Sind Mietwohnungen oder Eigenheime energieeffizienter? Und wie viel hat sich in Sachen Energieeffizienz in den vergangenen Jahren bei Wohngebäuden getan? Darüber gibt eine Untersuchung des Immobilieninstituts F+B Auskunft.
Rund 40 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland verschwenden ziemlich viel Energie. Das geht aus einer Auswertung des Immobilieninstituts F+B hervor. Demnach weisen sie eine der drei schlechtesten Energieeffizienzklassen F, G oder H auf. Das Immobilieninstitut hat rund 3,4 Millionen Datensätze von Miet- und Eigentumswohnungen sowie von Ein- und Zweifamilienhäuser analysiert, die zwischen 2017 und 2020 auf Immobilienportalen inseriert wurden.
Bei den Eigentumswohnungen sieht es besser aus. Dort finden sich nur 18 Prozent in den schlechtesten drei Energieeffizienzklassen, bei den Mietwohnungen sind es 17,4 Prozent.
Mietwohnungen sind zwar selten große Energieverschwender. Sie finden sich dafür aber auch deutlich seltener in den besten zwei Energieeffizienzklassen A (Niedrigenergiehaus) und A+ (Passivhaus) wieder. Nur 8,3 Prozent der Mietwohnungen erfüllen diese höchsten Energiestandards. Bei den Eigentumswohnungen sind es 16,8 Prozent und bei den Ein- und Zweifamilienhäusern 15,3 Prozent.
Energieeffizienz-
klasse
Endenergie-
verbrauch (in kWh/m2)
Mietwohnungen
Eigentumswohnungen
Ein- und
Zweifamilien-
häuser
A+
unter 30
3,4 %
7,7 %
7,6 %
A
30 bis 49,99
4,9 %
9,1 %
7,7 %
B
50 bis 74,99
13,4 %
12,0 %
9,0 %
C
75 bis 99,99
20,0 %
15,6 %
10,0 %
D
100 bis 129,99
24,5 %
21,9 %
13,5 %
E
130 bis 159,99
16,5 %
15,5 %
12,6 %
F
160 bis 199,99
10,6 %
9,8 %
13,6 %
G
200 bis 249,99
4,6 %
4,8 %
11,2 %
H
über 250
2,2 %
3,4 %
14,8 %
Anteil aller Objekte in Energieeffizienzklassen (Inserate 2017 bis 2020)
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Wohnungsbestand verbessert sich nur langsam energetisch
Die Verteilung der Wohnungen über die Energieeffizienzklassen veränderte sich im Zeitverlauf für die Jahrgänge 2017, 2018, 2019 und 2020 nur geringfügig. Das bedeutet, dass sich der energetische Zustand der inserierten Objekte nur in sehr kleinen Schritten verbesserte. Immerhin erhöht sich der Anteil der obersten drei Effizienzklassen bei Mietwohnungen zwischen 2017 und 2020 um knapp fünf Prozentpunkte. In der gleichen Zeit verringerte sich der Anteil der untersten drei Klassen um vier Prozentpunkte.
Zwischen saniertem und unsaniertem Bestand bestehen jeweils sowohl für Miet- und Eigentumswohnungen als auch für Eigenheime insgesamt und insbesondere in den beiden Effizienzklassen A+ und A kaum Unterschiede. Die Modernisierung im Bestand scheint nur bei Mietwohnungen einen gewissen Effekt auf die Energieeffizienzklassen A und B zu haben. Hier sind es jeweils rund vier Prozentpunkte höhere Anteile im modernisierten Bestand gegenüber dem nicht modernisierten Bestand.
Alte Gebäude sind nur sehr selten energieeffizient
Wie energieeffizient die Wohnungsbestände sind, hängt auch stark von der Baualtersklasse ab. Bei Mietwohnungen befinden sich ab der Baualtersklasse 1980 bis 1990 rund zehn Prozent in den Energieeffizienzklasse A und A+. In älteren Baualtersklassen gibt es in diesen beiden Effizienzklassen keine nennenswerten Anteile. Bei ab 1990 erbauten Gebäuden steigt der Anteil energieeffizienter Gebäude zwar an, aber nur auf rund 20 Prozent.
Bei den Eigentumswohnungen gewinnen die Klassen A und A+ erst ab dem Baujahr 2001 bis 2010 an Bedeutung. Acht Prozent der Gebäude aus dieser Altersgruppe finden sich in den höchsten Energieeffizienzklassen. Ab dem Baujahr 2011 erfüllt dann über die Hälfte der Eigentumswohnungen den Passivhaus- oder Niedrigenergiehausstandard.
Auch bei Eigenheimen ist es so, dass Häuser aus der Zeit vor dem Jahr 2000 nur sehr selten die höchsten Energiestandards erfüllen. Danach steigen die Anteile stark an:
auf 7 Prozent (A+) respektive 10 Prozent (A) für die Baujahre zwischen 2001 bis 2010,
auf 33 Prozent (A+) respektive 30 Prozent (A) für die Baualtersklassen 2011 bis 2019
und 43 Prozent (A+) respektive 36 Prozent (A) für Häuser, die 2020 oder später gebaut wurden.
F+B zieht das Fazit, dass die politisch breit erhobene Forderung, unter allen Umständen die Wohnungsbestände aller Baualtersklassen möglichst umfassend zu sanieren und energetisch zu ertüchtigen, nicht die gewünschte spürbare Wirkung zeigt.
Das Immobilieninstitut regt deshalb an, über Abriss älterer Gebäude und den gegebenenfalls geförderten Ersatzneubau nachzudenken. Damit könnte man neben den energetischen Zielen auch zeitgemäße Komfortaspekte in deutlich größerem Umfang realisieren als beispielsweise durch Investitionen in den Schlichtwohnungsbau der 1950er und 60er Jahre, so F+B.