Ist das die Zukunft des Bauens? In Deutschland wurde jetzt das erste Haus aus dem 3D-Drucker eröffnet. Die Technik soll in den nächsten Jahren den Bauprozess billiger machen und damit auch günstigeren Wohnraum schaffen.
Das erste seiner Art: Im nordrhein-westfälischen Städtchen Beckum wurde das erste Haus, das in Deutschland im 3D-Betondruck-Verfahren entstand, offiziell eröffnet.
Zwei Geschosse, rund 160 Quadratmeter Wohnfläche: Das klingt nach einem ganz normalen Einfamilienhaus. Doch normal ist bei diesem Gebäude eigentlich nichts. Denn es ist nicht Stein auf Stein gebaut oder als Fertighaus konzipiert. Nein, dieses Haus wurde gedruckt, und zwar von einem speziellen 3D-Betondrucker.
Günstiger bauen durch Materialeinsparungen
Bei diesem sogenannten Portaldrucker bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Dabei sind nur zwei Personen nötig, um den Drucker zu bedienen, denn die Überwachung des Druckkopfs und der Druckergebnisse erfolgt per Kamera. Für einen Quadratmeter Wand benötigt der Drucker rund fünf Minuten.
So entstand in rund zehn Monaten (Bau-, pardon, Druckbeginn war der 17. September 2020) ein Haus, das nach Aussage der beteiligten Firmen allein bei der Materialmenge für die Wände im Vergleich zu anderen massiven Wandkonstruktionen um bis zu 50 Prozent einspart. Und auch die reine Bauzeit soll sich künftig noch verkürzen.
Vorteile, die das Bauen der Zukunft verbilligen sollen. Und die Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der offiziellen Eröffnung ausdrücklich betonte: "Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten."
Technische Finessen auch bei der Gebäudetechnik
Spannend sind die technischen Details des 3D-Hauses. Denn die Konstruktion des Hauses besteht aus dreischaligen, mit Isoliermasse verfüllten Wänden. Dabei berücksichtigt der Drucker bereits während des Druckvorgangs die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse. Die präzise Platzierung des Druckmörtels spart so Zeit und Ressourcen.
Ebenso innovativ wie das Bauverfahren ist auch die Gebäudetechnik. So entschied man sich für die Klimatisierung des Gebäudes für ein besonderes Flächenheiz- und Kühlsystem. Erwärmt wird hier nämlich nicht die Luft, sondern die Objekte, die sich in den Räumen befinden.
Dazu wird das System in die Decke verlegt und erwärmt diese sanft. Diese Energie wird dann als Wärmestrahlung in den Raum abgegeben. Der Effekt: Das Thermometer zeigt 20 Grad an, die sich aber wie 23 Grad anfühlen. Das spart laut den Projektbeteiligten rund 18 Prozent an Energie ein.
Weitere 3D-Bauten in der Umsetzung
Das vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen seines Programmes "Innovatives Bauen" mit 200.000 Euro geförderte Projekt ist das erste seiner Art in Deutschland. Das federführende Unternehmen, die Peri GmbH, nutzt die dabei gewonnenen Erkenntnisse für weitere Bauten aus dem 3D-Drucker, unter anderem in den USA.
Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der Peri-Gruppe, ist sich sicher: "Das Projekt in Beckum ist ein Meilenstein, der in der Branche vieles in Bewegung gebracht hat." Und das nicht nur in Deutschland, denn das erste gedruckte Haus in den Niederlanden ist schon länger bezugsfertig.