Deutschland diskutiert die Gründe für die Krise auf dem Wohnungsmarkt – und die Wege heraus. Mehr Wohnungen zu bauen sei nicht die Lösung, erklärt nun ein Stadtplanungsexperte überraschend.
Zu wenige bebaubare Grundstücke, zu wenige Sozialwohnungen, zu raffgierige Vermieter – die Gründe für die Krise auf dem deutschen Wohnungsmarkt scheinen auf der Hand zu liegen. Stadtplanungsexperte Daniel Fuhrhop widerspricht nun der gängigen Argumentation und erklärt stattdessen: Es gibt in Deutschland sogar einen "Bauüberfluss".
"Überschuss von 150.000 Wohnungen"
Der Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Oldenburg untermauert seine These im Interview mit "n-tv.de" mit Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Der Bevölkerungszuwachs habe 2018 bei 227.000 Menschen gelegen, gleichzeitig seien aber 285.000 Wohnungen fertiggestellt worden.
"Legt man zugrunde, dass im Durchschnitt zwei Personen in einem Haushalt leben und berücksichtigt man noch, dass wahrscheinlich rund 20.000 Wohnungen im letzten Jahr durch Abriss verloren gingen, bleibt ein Überschuss von etwa 150.000 Wohnungen", rechnet Fuhrhop vor.
Mehr Wohnfläche pro Kopf als je zuvor
Neubau löse das Problem auf dem Wohnungsmarkt also nicht, erklärt der Bauexperte. Dafür seien vielmehr "Trends, die stärker sind als alle Neubauanstrengungen" verantwortlich, etwa die Tendenz zu Zweit- und Drittwohnungen in Ballungsräumen. Zudem betrage die durchschnittliche Wohnfläche in Deutschland pro Person mittlerweile 45 Quadratmeter – "mehr als jemals zuvor."