Eine möblierte Wohnung bringt dem Vermieter mehr ein als eine unmöblierte, nicht zuletzt seit der Einführung der Mietpreisbremse. Die Folge: Das Angebot an möblierten Wohnungen steigt rasant.
"Die Wohnung ist nur möbliert zu vermieten" – wer in letzter Zeit eine neue Bleibe in einer deutschen Großstadt gesucht hat, kennt diesen Satz. Und liest ihn immer öfter. Zwischen 2005 und 2018 hat sich die Zahl der möbliert vermieteten Wohnungen vervierfacht. Das ergab eine Studie des Immobilienforschungsinstituts F+B, die dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorliegt.
Demnach wird auch der prozentuale Anteil von Wohnungen mit Möbeln am gesamten Wohnungsmarkt immer größer: Im Jahr 2007 betrug er noch drei Prozent, im Jahr 2018 waren es bereits 14 Prozent. Das liegt laut F+B auch daran, dass immer weniger unmöblierte Wohnungen auf dem Markt sind.
Möbliert ist für Vermieter lukrativer
Ein Grund, wieso Wohnungen vermehrt eingerichtet angeboten werden: Für den Vermieter ist das lukrativer. Denn die Miete wird so – je nach Qualität der Ausstattung – um einiges teurer. Laut der F+B-Analyse müssen Mieter für eine möblierte Wohnung im Bundesschnitt fast das doppelte berappen wie für eine unmöblierte Wohnung.
Auch was den Preisanstieg angeht, liegen Wohnungen mit kompletter Ausstattung vor uneingerichteten. Seit dem Jahr 2005 sei eine Steigerung von beinahe 50 Prozent zu verzeichnen. Unmöblierte Wohnungen seien dagegen "nur" um 18 Prozent teurer geworden, heißt es in der Analyse.
Mit möblierter Wohnung die Mietpreisbremse umgehen?
Das liegt offenbar an der wachsenden Nachfrage nach möblierten Apartments. Laut einer aktuellen Auswertung der Hans Böckler Stiftung waren ein Drittel der Inserate am Hamburger Wohnungsmarkt kleine möblierte Wohnungen, die auf Zeit vermietet werden. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis Kaltmiete: 19,90 Euro. Das zeigt für die Experten, dass die Zielgruppe für diese Wohnungen nicht Studenten oder Singles sind, sondern Geschäftsreisende. Diese suchen mittlerweile vermehrt nach kleinen möblierten Wohnungen statt nach teuren Hotels.
Ein weiterer Grund, wieso Wohnungen vermehrt möbliert angeboten werden, ist die Mietpreisbremse. Denn, so die landläufige Meinung: Bei möblierten Wohnungen muss der Vermieter diese nicht beachten. In München macht ein Anbieter, der Wohnungen als Kapitalanlage verkaufen will, damit sogar Werbung. Der Interessent solle sich für die komplette Designmöblierung entscheiden, so könne man den Ertrag steigern und sei unabhängig von der Mietpreisbindung, ist auf der Webseite zu lesen.
Gerichte bei Höhe des Zuschlags uneins
Laut Mietpreisbremse dürfen Vermieter bei einer Neuvermietung nur zehn Prozent mehr berechnen als vergleichbare Wohnungen in derselben Gegend kosten. Das gilt an sich auch für möblierte Wohnungen. Das Problem: Es ist nicht einfach, die sogenannte ortsübliche Vergleichsmiete für möblierte Wohnungen festzustellen. Laut Mietspiegel ist ein Zuschlag für eine möblierte Wohnung zu berechnen. Problematisch ist hier jedoch wieder: Wie hoch darf der Zuschlag denn sein? Gerichte sind sich dabei uneinig.
Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, macht die Entwicklung bei den möblierten Wohnungen Sorgen. "Vermieter nutzen die Wohnungsnot der Menschen gnadenlos aus, indem sie ihnen überteuerte möblierte Wohnungen anbieten", sagte er dem "Spiegel". In entspannten Wohnungsmärkten würde es eine so hohe Zahl von Angeboten zu solch hohen Preisen nicht geben – denn niemand würde diese Preise zahlen.