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In Berlin entsteht ein Haus aus Recycling-Baumaterialien


Beim Hausbau landen neue oder neuwertige Baustoffe oft auf dem Müll. Eine Berliner Kooperation will dieser Wegwerfmentalität etwas entgegensetzen und mit dem CRCLR-Haus ein reines Recycling-Haus bauen.

  1. Ein Recycling-Haus gegen die Wegwerfmentalität
  2. Recycling-Haus soll Begegnungsstätte werden

Ein Haus, das nur aus Baustoffen besteht, die sonst auf dem Müll landen – ist das machbar? Im Berliner Stadtteil Neukölln soll die Idee vom Recycling-Haus jetzt umgesetzt werden. Verantwortlich dafür sind die Baugenossenschaft TRNSFRM und die Plattform Restado. Über diese können Hand- und Heimwerker übriggebliebene Baustoffe verkaufen oder von anderen Anbietern erwerben.

Das sogenannte CRCLR-Haus wird nicht von Grund auf neu gebaut. Basis ist ein Fasslager der ehemaligen Kindl-Brauerei, das bereits saniert wird. Zweieinhalb Geschosse zusätzlich soll es obendrauf bekommen. Bestehend aus Materialien, die beim Bau von anderen Gebäuden übrig geblieben sind.

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Ein altes Fasslager der ehemaligen Kindl-Brauerei ist die Basis für das Recycling-Haus

Um die Baustoffe zusammenzubekommen, hat Restado eine eigene Projektseite eingerichtet. Dort sind die Materialien aufgelistet, die noch benötigt werden. Crowdsourcing nennen die beteiligten Unternehmen das – jeder, der Material spendet, hat sich so quasi am Bau des Hauses beteiligt.

Ein Recycling-Haus gegen die Wegwerfmentalität

"Wir wollen der Wegwerfmentalität etwas entgegensetzen", sagt Restado-Mitgründer Julius Schäufele zum Pilotprojekt. Außerdem wollen die Initiatoren "Wege zur sinnvollen Wiederverwendung" aufzeigen.

Denn Ressourcenverschwendung ist ein Schlüsselthema unserer Zeit. Heute verbrauchen die Menschen 1,75 mal mehr Ressourcen als die Erde langfristig zur Verfügung stellen kann. Und die Baubranche spielt dabei einen großen Part. Laut der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fallen rund 40 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs am Bau an. Außerdem ist die Industrie für 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Wir wollen jeden zum Baustoffretter machen.

Ulrike Schock, Mitgründerin von Restado

Oft landen außerdem neue oder neuwertige Baustoffe auf dem Müll, weil die Entsorgung als einfachste Lösung erscheint, heißt es von Restado. "Wir wollen jeden zum Baustoffretter machen", sagt Ulrike Schock, Mitgründerin von Restado. Jeder könne einen ökologischen Beitrag leisten. "Je mehr Baustoffe gerettet und wiederverwendet werden, desto größer ist der Einfluss auf die Baubranche."

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So soll das Recycling-Haus CRCLR aussehen, wenn es fertig ist.

Ein Konzept, das gut zur CRCLR-Philosophie passt. Der "Think- and Do-Tank" hat sich den Kampf gegen Ungleichheit und Klimawandel auf die Fahne geschrieben. CRCLR steht für das englische Wort circular, was so viel wie kreisförmig, zyklisch heißt. Die Mission sei es, den Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, heißt es bei der Organisation.

Recycling-Haus soll Begegnungsstätte werden

"Unser Ziel ist das Bauen mit sicheren und gesunden Materialien und die Integration der im Umfeld existierenden Ressourcen", sagt Johannes Stiglmair, Projektsteuerer bei TRNSFRM. Die Baustoffe sollen aus geschlossenen Kreisläufen entliehen und nicht unwiederbringlich entnommen werden.

Das neue CRCLR-Haus soll eine Begegnungsstätte werden für Kooperationen und Veranstaltungen, die sich mit Themen rund um die Kreislaufwirtschaft beschäftigen. 2020 soll es eröffnen.

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