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Stimmt es, dass Seife umweltfreundlicher als Duschgel ist?


Sie heißen "Shampoo Bar" oder "Shower Bar" und wer auf Nachhaltigkeit achtet, hat sie bereits in der Dusche liegen: Das Stück Seife erlebt aktuell ein Comeback, denn es soll viel umweltfreundlicher sein als ein gewöhnliches Duschgel. Doch stimmt das überhaupt?

  1. Warum Seife umweltfreundlicher ist als Duschgel
  2. Seife greift den Säureschutzmantel der Haut an

Nachhaltig leben und einkaufen wird für viele Menschen immer wichtiger. Auch im Badezimmer geht der Griff immer häufiger zu Zero Waste-Produkten wie zum Beispiel fester Seife statt flüssigem Duschgel. Klingt ziemlich altmodisch, feste Seife feiert nun aber schon seit einigen Jahren ihr großes Comeback. Und das nicht nur im Bioladen: Auch in Drogeriemärkten stehen wieder mehr Seifen im Regal. Es gibt sogar kleine Seifen-Manufakturen, die sich auf dieses Produkt spezialisiert haben und sie als umweltfreundliche Alternative bewerben.

Doch ist feste Seife wirklich so viel umweltfreundlicher als Duschgel? Dazu sagt man Seife nach, dass sie gar nicht mal so gut für die Haut sein soll. Was ist da dran?

Tatsächlich sind feste Seifen, vor allem wenn es sich um Bio- oder Naturseifen handelt, wesentlich umweltfreundlicher als gewöhnliche Duschgels.

Warum das so ist, erfahrt ihr folgend. Einen Nachteil gibt es aber leider, denn feste Seifen können den natürlichen Säureschutzmantel der Haut angreifen. Mehr Infos dazu findet ihr weiter unten im Artikel.

Warum Seife umweltfreundlicher ist als Duschgel

Wer umweltbewusster leben will, der tauscht Shampoo oder Duschgel in Zukunft gegen ein Stück Seife aus. Die wichtigsten Gründe, warum Seife umweltfreundlicher ist als Duschgel, im Überblick:

Verpackung

Während die meisten Duschgels in großen Plastikflaschen verkauft werden, die man in der Regel wegwirft, sobald sie geleert sind, werden Bio- oder Naturseifen am Stück meist nur in etwas recyceltem Papier oder Pappe eingeschlagen.

Auch in der Küche könnt ihr übrigens auf Plastikverpackungen und -materialien verzichten. Wie das geht, erfahrt ihr in "Zero Waste in der Küche: 10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit und weniger Plastik".

Inhaltsstoffe

Die meisten Naturseifen werden aus pflanzlichen Ölen und Glycerin hergestellt. Für den Duft kommen maximal noch ätherische Öle hinzu. Die Liste an Inhaltsstoffen ist kurz, dazu sind die natürlichen Stoffe viel besser biologisch abbaubar als solche in flüssigen Duschgels oder Shampoos. Diese bestehen zwar größtenteils aus Wasser, zu den wesentlichen Bestandteilen gehören aber auch synthetische Tenside, sogenannte Syndets (synthetische Detergentien). Sie sind unter anderem für die Viskosität verantwortlich.

Findet ihr Bezeichnungen wie "soft", "sensitiv" oder "cremig", ist das schon ein erster Hinweis darauf, dass das Duschgel oder Shampoo winzige Plastikpartikel oder Kunststoffe enthält. Dabei handelt es sich meist um Granulate aus Polyethylen oder Polyurethan, die auch als Reibekörper eingesetzt werden.

Diese sind besonders für die meisten Kläranlagen problematisch, da sie solche kleinen Mikropartikel oft nicht vollständig herausfiltern können. Zum Beispiel können die feinsten Siebe des Hamburger Klärwerks nur Partikel auffangen, die maximal drei Millimeter groß sind. Alles was kleiner ist und sich nicht im Klärschlamm ablagert, gelangt mit dem gereinigten Wasser automatisch in die Elbe und später ins Meer, erklärt Hamburg Wasser. Dort zerfällt es in noch kleinere Krümel, die sich praktisch nicht mehr aus dem Meer entfernen lassen.

Tipp: Mikroplastik im Duschgel oder Shampoo erkennt ihr an der Abkürzung "Poly" und "Nylon". Ob eure Lieblings-Kosmetikprodukte schädliche Inhaltsstoffe enthalten, könnt ihr ganz einfach mit der App "Code Check" (iOS oder Android) überprüfen.

Verbrauch & Kosten

Ein Stück Bio-Seife kostet circa drei bis fünf Euro. Eine Flasche Duschgel bekommt man bereits ab 70 Cent. Auf den ersten Blick ist das Stück Seife erst mal viel teurer. Es ist aber auch weitaus ergiebiger. Eine Flasche Duschgel kann, wenn ihr täglich duscht, nach zwei bis drei Wochen leer sein. Ein Stück Seife hält aber auch schon mal zwei bis drei Monate.

Seife greift den Säureschutzmantel der Haut an

Dennoch hat Seife auch einen klaren Nachteil: Mit einen pH-Wert von 8 bis 11 ist sie alkalisch. Der natürliche Säureschutzmantel auf der Hautoberfläche besitzt jedoch einen pH-Wert von 4,8 bis 5,3 und ist somit leicht sauer. Der Säureschutzmantel ist wichtig, um die Haut vor krankheitserregenden Bakterien zu schützen. Seift ihr euch beim Duschen mit Seife ein, greift das den Säureschutzmantel der Haut an und der pH-Wert erhöht sich kurzzeitig. Dabei werden auch wichtige Hautbakterien abgetötet. Ist eure Haut gesund, normalisiert sich der pH-Wert aber bereits nach wenigen Stunden wieder.

Je häufiger ihr jedoch feste Seife beim Duschen verwendet desto mehr wird der Säureschutzmantel angegriffen und er bekommt Löcher. Die Haut verliert ihren Schutz und wird angreifbarer. Dermatologen raten deshalb sogar dazu, den Körper weder mit Seife noch mit Duschgels, sondern nur mit Wasser zu reinigen. Das stärkt die natürliche Abwehrkraft der Haut und kann zum Beispiel Ekzemen oder Rötungen vorbeugen.

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