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Lebenserwartung: Hier leben die Menschen in Deutschland am längsten


Wie lange jemand lebt, hängt stark davon ab, wo er lebt – auch in Deutschland. Eine neue Auswertung zeigt, wie hoch die Lebenserwartung für Frauen und Männer in allen deutschen Landkreisen ist.

  1. Lebenserwartung hat nichts mit Stadt oder Land zu tun
  2. "Lebensstandards für ärmere Teile der Bevölkerung verbessern"

Wer in einer reichen Gegend mit hohem Erholungswert und gut bezahlter Arbeit wohnt, der lebt länger. Das gilt auch für Deutschland. Kein Wunder, dass die Menschen im reichsten Landkreis sehr alt werden: Im bayerischen Landkreis Starnberg werden Frauen im Schnitt so alt wie nirgendwo sonst im Land: 85,7 Jahre beträgt dort die mittlere Lebenserwartung. Starnberger Männer werden durchschnittlich 80,7 Jahre alt – Platz vier im bundesweiten Vergleich.

Die Zahlen gehen aus einer Auswertung der Soziologen und Demografen Roland Rau und Carl Schmertmann im Deutschen Ärzteblatt hervor. Um die Lebenserwartung für alle 402 deutschen Landkreise zu ermitteln, griffen sie auf Bevölkerungszahlen und Sterbefälle in den Jahren zwischen 2015 und 2017 zurück.

Demnach liegt die Spanne der Lebenserwartung bei Männern bei 5,4 Jahren – sie werden in Deutschland zwischen 75,8 und 81,2 Jahre alt. Bei Frauen ist die Differenz niedriger, sie liegt bei 3,9 Jahren (81,8 bis 85,7 Jahre).

Lebenserwartung hat nichts mit Stadt oder Land zu tun

Mit Stadt und Land hätten die gravierenden Unterschiede in der Lebenserwartung nichts zu tun, schreiben die Forscher. So liegt bei den Männern der Landkreis München auf Platz 1 und bei den Frauen auf dem dritten Platz. Auch die Stadt München sorgt offenbar für ein langes Leben (Frauen auf Platz zwei mit 85,5 Jahren, Männer auf Platz drei mit 80,8 Jahren).

Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald rund um Freiburg werden Männer mit 80,9 Jahren im Schnitt am zweitältesten. Weit vorne liegen auch der Taunus-Kreis und viele bayerische und baden-württembergische Landkreise. Bemerkenswert ist aber, dass es Stuttgart zwar bei den Frauen auf den vierten Platz schafft, für Männer liegt die Lebenserwartung aber nur auf dem 44. Rang.

Die fünf Städte und Landkreise mit der höchsten und niedrigsten Lebenserwartung für Frauen in Deutschland

Platz Landkreis / Stadt Durchschnittliche Lebenserwartung
1. Landkreis Starnberg 85,7 Jahre
2. München 85,5 Jahre
3. Landkreis München 85,5 Jahre
4. Stuttgart 85,4 Jahre
5. Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald 85,3 Jahre
...
398. Landkreis Harz 82,3 Jahre
399. Kyffhäuserkreis 82,2 Jahre
400. Gelsenkirchen 82,2 Jahre
401. Landkreis Anhalt-Bitterfeld 82,1 Jahre
402. Salzlandkreis 81,8 Jahre
Die fünf Städte und Landkreise mit der höchsten und niedrigsten Lebenserwartung für Frauen in Deutschland (Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Zahlen gerundet).

Durchschnittlich am jüngsten sterben die Menschen in Deutschland der Auswertung zufolge in ländlichen Gegenden der ehemaligen DDR sowie im Ruhrgebiet. Die Lebenserwartung von Männern ist in Bremerhaven am schlechtesten. Sie liegt bei 75,8 Jahren im Schnitt – und damit ungefähr auf dem Niveau von Oman, wie die Forscher schreiben. Frauen sterben im Salzlandkreis mit im Schnitt 81,8 Jahren am jüngsten – was ungefähr der Lebenserwartung in Tschechien entspricht. Besonders kurz ist die Lebenserwartung in Sachsen-Anhalt. Bei den Männern liegen alle Landkreise unter den niedrigsten zehn Prozent, bei den Frauen sind es alle bis auf einen.

Die fünf Städte und Landkreise mit der höchsten und niedrigsten Lebenserwartung für Männer in Deutschland

Platz Landkreis / Stadt Durchschnittliche Lebenserwartung
1. Landkreis München 81,2 Jahre
2. Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald 80,9 Jahre
3. München 80,8 Jahre
4. Landkreis Starnberg 80,7 Jahre
5. Hochtaunuskreis 80,7 Jahre
...
398. Landkreis Wittenberg 76,6 Jahre
399. Landkreis Vorpommern-Greifswald 76,6 Jahre
400. Salzlandkreis 76,4 Jahre
401. Landkreis Stendal 76,1 Jahre
402. Bremerhaven 75,8 Jahre
Die fünf Städte und Landkreise mit der höchsten und niedrigsten Lebenserwartung für Männer in Deutschland (Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Zahlen gerundet).

"Lebensstandards für ärmere Teile der Bevölkerung verbessern"

Für die Studienautoren sind Faktoren wie Stadt oder Land, Pro-Kopf-Einkommen oder Bevölkerungsdichte für die Lebenserwartung weniger relevant. Vielmehr zählten "ökonomische Indikatoren", die sich auf ärmere Personengruppen beziehen. Dazu gehörten Kinderarmut, die Arbeitslosenquote und der Anteil der Menschen, die Wohngeld oder Hartz IV beziehen. Armut und Arbeitslosigkeit könnten krank machen, außerdem verhielten sich Menschen in schwierigen sozioökonomischen Situationen weniger gesundheitsbewusst.

"Sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheit besteht selbst in einem wohlhabenden Land wie Deutschland", heißt es im Ärzteblatt. Menschen mit niedrigem sozialem Status hätten ein höheres Risiko, in jüngerem Lebensalter zu versterben als Bessergestellte.

Die Ergebnisse deuteten darauf hin, "dass Maßnahmen, die die Lebensstandards für ärmere Teile der Bevölkerung verbessern, am ehesten dazu geeignet sind, die existierenden Unterschiede in der Lebenserwartung zu reduzieren."

Werdet ihr also in länger leben, wenn ihr nach München zieht? Natürlich nicht. Denn die individuelle Lebenserwartung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Wenn ihr euch in Salzgitter gut ernährt, Sport macht und auf euch acht gebt, werdet ihr womöglich älter als ein rauchender Nicht-Sportler in München.

Quellen: Deutsches Ärzteblatt

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