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Wohnungsbau-Studie 2019: Deutschland baut zu wenige und zu teure Wohnungen


In Deutschland werden mehr Wohnungen als früher gebaut – doch es sind immer noch zu wenige. Zu diesem Ergebnis kommt die Wohnungsbau-Studie 2019. Außerdem mangele es in den beliebten Städten massiv an günstigem Wohnraum. Die brisante Studie sorgt für heftige Reaktionen.

  1. Schlussfolgerungen aus der Wohnungsbau-Studie
  2. Reaktionen auf Wohnungsbau-Studie

Wer sich mit dem Immobilienmarkt in Deutschland beschäftigt, wird kaum überrascht sein: Zwar werden in Deutschland derzeit mehr Wohnungen gebaut, jedoch befinden sich diese eher im gehobenen Preissegment und die Bautätigkeit ist noch immer zu gering. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie des Prognos Instituts "Wer baut Deutschland? Inventur zum Bauen und Wohnen 2019", die am Wohnungsbau-Tag 2019 vorgestellt wurde.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Wohnungsbau-Studie, deren Auftraggeber das Verbändebündnis Wohnungsbau ist:

  • Die zwischen 2011 und 2017 fertiggestellten 1,65 Millionen Wohnungen reichen nicht aus, um die von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgehaltenen 375.000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen (Zielerreichungsquote 2017: 76 Prozent).
  • Es fehlt massiv an Sozialwohnungen. "Bei geförderten Sozialmietwohnungen liegt die Bedarfsdeckung im Jahr 2017 lediglich bei 33 Prozent (26.200 Fertigstellungen)", heißt es in der Studie.
  • Die Fertigstellungen im Geschosswohnungsbau haben deutlich zugenommen und sich zwischen 2011 und 2017 verdoppelt.
  • Die durchschnittliche Wohnfläche je neu gebauter Wohnung ist um rund zehn Prozent zurückgegangen.
  • Die beliebten Städte – als Top 7 werden München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Köln und Stuttgart genannt – haben nichts an Attraktivität verloren. "Gerade in den A- und B-Städten kommt es aufgrund der geringen Bedarfsdeckung zu erkennbaren Ausweichbewegungen in umliegende Wohnungsmärkte", heißt es in der Studie.
  • Auch die Kapazitätsengpässe in der Bauwirtschaft stellen "einen hemmenden Faktor für die Neubautätigkeit in Deutschland dar".

Schlussfolgerungen aus der Wohnungsbau-Studie

Als Konsequenz fordern die Verfasser der Wohnungsbau-Studie von Politik und Bauwirtschaft eine mittel- und langfristige Strategie und konsequentes Handeln, um den Herausforderungen im Wohnungsmarkt zu begegnen. "Konkrete Maßnahmen gilt es vor dem Hintergrund eines hohen bis sehr hohen Wohnraumdrucks in den angespannten Märkten umgehend und zeitnah einzuleiten", heißt es.

Die konkreten Forderungen:

  • Verstärkte Ausweisung und Aktivierung von Baulandflächen durch die Kommunen.
  • Maßnahmen und Gesetze zügig auf den Weg zu bringen.
  • Interkommunale Lösungen und Stadt-Umland-Kooperationen.
  • Deutliche Forcierung der Flächenausweisung.
  • "Grundstücke, die sich im Eigentum des Bundes bzw. der öffentlichen Hand befinden, sollten bewusst vergeben werden und nicht an den Höchstbietenden verkauft werden."
  • Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren in Städten und Kommunen sowie Ländern.

Insbesondere die Tendenzen im sozialen Wohnungsbau bereiten Sorgen: "Die Bedarfsdeckung von 33 Prozent im Jahr 2017 macht deutlich, dass die zur Verfügung gestellten Mittel und Aktivitäten nicht ausreichen, um den Bedarf von 80.000 Wohnungen realisieren zu können."

Reaktionen auf Wohnungsbau-Studie

Die Ergebnisse der Wohnungsbau-Studie 2019 riefen überwiegend kritische Reaktionen hervor. Robert Feiger, IG BAU-Bundesvorsitzender, warnt "vor der Gefahr sozialer Spannungen in Großstädten aufgrund fehlender oder nicht mehr bezahlbarer Wohnungen. Arbeitnehmer mit durchschnittlichen Einkommen und Rentner können sich dort kaum noch eine Wohnung leisten."

Und auch Stefan Thurn, Präsident des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), macht der Politik Druck: "Die Menschen, die Wohnungen suchen, sind es satt, dass die Verantwortung von einem zum anderen geschoben wird. Wir brauchen konzertiertes Handeln in der Politik beim bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau, sonst wird der soziale Druck im Kessel und an der Wahlurne immer höher."

Kleiner abschließender Tipp: Vielleicht interessiert ihr euch auch für unseren Artikel "Wohnen in der Stadt: 10 Trends bei Stadtbewohnern".

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