Könnt ihr euch dran erinnern, wann ihr eurer Waschmaschine das letzte mal eine Reinigungskur gegönnt habt? Vermutlich ist das schon viel zu lange her. Oder ihr seid dieses Projekt noch nie angegangen.

Wieso auch? Man könnte doch meinen, dass die Waschmaschine der reinlichste Ort im ganzen Haushalt ist. Doch wenn die Waschmaschine stinkt und auch eure Wäsche muffig riecht, wisst ihr: Hier ist etwas ganz gewaltig faul.

Wieso ihr eure Waschmaschine regelmäßig reinigen solltet, warum die Waschmaschine stinkt und wie ihr sie richtig säubert, erfahrt ihr in unserem Ratgeber.

Hohe Keimbelastung in Waschmaschinen

Die Waschmaschine ist eine wahre Keimschleuder, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. SWR Marktcheck hat Waschmaschinen aus mehreren Privathaushalten unter die Lupe genommen. In allen konnten Keime, darunter auch Fäkalkeime, Hefen und Pilze nachgewiesen werden. Insgesamt fanden die Wissenschaftler über 300 verschiedene Keime. Dass sich hier so viele Mikroben tummeln, ist auch gar nicht so verwunderlich.

Biofilm-Bildung in Waschmaschinen

Die Waschmaschine ist das reinste Paradies für Keime. Hier gibt es Waschmittelreste und Kalkablagerungen, die in Kombination mit dem feuchtwarmen Klima den perfekten Nährboden und hervorragende Lebensbedingungen für die Mikroorganismen bieten.

Besonders biologisch abbaubare Weichspüler und Flüssigwaschmittel fördern das Bakterienwachstum. Bei einer solchen Ansammlung von Keimen in der Waschmaschine spricht man dann auch von einem sogenannten Biofilm.

Sind Keime aus der Waschmaschine gesundheitsschädlich?

Wer jetzt Panik bekommt, den können wir beruhigen, denn die meisten Keime beziehungsweise Bakterien in der Waschmaschine sind laut einer Studie der Hochschule Furtwangen relativ ungefährlich. In der Waschmaschine finden sich hauptsächlich:

  • Bakterien von der Haut: Bakterien gelangen auch über getragene Schmutzwäsche in die Waschmaschine. Sie gehören zum natürlichen menschlichen Hautmikrobiom und setzen sich auf getragener Kleidung fest. Dazu zählen zum Beispiel Bakterien der Gattungen Moraxella und Acinetobacter.
  • Bakterien aus dem Trinkwasser: Auch über das zugeführte Leitungs- beziehungsweise Trinkwasser gelangen Bakterien in die Waschmaschine. Hierbei handelt es sich laut der Studie um Proteobakterien und die ebenfalls für Trinkwasser typische Gattung Pseudomonas.

Für gesunde Menschen sind die Bakterien aber harmlos. Bei Neugeborenen, Schwangeren, älteren oder immungeschwächten Menschen können sie jedoch zu Infektionen führen. Es kann sich aber auch Schimmel in der Waschmaschine bilden oder, laut Verbraucherservice Bayern, sogar hartnäckiger Fußpilz in der Waschmaschine festsetzen. Eine regelmäßige Reinigung ist also unumgänglich.

Hier ist die Keimbelastung in der Waschmaschine am höchsten

Die Wissenschaftler fanden in der Studie auch heraus, wo genau sich die Keime in der Waschmaschine hauptsächlich ansammeln:

  • in der Spülkammer
  • unter der Gummidichtung der Tür

Aber auch im Bottich, der Trommel oder in den Schläuchen kann ein solcher Biofilm entstehen.

Gummidichtung in der Waschmaschine mit Biofilm
Hier verstecken sich die meisten Bakterien: In der Gummidichtung der Tür bildet sich ein Biofilm.

