Die Deutschen legen viel Wert auf Mülltrennung. Doch immer noch landen viele Abfälle im Restmüll, die dort nicht hingehören. Das geht aus einer neuen Studie des Umweltbundesamtes hervor.
Die Deutschen sehen sich ganz weit vorne, wenn es um Mülltrennung geht. Doch der Mülltrennungsweltmeister ist eher ein "Möchtegernmülltrennngsweltmeister" – das schreibt zumindest der "Spiegel". Denn immer noch landen zu viele Abfälle, die eigentlich in Glas-, Plastik- oder Bio-Tonne gehören würden, im Restmüll. Das geht aus einer Studie des Umweltbundesamtes hervor.
Demnach hat sich die Menge an Restmüll in den vergangenen 35 Jahren zwar fast halbiert – von 239 Kilogramm pro Jahr und Einwohner auf 138 Kilogramm. Doch enden viele Wertstoffe im Restmüll, die dort nicht hineingehören. Der größte Posten ist hier der Biomüll – er macht 39 Prozent des "falschen Restmülls" aus. Zum Biomüll gehören Nahrungsabfälle, Gartenabfälle und andere organische Abfälle wie Kleintierstreu aus Heu oder Stroh.
Im Jahr kommen so gut und gerne 50 Kilogramm Bioabfälle pro Einwohner zusammen. Und das, obwohl die Mülltrennung für diese Abfälle schon seit 2015 Pflicht ist – das regelt das Kreislaufwirtschaftsgesetz.
Mülltrennung bei Altpapier, Metall und Kunststoffen stark verbessert
Was die Mülltrennung bei Altpapier, Altglas, Metall und Kunststoffe angeht, haben die Deutschen in den vergangenen Jahren ihr Verhalten stark geändert. Das Umweltbundesamt verzeichnet hier bei der falschen Entsorgung seit 1985 teilweise Rückgänge von 80 Prozent. Dennoch entsorgt der Durchschnittsbürger immer noch 8,6 Kilogramm Kunststoffe pro Jahr im Restmüll.
Auch Wertstoffe – also Elektrogeräte, Holz, Kork, Altkleider und ähnliches, was auf den Wertstoffhof gehört – werfen viele Bürger immer noch in den Restmüll. 35 Kilogramm pro Einwohner landen hier im Schnitt im Hausmülleimer.
Bei der Mülltrennungs-Treue unterscheiden sich Städter und Menschen, die auf dem Land leben, gewaltig. Menschen, die in Städten leben, schmeißen im Schnitt 151 Kilogramm pro Jahr weg – das sind 13 Kilogramm mehr, als der Durchschnitt. In der Stadt landen jährlich mehr als 64 Kilogramm Bioabfälle, rund zwölf Kilogramm an Plastik, etwa zehn Kilogramm Altpapier und 7,6 Kilogramm Altglas pro Bürger im Restmüll.
Mülltrennung der Deutschen ist "gut, aber nicht sehr gut"
Gut, aber nicht sehr gut, sei die Mülltrennung in Deutschland, sagt Umweltsekretär Jochen Flasbarth dazu: "Die Umweltpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten bei der Abfallverwertung einiges bewegt, aber wir sind noch lange nicht am Ende dieses langen Weges." Das Trennen müsse noch leichter werden, so Flasbarth weiter.
Für Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, hat die Abfallvermeidung höchste Priorität: "Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind der richtige Weg." Bioabfälle seien außerdem viel zu kostbar, um sie einfach im Restmüll zu entsorgen. Denn er lasse sich vollständig recyceln und liefere den Grundstoff für Kompost und Biogas.
Eines sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben: Auch wenn es schwierig ist, verlässliche Daten über die Mülltrennung in einzelnen Ländern zu erheben, hat sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2016 an dieses Unterfangen gewagt. Und auch wenn Deutschland noch einen weiten Weg vor sich hat: In keinem Land dieser Welt wird mehr recycelt. Das mit dem Weltmeistertitel stimmt also trotz der ernüchternden Zahlen doch.