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Igel füttern: Das solltet ihr unbedingt beachten

Portrait von Dirc Kalweit
Dirc Kalweit


Herbstzeit ist Igelzeit. Höchste Zeit für die stacheligen Gesellen, sich jetzt ausreichend Winterspeck anzulegen. Ihr könnt die Tiere durch eine artgerechte Fütterung dabei unterstützen. Welches Futter sich für Igel eignet, warum ihr sie nur in Ausnahmen im Haus füttern solltet, das erklären wir euch hier.

  1. Woran erkenne ich, ob ein Igel Futter braucht?
  2. Darf ich einen Igel ins Haus nehmen zum Füttern?
  3. Igel füttern: So geht's richtig
  4. Der igelfreundliche Garten: Zuhause und Futterquelle
  5. Diese "Igel-Profis" helfen euch weiter

Sobald es Herbst wird, freuen sich viele Gartenbesitzer wieder über Igelbesuch. Und fragen sich: Darf ich Igel eigentlich füttern? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Und was frisst so ein stacheliger Geselle eigentlich?

Fragen rund um die Fütterung von Igeln beantworten wir euch in diesem Beitrag.

Woran erkenne ich, ob ein Igel Futter braucht?

Wenn ein Igel sich ein ausreichendes Fettpolster angefuttert hat, zieht er sich für den Winterschlaf zurück. Interessant ist, dass es dabei eine Reihenfolge gibt. Die Igelmännchen gehen bei entsprechender Witterung schon Anfang Oktober in den Ruhemodus. Danach folgen die Weibchen. Sie müssen sich noch etwas länger von der Aufzucht der Jungen erholen.

Ganz zum Schluss gehen dann die Jungigel schlafen, weil sie am längsten brauchen, um das ideale Winterschlafgewicht zu erreichen. Doch egal ob Männchen, Weibchen oder Jungigel, daran könnt ihr gute von schlecht genährten Tiere unterscheiden:

  • Ein gut genährter Igel hat eine schöne Birnenform. Am Kopf ist er schmaler, hinten breiter.
  • Ein schlecht genährter Igel ist eher wurstförmig. Am Hals hat er Einbuchtungen, die Seiten sind eingefallen.

Mindestens 500 bis 600 Gramm sollte ein Igel Anfang November an Gewicht haben, um den kommenden Winterschlaf zu überstehen. Aber: Wenn ihr draußen einen deutlich mageren Kameraden seht, ist das noch lange kein Grund, ihn ins Haus zu holen. Maßnahme Nummer eins sollte auf jeden Fall die Zufütterung im Garten sein. Im Idealfall erreicht der Igel bis zum Winterschlaf so noch das ausreichende Gewicht.

Darf ich einen Igel ins Haus nehmen zum Füttern?

Ganz grundsätzlich: Ein Igel ist ein Wildtier, kein Haustier. Igel gehören zu den besonders geschützten Arten, und die dürfen hierzulande laut Bundesartenschutzverordnung nicht gefangen werden. Wer es dennoch tut, riskiert unter Umständen eine Geldstrafe.

Eine Ausnahme bilden jedoch hilfsbedürftige Igel. Das können kranke oder verletzte Igel sein oder auch Tiere, die plötzlich (zum Beispiel durch eine Baustelle) von ihrem angestammten Platz verdrängt wurden. Auch dann, wenn ihr mutterlose Igeljunge mit geschlossenen Augen und Ohren außerhalb des Nestes findet, dürft ihr eingreifen.

Zwei Igel verspeisen einen Regenwurm.
Regenwürmer gehören zu den Lieblingsspeisen der Igel. Tiere, die im Haus aufgepäppelt werden, solltet ihr damit aber wegen der Gefahr von Parasiten nicht füttern.

Igel füttern: So geht's richtig

Wie gesagt: Wenn der Igel nicht krank oder anderweitig hilfsbedürftig ist, dann helft ihr ihm im Herbst am besten durch eine Zufütterung im Garten. Das solltet ihr dabei beachten:

Zufüttern von Igeln im Herbst

Eine Futterstelle für den Igel lässt sich ganz einfach aufstellen. Dazu kann zum Beispiel eine umgedrehte Obstkiste dienen, die ihr mit einem Stein beschwert. Oder ihr nehmt eine Europalette (oder einen Teil davon) und befestigt oben drauf Dachpappe oder tackert Folie fest. Im Internet, zum Beispiel bei Amazon, gibt es auch Igelfutterhäuser zum Kaufen* (Anzeige). Oder ihr baut gleich selbst ein ganzes Igelfutterhaus. Hier findet ihr dafür eine schöne Bauanleitung.

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Wichtig ist in jedem Fall, dass der Igel (wenn möglich) zwei rund zehn mal zehn Zentimeter große Einschlupflöcher hat. Zwei deshalb, weil sich die Tiere dann bei Futterstreitigkeiten aus dem Weg gehen können. Und stellt das Häuschen nicht in eine Senke, dann bekommt der Igel unfreiwillig nasse Füße.

Die Futterstelle solltet ihr regelmäßig säubern, damit keine Krankheiten übertragen werden. Diese Hygienemaßnahme ist wirklich wichtig. Stellt das Futter auf eine Schale, darunter Zeitungspapier. Das Papier dann täglich entsorgen und die Schale gründlich spülen.

Das könnt ihr als Igelfutter verwenden:

Als Basisfutter

  • Katzen- oder Hundefeuchtfutter (ohne Gelee oder Soße) mit einem Fleischanteil von mindestens 60 Prozent, mit Haferflocken vermischt

Als Ergänzungsfutter

  • ungewürztes Rührei
  • Hackfleisch vom Rind oder Schwein (durchgegart)
  • Süßwasserfisch (durchgegart)

Ideal ist eine Mischung aus Basis- und Ergänzungsfutter im Verhältnis 50:50.