Keim Moraxella verantwortlich für muffigen Geruch

Für den muffigen Geruch ist hauptsächlich das Bakterium Moraxella osloensis verantwortlich. In Laboranalysen der Hochschule konnte es in neun von dreizehn getesteten Waschmaschinen nachgewiesen werden. Wenn eure Waschmaschine stinkt, ist es also gar nicht unwahrscheinlich, dass sich das Bakterium auch in eurer Waschmaschine breit gemacht hat.

Welche Ursachen die Ansiedlung von Bakterien oder Keimen in der Waschmaschine begünstigen, haben wir für euch aufgelistet:

Ursache Nr. 1: Waschen bei niedrigen Temperaturen

Wer lange Freude an seinen Kleidungsstücken haben will, wäscht für gewöhnlich im schonenden Sparprogramm bei 20 bis 40 Grad mit besonders wenig Wasser. Das reicht laut Umweltbundesamt auch aus, um die Wäsche sauber zu bekommen. Und auch Waschmittel-Hersteller versprechen, dass ihre Waschmittel bei solchen niedrigen Temperaturen für saubere Wäsche sorgen. Einen großen Nachteil haben die Niedrigwaschprogramme aber: Die meisten Keime sterben erst ab einer Temperatur ab 60 Grad ab.

Ursache Nr. 2: Fehlende Pflege und Desinfektion der Waschmaschine

Ein weiterer Grund für schlechte Gerüchte aus der Waschmaschine ist eine fehlende regelmäßige Desinfektion. Verwendet ihr zum Waschen ausschließlich Flüssigwaschmittel ohne Bleichmittel und wählt dazu nur kurze Sparprogramme mit niedrigem Wasserverbrauch, können sich Keime leicht ansiedeln und sogar davon ernähren.

Ursache Nr. 3: Ablaufpumpe der Waschmaschine ist defekt

Ein Grund für den muffigen Geruch aus der Waschmaschine können also fehlenden Hygienemaßnahmen sein. Doch wo liegt der Fehler, wenn die Waschmaschine trotz gründlicher Reinigung immer noch stinkt?

Wenn die Wäsche nach dem Schleudern immer noch nass ist, kann auch eine defekte Ablaufpumpe der Grund für den modrigen Geruch sein. Häufig erscheint dann auch ein Fehlercode auf der Anzeige der Waschmaschine. In diesem Fall ist eine Reparatur notwendig.

Funktioniert die Pumpe nicht mehr, kann das dreckige Wasser nicht mehr richtig über das Rohr abgeführt werden. Es bleibt in der Waschmaschine stehen und fängt mit der Zeit an zu stinken. Der unangenehme Geruch bleibt dann auch an eurer Wäsche haften.

Waschmaschine reinigen: So geht's richtig

Bakterien oder Keime können in der Waschmaschine nachgewiesen reduziert werden, wenn ihr mindestens ein bis zwei mal pro Monat einen 60-Grad-Waschgang durchlaufen lasst. Das Umweltbundesamt empfiehlt dazu unbedingt ein bleichmittelhaltiges Waschmittel zu verwenden und nach dem Waschgang die Tür offen stehen zu lassen.

Was ihr nicht verwenden solltet: Das Umweltbundesamt rät außerdem davon ab, Desinfektionsmittel oder Hygienespüler für die Reinigung der Waschmaschine einzusetzen, denn sie fördern die Ausbreitung von multiresistenten Keimen.

Gummiring und Spülfach reinigen

Am besten verwendet ihr für die Reinigung von Gummiring und Spülfach warmes Wasser mit Geschirrspülmittel und Zitronensäure. Das löst Kalkablagerungen und ist, anders als Essig, zwar milder, greift dafür aber die Gummidichtungen nicht an.

Entnehmt zum Reinigen das Spülfach, um auch den Bereich in der Waschmaschine richtig auswischen zu können. Wenn ihr den Gummiring richtig gereinigt habt, trocknet ihn danach ab, damit keine Feuchtigkeit zurückbleibt.

