Alle Welt redet über Klimaschutz und die damit einhergehende angestrebte Verkehrswende. Die Rufe nach autofreien Innenstädten und einem Ausbau von Radwegen werden immer lauter. E-Scooter und Leihräder fluten die Straßen von deutschen Großstädten. Und auch das Elektroauto wird schon seit Jahren als wichtiger Baustein des Straßenverkehrs der Zukunft angepriesen.
Wirklich überzeugt scheinen die Deutschen da aber noch nicht zu sein. Auch wenn die Anzahl der elektrisch betriebenen Neuwagen von Jahr zu Jahr zunimmt, lag ihr Anteil an allen Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2019 bei lediglich 2,6 Prozent.
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Einer der Gründe dafür liegt möglicherweise in den deutschen Wohnverhältnissen. In Deutschland wohnen vergleichsweise viele Menschen zur Miete statt in den eigenen vier Wänden. Ein guter Indikator dafür ist die Wohneigentumsquote: Die lag 2017 hierzulande bei rund 51 Prozent. In Norwegen, wo bereits jetzt mehr als jeder zweite neu zugelassene PKW ein Elektroauto ist, lag sie dagegen bei über 81 Prozent.
Auch wenn das unmöglich die einzige Erklärung für die schleppende Akzeptanz von E-Autos in Deutschland sein kann, stellen sich vor allem hier viele Autofahrerinnen und Autofahrer die Frage: Wie kann ich trotz Mietwohnung mein Elektroauto laden?
Öffentliche Ladesäulen sind nicht die beste Lösung
Am praktischsten ist es, das Auto nachts an den Stromanschluss zu stöpseln. Dann wird es meist ohnehin nicht bewegt und kann in Ruhe seinen Akku laden. Die naheliegende Option: Ihr nutzt die schnell wachsende Ladeinfrastruktur und schließt euer Auto an einer der zahlreichen Ladesäulen im öffentlichen Raum an.
Allerdings hat das einige Nachteile:
Gibt es in eurer Nachbarschaft überhaupt öffentliche Ladesäulen? In Großstädten stellt sich diese Frage mittlerweile nicht. Im ländlichen Raum sind Ladestationen dagegen häufig nur sehr verstreut vorzufinden.
Ihr könnt euch nie sicher sein, ob eine der Ladestationen in der Nachbarschaft noch verfügbar ist oder ob alle bereits belegt sind. Schließlich gehören euch diese Ladepunkte nicht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Die Ladeleistung der öffentlichen Ladepunkte lässt häufig zu wünschen übrig. Schnellladepunkte machen nur einen Bruchteil der öffentlichen Ladestationen aus. Damit seid ihr geradezu gezwungen, euer Auto mindestens einige Stunden, wenn nicht gar über Nacht stehen zu lassen, damit ihr anschließend eine etwas längere Strecke ohne Zwischenladungen schafft. Das ist zwar bei Ladeanschlüssen zu Hause nicht anders, aber da steht das Auto direkt vor der Haustür oder in der Tiefgarage und nicht drei Straßen weiter.
Der Tarifdschungel der Stromanbieter, von denen ihr Strom an öffentlichen Ladesäulen beziehen könnt, ist unübersichtlich. Manche bieten einen Preis pro Kilowattstunde an, andere berechnen euch einen Preis pro Minute und wieder andere legen pauschal einen Festpreis für jeden begonnenen Ladevorgang fest. Mit einem eigenen Anschluss bezahlt ihr den Preis, den ihr auch sonst für den zu Hause verbrauchten Strom bezahlt.
Elektroauto zu Hause laden: Wallbox statt Steckdose
Ein Ladeanschluss direkt vor der eigenen Haustür oder, noch besser, in der Tiefgarage ist damit die praktikabelste und langfristig günstigste Lösung. Es gibt nur ein Problem: Die wenigsten Tiefgaragen verfügen über Stromanschlüsse. Während es für Eigenheimbesitzer kaum ein Problem sein dürfte, den Elektriker zu bestellen, ein Kabel verlegen und gegebenenfalls eine sogenannte Wallbox installieren zu lassen, gestaltet sich das in Mietwohnungen etwas schwieriger.
Theoretisch kann das E-Auto auch an einer üblichen Haushaltssteckdose geladen werden, sofern sich in der Nähe eine findet. Empfehlenswert ist das nicht. Zum einen dauert es viel länger, bis das Auto geladen ist. Zum anderen raten Fachleute von einer Ladung über die Steckdose ab, da sie nicht für die dauerhafte Abgabe so großer Strommengen bestimmt ist und überhitzen könnte. Es muss dann eine Wandladestation her, die Starkstrom liefert.
Rechtliche Hürden für Elektroauto-Ladepunkte
Das Wohnungseigentumsgesetz verlangt in seiner jetzigen Fassung bei Umbauten des Gemeinschaftseigentums das Einverständnis aller Eigentümer. Das wäre bei der Installation einer Wallbox der Fall. Immerhin müssen erst noch die entsprechenden Stromkabel verlegt werden. Nur eine von zehn Tiefgaragen in Deutschland verfügt bereits über entsprechende Leerrohre, durch die die Kabel gezogen werden könnten. Die Wand muss in vielen Fällen also erst aufgerissen werden. Für einen solchen Eingriff braucht es der Zustimmung aller Objekteigentümer bzw. des Vermieters.
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Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos müssen deshalb häufig gut argumentieren, um den Vermieter auf ihre Seite zu ziehen. An Argumenten für einen solchen Eingriff mangelt es nicht. Über die Verteilung der Kosten für eine Installation können Eigentümer, Vermieter und Mieter individuell verhandeln. Spätestens ab 2025 müssen alle Neubauten und grundlegend sanierten Wohngebäude mit mehr als zehn Stellplätzen ohnehin entsprechend vorverkabelt sein. Und doch lehnen viele Vermieter einen solchen Wunsch nach wie vor ab.
Alles, was euch dann noch übrig bleibt, ist, auf das angekündigte Gesetz zu warten, das die Hürden zur Montage von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern und anderen Mietimmobilien beseitigen soll. Mehrere Bundesministerien haben sich bereits an einem Entwurf versucht, der vorerst gescheitert ist. Aktuell findet ein neuer Anlauf statt. Die Rede ist davon, dass Mieter einen Anspruch auf eine Lademöglichkeit am Stellplatz bekommen sollen, sofern sie diese selbst bezahlen. Ob und wann ein Gesetz verabschiedet wird, das den Weg zu Ladestationen in Tiefgaragen und auf privaten Mietflächen endgültig frei macht, steht noch in den Sternen.