Das Baugewerbe – zumindest der Wohnungsbau – schien ganz gut durch die Coronakrise zu kommen. Neue Zahlen zeigen jedoch, dass die Aufträge im Mai deutlich zurückgegangen sind. Verbände sehen nun die öffentliche Hand in der Pflicht.
Zunächst schien es, als würde das Baugewerbe glimpflich durch die Coronakrise kommen – auch wenn die Branche immer wieder vor verzögerten Folgen warnte. Im Mai 2020 sind nun die neu eingehenden Aufträge im Vergleich zum April um 5,7 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum Februar dieses Jahres war der Auftragseingang im Mai sogar um 13,3 Prozent niedriger. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor.
Demnach war der Auftragseingang im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent niedriger. Betrachtet man die gesamten ersten fünf Monate des Jahres 2020, ist ein realer Rückgang von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu konstatieren.
Auch die Umsätze im Baugewerbe durch neue Aufträge bewegen sich nach unten. Nicht preisbereinigt betrug der Auftragseingang im Mai rund 6,7 Milliarden Euro. Das sind 10,6 Prozent weniger als noch im Mai des Vorjahres (7,5 Milliarden Euro).
Gesamtumsatz im Baugewerbe noch stabil
Der Gesamtumsatz konnte von Januar bis Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um 7,1 Prozent auf rund 40 Milliarden Euro gesteigert werden. Allerdings arbeiteten die Betriebe aktuell noch die hohen Auftragsbestände von Jahresbeginn ab, heißt es dazu von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Besonders deutlich sind die neuen Aufträge im Wirtschaftshochbau eingebrochen. Ganze 35 Prozent weniger Eingänge als noch im Vorjahresmonat waren hier im Mai 2020 zu verzeichnen.
Doch nicht nur die Aufträge im Wirtschaftsbau sind eingebrochen. Auch der Wohnungsbau verzeichnet im Mai 4,6 Prozent weniger Auftragseingänge als noch im Vorjahresmonat. Schon im April 2020 waren die Aufträge um 13 Prozent im Vergleich zu April 2019 eingebrochen. "Hier zeigen sich die negativen Folgen steigender Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen", sagt Pakleppa. Aufträge der öffentlichen Hand könnten den Einbruch aktuell nicht kompensieren.
Pakleppa fordert die öffentliche Hand auf, aktiv zu werden. Ähnliches sagt auch Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie: "Die entsprechenden Aufträge müssen endlich auf den Markt kommen." Die Unternehmen hätten im Vertrauen auf den vom Bund initiierten Investitionshochlauf ihre Kapazitäten aufgebaut, sagt Pakleppa. Das gelte auch für den Ausbau der Autobahn und den kommunalen Straßenbau.
Für die Statistik erfasste das Statistische Bundesamt Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen.