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In Deutschland fehlen 2,4 Millionen altersgerechte Wohnungen


Stufen, Schwellen, Badezimmer: Für Senioren gibt es viele Hindernisse in Wohnungen. Obwohl die Gesellschaft in Deutschland immer älter wird, fehlen momentan mehr als zwei Millionen altersgerechte Wohnungen. Doch es gibt Hoffnung, dass diese Zahl zurückgeht.

  1. Altersgerechte Wohnungen verhindern schlimme Unfälle
  2. Mehr neue altersgerechte Wohnungen entstehen
  3. Strukturelle Hemmnisse bremsen Umbau

Die Zahl der Senioren in Deutschland wird bis zum Jahr 2035 stark ansteigen. Der Grund: In den 1960er Jahren wurden besonders viele Kinder geboren – und die kommen bald ins Rentenalter. Damit steigt auch der Bedarf an altersgerechten Wohnungen. Doch davon gibt es in Deutschland schon jetzt bei Weitem nicht genug. Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fehlen aktuell 2,4 Millionen davon.

Ende 2018 habe es demnach etwa drei Millionen Haushalte gegeben, in denen Bewohner eingeschränkt in ihrer Mobilität waren – der Großteil davon Senioren. Die Evaluationsstudie der KfW hat ergeben, dass von den 37 Millionen Wohnungen und Einfamilienhäusern in Deutschland nur 560.000 barrierefrei gestaltet sind. Das ergibt einen Anteil von 1,5 Prozent. Die Kriterien für die Barrierefreiheit sind in erster Linie die Abwesenheit von Schwellen und Stufen, eine ausreichende Bewegungsfreiheit sowie eine bodengleiche Dusche.

Altersgerechte Wohnungen verhindern schlimme Unfälle

Wie gefährlich eine nicht barrierefreie Wohnung für Senioren sein kann, zeigt eine andere Statistik: Die Zahl der Unfalltoten in Privathaushalten ist innerhalb von zehn Jahren um 70 Prozent gestiegen. Die Mehrheit der tödlich Verunglückten war über 74 Jahre alt.

Aus der Differenz zwischen Bedarf und tatsächlichem Bestand ergibt sich momentan eine Versorgungslücke von rund 2,4 Millionen altersgerechten Wohnungen. Wie sich diese Lücke künftig entwickelt, hängt nicht nur vom demografischen Wandel ab. Auch wie viele Wohnungen und Häuser altersgerecht umgebaut werden, ist entscheidend.

Der Bedarf an barrierefreien Wohnungen dürfte in den nächsten Jahren zulegen. Denn die Gesellschaft wird immer älter. Außerdem leben immer mehr Menschen in Single-Haushalten, was insgesamt zu einer Steigerung der Haushalte führt. Die Anzahl der mobilitätseingeschränkten Bewohner soll laut KfW bis 2035 um rund 25 Prozent auf 3,7 Millionen Menschen steigen.

Mehr neue altersgerechte Wohnungen entstehen

Trotz des gestiegenen Bedarfs wird die Versorgungslücke in den nächsten 15 Jahren laut KfW-Prognose zurückgehen. Denn im Neubau wird immer barrierefreier gebaut. Der Grund: Die gesetzlichen Anforderungen sind gestiegen.

Die KfW rechnet damit, dass bis 2035 pro Jahr 52.000 neue altersgerechte Wohnungen entstehen. 80 Prozent davon in Mehrfamilienhäusern, 20 Prozent in Einfamilienhäusern. Zudem geht die Bank davon aus, dass immer mehr Häuser altersgerecht umgebaut werden. So sollen pro Jahr noch einmal 12.500 barrierefreie Wohnungen entstehen.

Insgesamt berechnet die KfW daher für 2035 1,7 Millionen altersgerechte Wohnungen in Deutschland. Bei 3,7 Millionen Bürgern mit Mobilitätseinschränkungen fehlen dann allerdings immer noch 2 Millionen barrierefreie Wohnungen.

Strukturelle Hemmnisse bremsen Umbau

Als Grund für diese beträchtliche Lücke nennt die KfW auch strukturelle Hemmnisse. Denn ob jemand seine Wohnung altersgerecht umbauen kann, hängt auch stark von der Vermögens- und Einkommenssituation ab. Auch der Kreditzugang ist beschränkt – sowohl was die finanziellen Mittel wie auch das Alter angeht.

Außerdem bemängelt die KfW ein Informationsdefizit. Besonders Menschen im mittleren Alter, die ein Eigenheim kaufen oder modernisieren, würden sich nicht mit altersgerechten Wohnungen beschäftigen. Auch für Vermieter gebe es kaum finanzielle Anreize, den Wohnraum altersgerecht zu gestalten.

Wenn ihr euer Eigenheim altersgerecht umbauen wollt, könnt ihr dafür einen Kredit oder Zuschüsse von der KfW beantragen. Wie ihr diese bekommt, könnt ihr in unserem Artikel zur Förderung für altersgerechten Umbau lesen. Zwischen 2014 und 2018 wurden mit dieser Hilfe rund 189.000 Wohnungen und Häuser umgebaut. Das Fördervolumen betrug insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro.

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