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Nur wenige Wohnungen in Deutschland sind wirklich barrierefrei


Die wenigsten Häuser und Wohnungen in Deutschland sind barrierefrei. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Bundesamts hervor. Auch bei Neubauten ist Barrierefreiheit eher die Ausnahme als die Regel.

  1. Alter der Bewohner spielt keine Rolle bei Barrierefreiheit
  2. Barrierefreies Wohnen hängt vom Einkommen ab

Nur zwei Prozent der Wohnungen und Einfamilienhäuser in Deutschland sind barrierefrei. Sogar bei den in den vergangenen Jahren errichteten Neubauten weist nur ein Fünftel diese Eigenschaften auf. Das geht aus dem Mikrozensus-Zusatzprogramm "Wohnen" des Statistischen Bundesamts hervor. Das Programm erhebt erstmals Daten zu Barrieren im Wohnungsbestand in Deutschland. Die Erhebung der Daten fand 2018 statt.

Demnach lasse sich nur jedes zehntes Gebäude stufenlos erreichen. Doch nicht nur bei den meisten Eingängen fehlt es an Barrierefreiheit. Auch die Breite von Durchgängen im Gebäude oder zu kleine Bewegungsräume stellen häufig Hindernisse dar.

Alter der Bewohner spielt keine Rolle bei Barrierefreiheit

Für die Untersuchung wurden mehrere Kriterien für die Barrierefreiheit betrachtet:

  • die stufen- und schwellenlose Erreichbarkeit aller Räume
  • ausreichend breite Wohnungs- und Raumtüren
  • ausreichend breite Flure
  • genügend Platz in Küche und Bad sowie
  • ein ebenerdiger Einstieg in die Dusche.

Prinzipiell versteht man unter Barrierefreiheit, dass Menschen mit Behinderung umfassenden Zugang und uneingeschränkte Nutzungschancen aller gestalteten Lebensbereiche haben. Die Bereiche müssen dabei laut Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) "in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar" sein.

Alter und Anzahl der Bewohner spielen laut Statistischem Bundesamt keine Rolle dafür, wie barrierefrei ein Haus gestaltet ist. Also leben auch viele Senioren, die häufig auf Hilfsmittel angewiesen sind, um ihren Alltag bewältigen zu können, in nicht für sie geeigneten Wohnungen und Häusern. Und das, obwohl mittlerweile jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch über 65 Jahre alt ist und die Bundesregierung Fördermittel für altersgerechtes Umbauen zur Verfügung stellt.

Barrierefreies Wohnen hängt vom Einkommen ab

Im Gegensatz zum Alter der Bewohner spielt das Alter des Gebäudes eine große Rolle, wenn es um die Barrierefreiheit geht. Nur ein Prozent der Wohnungen, die vor 1948 gebaut wurden, sind barrierefrei. Bei den Wohnungen, die ab 2011 gebaut wurden, liegt der Anteil bei 18 Prozent. Nichtsdestotrotz sind immer noch mehr als die Hälfte der ab 2011 errichteten Gebäude nich stufenlos zugänglich.

Ob ein Gebäude barrierefrei ist, hängt auch vom Einkommen der Bewohner ab, wie die Untersuchung zeigt. Besonders Räume mit viel Platz finden sich in Haushalten mit höherem Einkommen häufiger.

Das Fachmedium "bfb barrierefrei bauen" sieht in den vom Mikrozensus erhobenen Zahlen und Daten eine Kluft zwischen Bedarf und Angebot. So sei der Bestand dem aktuellen und zukünftig weiter steigenden Bedarf an barrierefreien Wohnungen und Häusern keinesfalls entsprechen. Es fehle an allen Ecken und Enden.

Die Daten der Untersuchung beruhen auf der Selbsteinschätzung der befragten Haushalte. Sie stellen daher keine exakten Messungen im Sinne der Baunormen dar.

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