die für Eigentumswohnungen.
Die Immobilienpreise in Deutschland kennen auch während der Coronakrise weiterhin nur eine Richtung: nach oben. So waren im zweiten Quartal des Jahres Eigentumswohnungen um 1,3 Prozent teurer als noch in den ersten drei Monaten des Jahres. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Preise für Eigentumswohnungen sogar um 5,9 Prozent nach oben geklettert. Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind aber noch stärker gestiegen. Das geht aus dem Wohn-Index II - 2020 des Beratungsunternehmens F+B hervor.
Demnach waren Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in den Monaten April bis Juni 2020 um 2,9 Prozent teurer als noch in den Monaten Januar bis März. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind die Preise sogar um ganze neun Prozent gestiegen. Bemerkenswert, denn in den vergangenen Jahren stiegen die Preise für Eigentumswohnungen immer stärker als die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser.
Der F+B-Wohn-Index Deutschland, der die Preis- und Mietentwicklung von Wohnimmobilien für ganz Deutschland angibt, ist im zweiten Quartal um 1,7 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2020 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beträgt die Steigerung 6,1 Prozent. An den Mieten liege das nicht, so die Analyse. Erstmalig nach vielen Jahren würden Eigenheime die Gesamtperformance des Wohn-Index alleine dominieren, sagt F+B Geschäftsführer Bernd Leutner: "Angesichts historisch einmalig niedriger Kreditzinsen erscheint es für viele Nachfrager wirtschaftlicher zu sein, anstatt zu mieten, in selbst genutzte Eigentumsobjekte zu investieren."
Ob die Coronakrise für diese Entwicklung mitverantwortlich ist, geht aus der Studie nicht hervor. Die Annahme, besonders für den starken Anstieg der Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Vergleich zur Preisentwicklung bei den Eigentumswohnungen, legen einen solchen Schluss allerdings nahe. Mehrere Umfragen haben ergeben, dass Menschen, die nicht direkt in Ballungszentren leben, während der Coronakrise zufriedener sind. Immer mehr Menschen sehnen sich offenbar nach mehr Platz und auch einem Garten.
Auch die Neuvertragsmieten sind laut F+B nach einer 18-monatigen Stagnationsphase gestiegen – allerdings nur leicht um 0,4 Prozent im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres. Die Experten schließen daraus eine "nachlassende Dynamik" bei der Mietpreisentwicklung. Diese Betrachtung bestätige auch ein Blick auf die Entwicklung der Preise in den 50 teuersten Städten des Landes. Im Vergleich zum Vorquartal sind die Mieten in 18 der 50 teuersten Städte zwischen April und Juni sogar leicht gesunken.
Auch die Bestandsmieten sind im zweiten Quartal leicht um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Die Entwicklung bei den Bestandsmieten bewege sich damit konstant leicht oberhalb der Inflationsrate, heißt es dazu von F+B Geschäftsführer Bernd Leutner.