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Tiny Wohnglück: Stine & Danilo über ihr winziges Zuhause auf einem Boot


Nicht nur im Tiny House kann man mobil auf engstem Raum leben, auch auf einem Segelboot ist das möglich. Stine und Danilo leben seit neun Monaten auf ihrem Boot in Hamburg und erzählen in unserer Serie Tiny Wohnglück von den Herausforderungen und Vorteilen.

  1. Schlafzimmer, Toilette, Küche – alles on board
  2. 5 Fragen an die Bootsbewohner Stine und Danilo

Vor neun Monaten haben Stine und Danilo ihre Drei-Zimmer-Wohnung gegen ein Boot getauscht. Anfangs lebten sie an Bord eines knapp zehn Meter langen Motorboots. Seit Juni 2020 bewohnen sie die "Lola Balu", ein 9,60 Meter langes und 2,85 Meter breites, altes Segelboot. Das Boot liegt auf der Bille in Hamburg-Rothenburgsort.

Der Umzug hatte vor allem pragmatische Gründe. Die 27-jährige Mediengestalterin und Fitnessökonomin und der 29-jährige Masseur und Bademeister, der gerade eine Ausbildung zum Physiotherapeuten macht, wollen bald um die Welt reisen.

Um Geld zu sparen, zogen sie deshalb auf das Motorboot, das sie bereits über Ebay in Holland gekauft hatten. Inzwischen haben sie vor, nicht – wie ursprünglich geplant – per Bulli, sondern mit dem Schiff um die Welt zu reisen. Deshalb der erneute Umzug auf das Segelschiff.

Schlafzimmer, Toilette, Küche – alles on board

Die "Lola Balu" ist Baujahr 1957. Sie hat einen Rumpf aus Stahl und einen Aufbau aus Holz. Vorne im Bug befindet sich die V-Koje, dahinter die Toilette und ein kleiner Kleiderschrank.

Getrennt durch eine Schiebetür, befinden sich noch zwei gegenüberliegende Sitzbänke, die auch als Mittschiffskojen verwendet werden können und zwischen denen ein ausklappbarer Tisch liegt. Dazu kommen noch eine kleine Küchenzeile sowie der Navigations- oder Kartentisch. Draußen befindet sich dann das Cockpit.

Unter den Bänken des Cockpits, von innen zu erreichen, liegen noch zwei sogenannte Hundekojen. Diese nutzen Stine und Danilo als Stauraum für Segel, Werkzeug, Staubsauger.

Danilo und Stine leben dauerhaft auf dem Segelboot. Gemeldet sind sie allerdings bei Stines Vater, da sie in ihrem aktuellen Heimathafen keine Meldeadresse haben.

Heizen wollen sie im Winter mit einer 4-Kilowatt-Standheizung, die über Diesel und Batterie betrieben wird. Diese müssen sie allerdings erst noch einbauen. Die gleiche Heizung hatten sie vergangenen Winter auch auf dem Motorboot, wodurch es immer um die 25 Grad Celsius warm an Bord war. Einblicke in das Leben auf dem Segelboot bietet euch auch Stines Instagram-Kanal.

5 Fragen an die Bootsbewohner Stine und Danilo

1. Warum seid ihr auf ein Boot gezogen?

Ursprünglich war es einfach nur unser Plan, möglichst viel Geld zu sparen, da wir vorhaben, um die Welt zu reisen. Also haben wir beschlossen, unsere Möbel und unseren Hausstand zu verkaufen und unsere Wohnung aufzugeben, um in unser Motorboot zu ziehen.

Dann haben wir überlegt, wie wir möglichst umweltfreundlich, kostengünstig und praktisch reisen können und kamen auf die Idee zu segeln. Wir machten uns auf die Suche nach einem hochseetauglichen Segelboot und als wir es fanden, zogen wir um.