Gummidichtung der Waschmaschine wird feucht abgewischt
Die Gummidichtung in der Waschmaschinentür benötigt besondere Pflege und muss regelmäßig mit einem feuchten Lappen gereinigt werden.

Flusensieb reinigen und Abwasser ablassen

Das Flusensieb befindet sich in der Regel hinter einer Klappe unter dem Bullauge eurer Waschmaschine. Dreht es heraus und entfernt alle Haare und Fussel, die sich dort angesammelt haben. Vorsicht beim Herausdrehen: Für gewöhnlich kommt noch etwas Wasser nach.

In der Waschmaschine sammelt sich auch immer etwas Restwasser an, dass ihr über einen Abwasserschlauch neben dem Flusensieb ablaufen lassen könnt. Stellt dazu ein flaches Gefäß unter, hier kann schon mal ein halber Liter modrig riechendes Wasser herauslaufen.

Inhalt von Youtube

Beim Anzeigen dieses Inhalts werden Ihre IP-Adresse, Geräteinformationen, Referrer und Zeitstempel an Youtube übermittelt und Cookies gesetzt. Diese Daten können Youtube auch zu eigenen Zwecken, insbesondere zur Analyse des Nutzungsverhaltens zu Marktforschungs- und Marketing-Zwecken, dienen. Ein Zugriff auf diese Daten aus oder eine Speicherung in Staaten mit einem im Vergleich zur EU abweichenden Datenschutzniveau ist nicht ausgeschlossen.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Consent Banner

Waschmaschine reinigen mit Spülmaschinentabs?

Häufig liest man von diesem Trick: Einfach ein Spülmaschinentab in die Waschmaschine schmeißen, Waschgang bei 60 Grad durchlaufen lassen und schon stinkt die Waschmaschine nicht mehr. Ist da was dran?

Waschmaschinen-Hersteller raten natürlich von diesem Trick ab und empfehlen, lieber einen ihrer Waschmaschinenreiniger zu kaufen. Tatsächlich kann das enthaltene Bleichmittel im Spültab aber gegen den Biofilm in der Waschmaschine wirken.

Um sich den Leerlauf zu ersparen, empfiehlt Dr. Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. im Interview mit dem Bayrischen Rundfunk stattdessen einfach eine Weißwäsche bei 60 Grad mit einem festen Vollwaschmittel durchlaufen zu lassen. Das enthält Bleichmittel und ist genauso effektiv, obendrauf gibt es eine Ladung saubere Wäsche.

Das könnt ihr tun, wenn die Wäsche stinkt

Die regelmäßige Reinigung der Waschmaschine ist wichtig, damit sie nicht stinkt und Bakterien beseitigt werden können. Dennoch kann es vorkommen, dass eure Wäsche trotzdem muffig riecht. Das kann entweder daran liegen, dass....

  • ... die Wäsche zu lange in der Trommel lag.
  • ... ihr zu wenig Waschmittel benutzt habt.
  • ... ihr zu kalt und zu kurz gewaschen habt.
  • ... die Waschmaschine zu voll beladen wurde.
  • ... ihr die Kleidung zu früh abgehängt und zusammengefaltet in den Schrank gelegt habt.
  • ... die Ablaufpumpe defekt ist.

Damit eure Wäsche frisch riecht, achtet darauf, dass ihr das Waschmittel richtig dosiert. Ein Blick auf die Verpackung kann nicht schaden. Unterwäsche, Handtücher und stark verschmutzte Wäsche brauchen in der Regel einen Waschgang bei 60 Grad, um richtig sauber zu werden.

Beladet die Waschmaschine nur etwa zu 3/4, damit sie ordentlich durchgewaschen werden kann. Ist zum Beispiel die Ablaufpumpe defekt, solltet ihr sie fachmännisch reparieren lassen. Helfen kann hier zum Beispiel ein Reparaturdienst für Hausgeräte.

Und hier noch ein Artikel für alle, die ihre frisch gewaschene Wäsche gern in den Trockner legen:

Quellen: Studie Hochschule Furtwangen

Das wird dich auch interessieren