Wenn sich eine Architektin in ein altes Haus verliebt... Wir erzählen die Geschichte vom Umbau eines über 100 Jahre alten Dreiseithofs, präsentieren Vorher-Nachher-Bilder und den Grundriss.
Der mehr als 100 Jahre alte Dreiseithof, den sich Christiane Ertmer zum Leben und Arbeiten ausgesucht hat, liegt in einem Dorf nahe Magdeburg. Behutsam hat sie dem alten Gemäuer Licht und Raum verschafft. Das ist die Geschichte eines alten Hauses, das komplett umgebaut wurde.
Erst Zufallsbekanntschaft, jetzt Zuhause
"Wir fanden das Dorf so schön, damals auf einem Wochenendausflug. Ein paar Häuser links, ein paar Häuser rechts und in der Mitte eine holprig gepflasterte Straße." Die Architektin war begeistert. "So klar, so einfach."
Am Straßenrand kam sie ins Gespräch und erfuhr von dem Hof, der aus Altersgründen zum Verkauf stand. Es war eine Zufallsbekanntschaft und ist jetzt ihr Zuhause. Das Ensemble aus Wohnhaus, Ställen und Scheune umschließt einen Hof und wird an seiner vierten Seite vom nachbarlichen Anwesen begrenzt.
Privates Reich plus Arbeitsleben
Alles in allem ziemlich viel Bauwerk für eine Städterin ohne landwirtschaftliche Ambitionen, möchte man meinen. Aber Christiane Ertmer sah hier endlich all das, was sie gern beieinander haben wollte, unter einem Dach vereint – das private Reich und ihr Arbeitsleben.
Sie nahm das Projekt schrittweise in Angriff. Zügig wurde das Dach des Wohnhauses erneuert, die Haustechnik modernisiert und ein zeitgemäßes Bad eingebaut, um schnell, noch während der letzten Arbeiten, einziehen zu können.
Das Büro der Architektin zog mit – von Magdeburg nach Karith. Christiane Ertmer richtete sich ein im Dorf.
Altes Haus umbauen und sanieren
Auf die kleine Sanierung folgte ein radikaler Umbau. Mehr Licht, mehr Luft und eine Neuordnung der Räume! Äußerlich ist nicht sichtbar, was sich im Innern getan hat. Hinter der dörflichen Fassade mit den neuen Fenstern im alten Format verbirgt sich ein lichtes Atrium.
Die Architektin hat einen Teil der Decke zwischen Erd- und Dachgeschoss entfernt und den gewonnenen Freiraum mit vier großen Dachfenstern belichtet. Der Besucher betritt das Haus über die Wohnhalle und staunt über die unerwartete Dimension, die ihn erwartet.
Eingangshalle statt Flur
Christiane Ertmer hat den ursprünglichen Zustand hergestellt und den Hauseingang vom Hof auf die Straßenseite zurückverlegt. Weil sie es nun wirklich zu schade fand, von dem neuen Großraum einen Flur abzuzweigen, gibt es keinen. Zumindest nicht an der Stelle, wo er sich üblicherweise befindet. Der zentrale Raum hinter der Eingangstür erschließt Küche und Treppenhaus sowie die Büroräume der Architektin. Im Obergeschoss befindet sich das private Reich.
"Das Leben auf dem Land ist für mich einfach. Nicht nur, weil ich nun alles unter einem Dach habe. Das Dorf strahlt eine große Ruhe aus", resümiert Christiane Ertmer.
Bauzeit: Renovierung von September 2004 bis Juli 2005, Umbau von Januar 2016 bis September 2016