2. Welche (rechtlichen) Hürden musstet ihr nehmen, um so minimalistisch leben zu können?

Alles, was wir für unser Boot brauchen, ist ein Liegeplatz in einem Hafen, der es erlaubt beziehungsweise duldet, dass man dauerhaft an Bord lebt. Es gibt Häfen, in denen man sich sogar offiziell melden kann. Dort sind allerdings die Liegegebühren sehr hoch. Wenn man also eine Meldeadresse hat, interessiert es die Verwaltung einiger Häfen oft nicht, ob man nur einmal die Woche auf seinem Boot ist oder jeden Tag. Bei Vereinen ist es allerdings schwieriger, da dort beispielsweise auch der Zugang zu Strom und den sanitären Anlagen im Winter nicht gegeben sind.

3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben auf so kleinem Raum?

Zu den größten Herausforderungen gehört bei uns auf jeden Fall das regelmäßige Wäschewaschen. Es ist wirklich immer ein Tagesaufwand, alles zum Waschsalon zu schleppen und dort zu warten, bis alles gewaschen und auch wieder trocken ist.

Außerdem sind wir beide sehr ordnungsliebend und es ist nicht immer einfach, alles sauber und ordentlich zu halten, wenn beide den ganzen Tag an Bord sind und dort zum Beispiel am Laptop arbeiten, kochen, einen Film schauen oder kreativ sein wollen.

Für manche Menschen ist es auch unvorstellbar, mit so wenig Platz für Klamotten klar zu kommen. Für uns ist das allerdings eher befreiend. Was aber auch immer schwierig ist, ist die Bewirtung mehrerer Gäste. Wir haben nur Geschirr für vier Personen und dazu kommt, dass unser Kühlschrank gerade mal ein kleiner Campingkühlschrank ist. Große Buffets fallen daher leider flach. Aber das wissen unsere Freunde und Verwandten ja und freuen sich trotzdem immer, uns zu besuchen.

4. Was gefällt euch am besten daran, tiny leben?

Wir stellen immer wieder fest, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Wir geben kaum noch Geld für unnötigen Kram aus und sind trotzdem gemütlich eingerichtet, haben zu jeder Gelegenheit passende Outfits parat und können uns alles kochen, worauf wir Lust haben. Zudem können wir unser Zuhause überall mit hinnehmen und müssen keine Koffer packen. Wenn wir Putztag haben, sind wir damit innerhalb von höchstens zwei Stunden fertig.

5. Was würdet ihr heute anders machen, wenn ihr euch nochmal ein Hausboot kaufen würdet und was hättet ihr gerne vorher gewusst?

Wir haben die Entscheidung bisher nicht einmal bereut. Wir waren emotional auf alles vorbereitet und hatten bisher noch keine bösen Überraschungen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Man braucht allerdings eine gewisse Gelassenheit, wenn Probleme auftreten, denn bei so einem alten Boot kommen Probleme grundsätzlich unerwartet und plötzlich. Vergangenen Winter fiel die Standheizung aus, als wir unterwegs waren. Der Schock war erstmal groß, als wir in ein völlig ausgekühltes Boot zurückkamen.

Ab und zu tritt Wasser an einigen Stellen ein, was sofort behoben werden muss und direkt beim Einzug in die "Lola Balu" hatten wir einen Kabelbrand, nach dem die komplette Elektrik im ganzen Boot neu verlegt werden musste.

Vor allem Stine hat anfangs nicht mit so vielen unerwarteten und auch mal gefährlichen Problemen gerechnet und daher auch einige Male die Fassung verloren. Zum Glück behält Danilo immer einen kühlen Kopf und hat bisher immer schnell eine Lösung gefunden.

Stines und Danilos Tipp für alle, die auch tiny leben wollen:

Wenn einem die Idee gefällt, dann sollte man es einfach machen. Und dabei nicht zu viel darüber nachdenken, was passieren könnte. Man findet für alles eine Lösung! Und wenn Plan A nicht so funktionieren will, wie gewünscht, heckt man eben einen Plan B aus.

Unser abschließender Tipp: Ihr wollt noch von anderen Menschen lesen, die auf engstem Raum leben? Auf unserer großen Übersichtsseite findet ihr alle Teile unserer Serie "Tiny Wohnglück":

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