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Stromverbrauch: Erstmals mehr als die Hälfte aus erneuerbaren Energien

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Katharina Schneider


Erstmals hat der Anteil an erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland mehr als die Hälfte betragen. Das geht aus Berechnungen für die ersten drei Monate des Jahres 2020 hervor. Doch Experten sprechen von einer Momentaufnahme.

  1. 77 Milliarden Kilowattstunden aus erneuerbaren Energien
  2. Stromverbrauch als Berechnungsgrundlage
  3. Investitionen in erneuerbare Energien lohnen sich

Erneuerbare Energien haben im ersten Quartal 2020 mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Rund 52 Prozent des von Januar bis März verbrauchten Stroms stammte aus Wind, Wasserkraft, Sonne und anderen erneuerbaren Quellen – ein Rekord.

Das geht aus Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Im Vorjahreszeitraum hatte der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch noch 44,4 Prozent betragen.

Der Grund sei "eine Kombination von Sondereffekten", heißt es von ZSW und BDEW. Auf einen "Wind-Rekord" im Februar folgte der sehr sonnige März. Außerdem sei der Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Prozent zurückgegangen. Das führen die Experten auf die Corona-Krise zurück. Durch die habe es eine vergleichsweise schwache Konjunktur und einen Rückgang der Industrieproduktion gegeben.

77 Milliarden Kilowattstunden aus erneuerbaren Energien

In den ersten drei Monaten des Jahres wurden in Deutschland fast 158 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Das ist ein Rückgang von fast sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Stromverbrauch lag bei rund 148 Milliarden Kilowattstunden. Im Vorjahreszeitraum hatte er noch bei 151 Milliarden Kilowattstunden gelegen.

Insgesamt erzeugten regenerative Quellen im ersten Quartal 2020 77 Milliarden Killowattstunden Strom (Q1 2019: 67,1 Milliarden Kilowattstunden).

Die verteilen sich auf die unterschiedlichen Quellen:

  • Onshore-Windanlagen: 43 Milliarden Kilowattstunden
  • Biomasse: 11 Milliarden Kilowattstunden
  • Offshore-Windanlagen: 9 Milliarden Kilowattstunden
  • Photovoltaik-Anlagen: 7 Milliarden Kilowattstunden
  • Wasserkraft: 5 Milliarden Kilowattstunden
  • Der Rest entfällt auf Siedlungsabfälle und Geothermie.

Stromverbrauch als Berechnungsgrundlage

BDEW und ZSW nehmen für ihre Berechnungen den Stromverbrauch, nicht die Stromerzeugung, als Grundlage. Das sei die gängige Berechnungsgrundlage, die auch auf europäische Vorgaben zurückgeht. Nimmt man die Stromerzeugung als Basis, liegen die Erneuerbaren mit 49 Prozent leicht hinter den konventionellen Energien. In dieser Zahl ist jedoch auch der Anteil enthalten, den deutsche Stromerzeuger ins Ausland verkaufen.

Wegen des Zusammenkommens der Sondereffekte sei noch keine Ableitung für das Gesamtjahr 2020 zu treffen. "Die Leistungsfähigkeit der erneuerbaren Energien ist sehr erfreulich", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Geschäftsführung. "Allerdings sollten wir uns immer vor Augen halten, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt."

Investitionen in erneuerbare Energien lohnen sich

Andreae warnt, dass die Rekordzahlen in starkem Kontrast zur aktuell "dramatischen Situation" beim Ausbau der Wind- und Photovoltaik-Anlagen stehen. "Werden Hemmnisse und Deckel hier nicht zügig beseitigt, ist das 65-Prozent-Ziel bis 2030 kaum zu erreichen."

Es müsse sichergestellt werden, dass weiterhin in den Ausbau der Erneuerbaren investiert werde – auch vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation. ZSW-Geschäftsführer Frithjof Staiß sagt, dass sich die Investitionen angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Pandemie lohnen. Denn bei Wind- und Solarenergie bleibe ein deutlich größerer Anteil der Wertschöpfung im Land – was positiv für Konjunktur und Unternehmen sei. Außerdem seien die Investitionen in regenerative Energien weniger risikobehaftet.

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