Zahlreiche Stromanbieter sind in den vergangenen Jahren in Deutschland pleite gegangen. Leidtragende sind die Kunden, die oft auch Geld verlieren. Verbraucherschützer haben nun untersucht, welche Hinweise auf dubiose Energielieferanten hindeuten.
Millionen Verbraucher sind in den vergangenen Jahren auf unseriöse Stromanbieter hereingefallen. Die Anbieter locken mit sehr günstigen Angeboten und tollen Neukundenboni. So war das auch im Fall der Bayerischen Energieversorgungsgesellschaft (BEV). Nachdem die BEV Insolvenz angemeldet hatte, war es für die Kunden schon zu spät. Die Boni oder Guthaben werden nicht gezahlt, die Kunden verloren Geld, die Energiepreise wurden teilweise drastisch erhöht. Der Fall von BEV ist nicht der einzige in den vergangenen Jahren. Die Liste der Energieunternehmen, die Insolvenz anmelden mussten ist lang, heißt es vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).
Warnsignale auf Krise beim Stromanbieter sind immer ähnlich
"Es gibt keine bestimmten Vorgehensweisen von Energielieferanten, anhand derer Verbraucher eine Unternehmenskrise eindeutig ausmachen können", sagt Fabian Tief vom Marktwächter Energie. "Häufen sich allerdings bestimmte Vorgehensweisen, könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass sich das Unternehmen in einer Schieflage befindet."
Um herauszufinden, wie sich Verbraucher schützen können, haben die Experten vom Marktwächter Energie verschiedene Fälle von Kunden der inzwischen insolventen Stromunternehmen BEV und e:veen ausgewertet. Außerdem befragten die Verbraucherschützer Vertreter der Bundesnetzagentur und des Vergleichsportals Check24.
Das Ergebnis: Die Warnsignale sind immer ähnlich – auch wenn jede Unternehmenskrise individuell verläuft. Vor allem, wenn sich bestimmte Verhaltens- oder Vorgehensweisen der Energielieferanten häufen, kann dies auf eine existenzielle Krise hindeuten, heißt es von den Verbraucherschützern. Sie raten Verbrauchern, die ihren Energieanbieter wechseln wollen, Kundenbewertungen und Informationen über den potenziellen Vertragspartner zu prüfen.
Folgende Vorgehensweisen deuten auf eine Krise hin:
Der Vertrag wird Verbrauchern am Telefon oder an der Haustür "untergeschoben".
Der Anbieter fordert Abschlagserhöhungen in der laufenden Abrechnungsperiode, obwohl der Zähler noch nicht abgelesen ist.
Er zahlt Boni oder Guthaben nicht aus, obwohl der Kunde mehrmals gemahnt hat.
Jahres- und Schlussrechnungen werden nicht fristgerecht erstellt.
Jahresabrechnungen mit (voraussichtlichem) Guthaben werden verspätet oder gar nicht erstellt.
Der Anbieter ist telefonisch und schriftlich nur schwer zu erreichen und ignoriert Beschwerden.
Der Stromanbieter nimmt versteckte Preiserhöhungen vor.
Vor dem Anbieterwechsel informieren
Die Verbraucherschützer betonen zwar, dass aus diesen Vorgehensweisen nicht zwingend auf eine Krise geschlossen werden muss. Es könnten auch technische Probleme im Unternehmensablauf dahinterstecken. Allerdings könnte es auf eine Krise hindeuten, wenn mehrere dieser Vorgehensweisen gleichzeitig auftreten. Eine Krise ist besonders wahrscheinlich, wenn mehrere der auftretenden Hinweise etwas mit Geld zu tun haben.
Informieren könnten sich Verbraucher bei den Verbraucherzentralen, dem Bund der Energieverbraucher, den Webseiten von Wechseldienstleistern sowie über die Nutzerbewertungen bei Vermittlungsportalen.
Die Verbraucherschützer sehen außerdem die Bundesnetzagentur in der Pflicht. Bei ihr liefen alle Marktinformationen zusammen, sie könnte Krisen frühzeitig erkennen. Nicht zuletzt, weil die Behörde auch Auskünfte von Energieunternehmen einfordern kann.
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