Ein Wort an dieser Stelle zu Igeltrockenfutter, das es im Zoohandel zu kaufen gibt. Dieses solltet ihr – wenn überhaupt – nur verwenden, um das Basisfutter ein wenig zu verlängern. Als Allein- oder Hauptfutter ist Igeltrockenfutter ungeeignet!

Das solltet ihr auf keinen Fall an Igel verfüttern:

  • Speisereste
  • gewürzte Speisen
  • Süßigkeiten
  • Nüsse
  • Quark oder Joghurt
  • Obst und Gemüse

Kein Obst und Gemüse? Das ist richtig. Beides gehört nicht auf den Speiseplan von Igeln, denn der Igeldarm kann das gar nicht verdauen. Wenn ein Igel doch mal an einem Apfel knabbert, dann meist nur deshalb, weil es dort Würmer und Insekten als Zugabe gibt. Zum Trinken gibt es übrigens ausschließlich Wasser, NIEMALS MILCH!

Ganz wichtig: Sobald der Winter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt oder gar Schnee Einzug hält, solltet ihr das Füttern des Igels beenden. Findet der Igel nämlich keine Nahrung mehr, dann ist das unter anderem für ihn ein Zeichen, mit dem Winterschlaf zu beginnen.

Verwaiste Igel füttern

Ihr habt einen Igel bei euch im Haus aufgenommen? Seid euch bitte darüber bewusst, dass die Fütterung und Pflege eines solchen Tieres eine Menge an Zeit, Aufmerksamkeit und Erfahrung erfordert. Wenn ihr euch unsicher seid und Hilfe benötigt, am Ende des Artikels findet ihr einen hilfreichen Kontakt.

Ansonsten gilt bei Igel-Findlingen derselbe Speiseplan wie bei der Zufütterung. Gefüttert wird dabei einmal am Tag, nach Möglichkeit am Abend. Wenn der Igel stark unterernährt ist, dürft ihr am Anfang das Futter nur in kleinen Dosen geben. Frisst das Tier zu viel, dann kann es nämlich zu einem Kreislaufkollaps kommen. Außerdem solltet ihr einen "Hausigel" nicht mit selbstgefangenen Regenwürmern füttern. Die können nämlich Parasiten übertragen. Gleiches gilt für Schnecken, die ein Igel sowieso nicht so gern frisst.

Ein Sonderfall sind Igelbabys. Für deren Fütterung braucht ihr neben Einmalspritzen (2 ml) auch spezielle Präparate, die beim Tierarzt erhältlich sind. AUF KEINEN FALL dürft ihr Kuhmilch verabreichen, auch nicht in verdünnter Form. Und auch handelsübliche Baby- oder Heilnahrung ist für die Winzlinge komplett ungeeignet. Grundsätzlich gilt: die Fütterung, Aufzucht und Pflege von Igelbabys ist eigentlich nur was für Profis.

Der igelfreundliche Garten: Zuhause und Futterquelle

Es ist noch gar nicht so lange her, da war es ganz normal, einen Igel über den Winter im Haus durchzufüttern. Bei gesunden Igeln hat sich aber herausgestellt, dass ein Winterquartier bei den Menschen eher kontraproduktiv ist.

Wenn ihr den Stacheltieren wirklich etwas Gutes tun wollt, dann bietet ihnen einen igelfreundlichen Lebensraum, in dem sie neben einer Zuflucht auch selbst genug Futter finden. Wichtig dafür wären zum Beispiel:

  • Unterschlupf: Baumwurzeln, Hecken, Laub- und Komposthaufen, Holzstapel und Steinhaufen – das alles eignet sich als natürliche Igelbehausung.
  • Durchgang zu anderen Gärten: Igel haben einen ziemlich großen Aktionsradius, gerade bei der Nahrungssuche. Zäune und Gitter behindern sie dabei erheblich.
  • Keine Pflanzenschutzmittel: Auf dem Speiseplan des Igels stehen vor allem Käfer, Raupen, Regenwürmer und Tausendfüßler. Diese Nahrungsquelle wird beim Einsatz von Chemie im wahrsten Sinne des Wortes vergiftet.
  • Vorsichtig mähen: Unter Hecken und Bäumen lässt sich der Igel gern nieder. Hier nur ganz vorsichtig mähen. Auf Mähroboter nach Möglichkeit verzichten.
  • Einheimische Pflanzen: Achtet nach Möglichkeit darauf, dass die Bepflanzung eures Gartens auch Insekten (und damit dem Igel) zugute kommt. Gerade viele exotische Pflanzen sind da geradezu steril und bieten Insekten überhaupt keine Lebensgrundlage.
  • Wasserversorgung: Kleine Schalen eignen sich nicht nur als Vogeltränken. Auch der Igel freut sich gerade in heißen Sommern darüber.

Diese "Igel-Profis" helfen euch weiter

Ihr seid euch nicht sicher, ob der Igel in eurem Garten Hilfe benötigt? Ob Fütterung, Pflege oder Aufzucht – bei allen Fragen rund um den Igel gibt es zahlreiche Organisationen, die sich mit dem Schutz der Tiere professionell befassen. Wir möchten hier stellvertretend Pro Igel, Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V., nennen.

Der Verein bietet auch eine Igelberatung an:

Darüber hinaus zeigt der Verein auf seiner Webseite auch eine Übersichts-Karte mit Igel-Pflegestationen. Und wer sich für die kommende Igelsaison schon einmal einlesen will, dem empfehlen wir die Pro Igel Merkblätter.

*Dieser Beitrag wurde um sogenannte Affiliate-Links ergänzt. Dadurch bekommen wir bei Kaufabschluss einen kleinen Anteil der Provision.

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