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EU-Kommission will "Renovierungswelle" lostreten

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Katharina Schneider


Ein großer Teil der Energie innerhalb der EU wird in Gebäuden verbraucht. Mit einer "Renovierungswelle" will die EU-Kommission nun erreichen, dass mehr Gebäude energetisch saniert werden. So soll nicht nur die Lebensqualität vieler Menschen gesteigert werden – auch neue Arbeitsplätze verspricht die Kommission.

  1. Renovierungswelle der EU: Diese Aktionen stehen im Fokus
  2. Mehr Arbeitsplätze, bessere Lebensqualität, weniger Emissionen
  3. Renovierungswelle: Lob von der Baubranche, Kritik von Haus & Grund

Rund 40 Prozent der Energie in der gesamten Europäischen Union wird in Gebäuden verbraucht, für die Beheizung und Warmwasseraufbereitung sowie für den Strom, den Haushalte verbrauchen. So entstehen durch diesen Energieverbrauch auch 36 Prozent der gesamten in der EU anfallenden Treibhausgasemissionen. Das soll sich, wenn es nach der EU-Kommission geht, ändern. Die will mit einer Renovierungswelle die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern.

Aktuell wird pro Jahr EU-weit gerade einmal ein Prozent des gesamten Gebäudebestands energetisch saniert. Diese Quote möchte die Kommission innerhalb der nächsten zehn Jahre mindestens verdoppeln. Durch Renovierungen soll so mehr Energie- und Ressourceneffizienz geschaffen werden.

Renovierungswelle der EU: Diese Aktionen stehen im Fokus

Um das umzusetzen, plant die Kommission einige Aktionen:

  • Sie will strengere Vorschriften, Standards und Informationen in Bezug auf die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden einführen und vermitteln. Das soll Modernisierungen attraktiver machen. Auch für den öffentlichen Sektor will die EU die Renovierungsanforderungen erweitern.
  • Die Kommission möchte außerdem den Zugang zur Finanzierung für Sanierungsmaßnahmen erleichtern. Das soll durch die Projekte "Renovieren" und "Vorantreiben" geschehen.
  • Außerdem ist der Ausbau der Kapazitäten für die Vorbereitung und Durchführung von Renovierungsprojekten geplant. So will die EU zum Beispiel nationale und lokale Behörden technisch unterstützen und Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte schaffen.
  • Die Kommission möchte zudem den Markt für nachhaltige Bauprodukte und -leistungen ausweiten. Dafür sollen neue Werkstoffe integriert aber auch Rechtsvorschriften überarbeitet werden.
  • Es soll ein neues europäisches Bauhaus als interdisziplinäres Projekt entstehen. Diesem soll ein Beratungsgremium aus externen Sachverständigen aus Wissenschaft, Kunst, Architektur, Design, Planung und Zivilgesellschaft vorstehen. Den Prozess will die Kommission bis zum kommenden Sommer einleiten, im Jahr 2022 sollen dann fünf Gründungs-Bauhäuser in verschiedenen EU-Länder errichtet werden.
  • Zusätzlich sollen stadtteilbezogene Konzepte für lokale Gemeinschaften entwickelt werden. So sollen Lösungen integriert werden können, die auf erneuerbaren Energien und Digitalisierung basieren und in den Bezirken eine ausgeglichene Energiebilanz schaffen.

Mehr Arbeitsplätze, bessere Lebensqualität, weniger Emissionen

Bei der Strategie geht es der Kommission nicht nur um energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden. Die Renovierungswelle könne "eine umfassende Veränderung unserer Städte und der baulich gestalteten Umwelt auslösen", heißt es von der Kommission.

Die Kommission erwartet durch die Maßnahmen die Verbesserung der Lebensqualität für viele Menschen, die Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen, die Förderung der Digitalisierung und eine Erhöhung der Wiederverwendung von Werkstoffen. Außerdem könnten laut EU-Schätzung so bis 2030 35 Millionen Gebäude renoviert und 160.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe geschaffen werden.

Die Baubranche begrüßt den Vorstoß der EU-Kommission. "Das ist ein gutes Signal für die Bauwirtschaft in Zeiten von Corona", sagte Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Verbands Bauindustrie. Allerdings sei es fraglich, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen zum Erreichen der Ziele wirklich ausreichten. "Wir müssen die Kleinteiligkeit der Umsetzung überwinden, wenn wir signifikante Erfolge erzielen wollen", sagte Babiel.

Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hält die geplante Renovierungswelle für richtig. Der Verband fordert allerdings, dass die Anforderungen an die energetische Modernisierung praxistauglich und wirtschaftlich gerechtfertigt sein müssen.

Wenig begeistert zeigt sich hingegen der Eigentümerverband Haus & Grund. Er bezeichnet das EU-Vorhaben als "unbezahlbaren Irrweg". "Die EU verspricht Arbeitsplätze, Wachstum sowie ein behagliches Zuhause und erschwingliche Energierechnungen für jeden. Nichts davon wird dieser europäische Sanierungszwang erreichen", sagt Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke.

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