Um profitorientierte von am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen unterscheiden zu können, gibt es jetzt ein Gütesiegel. "MeinFairMieter" soll ein Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt sein – und Mietern sowie Vermietern Vorteile bringen.
Günstige Mietwohnungen in Deutschland sind rar. Und immer wieder liest man von unfairen Vermietern, die sich die Wohnungsnot zu Nutze machen, um daraus Kapital zu schlagen. Damit Mieter eine bessere Orientierung bei Wohnungsangeboten haben, hat der Verein "MeinFairMieter" ein Gütesiegel ins Leben gerufen. Damit sollen sich auch Wohnungsunternehmen mit Sozialfokus von profitorientierten Wohnungsunternehmen abgrenzen können.
"Bei Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist", sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts und Mitgründer des Vereins. "Dabei bauen viele Vermieter auch auf die Jobcenter als 'zuverlässige Zahlungsstelle'." Gerade Neuvermietungen nutzten Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen.
MeinFairMieter: Gütesiegel als Sozialkompass für Wohnungsmarkt
Neben dem Ökonomen Günther haben der Marketing-Experte Kay P. Stolp und der Wirtschaftsjournalist Gerd Warda den Verein und das Gütesiegel initiiert. Das Siegel sehen sie als "Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt", der für weite Teile der Bevölkerung relevant sei. Denn laut dem Pestel-Institut arbeitet ein Viertel der Beschäftigten im Niedriglohnsektor.
Aber auch nicht alle Vermieter wollen als gierig abgestempelt werden – besonders die öffentlichen Wohnungsgesellschaften und die Genossenschaften sehen sich zu Unrecht in dieser Schublade. Seit vielen Jahren bestehe in der Wohnungswirtschaft der Wunsch nach einer Differenzierung zwischen gemeinwohl- und profitorientierten Wohnungsunternehmen, heißt es von MeinFairMieter. Zwar müssten auch Wohnungsunternehmen Gewinne erzielen, um langfristig bestehen zu können, sagt Günther. Die Umsetzung jedes Mieterhöhungsspielraums sei dabei aber nicht nötig.
Wohnungsunternehmen müssen für Siegel fünf Kriterien erfüllen
"Da eine politische Mehrheit für eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit nicht in Sicht ist, habe ich mich entschlossen, einer Initiative beizutreten, die eine Unterscheidbarkeit zwischen den Vermietern herbeiführen will – und zwar mit einem Gütesiegel", sagt Günther.
Für das Gütesiegel MeinFairMieter sollen Wohnungsunternehmen fünf Kriterien erfüllen:
Die Durchschnittsmiete muss unterhalb der lokalen Wohngeldstufe liegen.
Für Modernisierungen ist eine maximale Mieterhöhung von einem Euro pro Quadratmeter zulässig.
Auf das eingezahlte Kapital darf eine maximale Gewinnausschüttung von fünf Prozent erfolgen.
Die Unternehmen müssen die Mindeststandards zum Sozialmanagement erfüllen.
Die Wohnungsunternehmen sollen sich für das Wohlergehen ihrer Mieter "mit viel Herz" und wohnbegleitenden Serviceangeboten wie Mieterfesten oder Wohn-Cafés einsetzen.
Eventuelle Überschüsse des Vereins sollen an gemeinnützige Projekte weitergegeben werden, heißt es von MeinFairMieter: "Dadurch wird der Verein Projekte unterstützen, die sich unter anderem für die Schaffung von gutem und bezahlbarem Wohnraum für viele Menschen einsetzen."