Immer wieder kommt es vor, dass Spechte in Wärmedämmfassaden Spechtlöcher hacken. Wie kann man das verhindern und wie verschließt man Spechtlöcher in der Fassade? Unser Experte weiß Rat.
Folgende Frage wurde an die Wohnglück-Redaktion herangetragen: "Wir haben immer wieder Spechtlöcher in unserer gedämmten Fassade. Würde eine Holzvertäfelung etwas bringen und wie schließen wir vorher die Löcher?"
Die Wohnglück-Experten antworten:
Die Stadt ist auch für Wildvögel und dabei insbesondere für den Buntspecht ein attraktiver Lebensraum. Wenn es darum geht, trommelnd einen Partner zu finden oder eine Höhle zu zimmern, machen Spechte auch vor Antennen, Dachblechen, Holzverschalungen, Regenwasser-Fallrohren und Wärmedämmfassaden nicht halt. Es handelt sich hier also nicht um ein spezifisches Problem bei Wärmedämm-Verbundsystemen.
Warum Spechte Fassaden beschädigen
Vogelschutzverbände erklären folgendermaßen, warum es Spechte auf Fassaden abgesehen haben:
Spechte unterliegen dem Artenschutz und vermehren sich deshalb seit vielen Jahren in überproportional starkem Maße. Natürliche Feinde sind kaum vorhanden.
Jeder Specht beansprucht ein eigenes Revier. Durch die uneingeschränkte Vermehrung wird der Raum für zusätzliche Reviere immer kleiner. Auch die Ausweitung der menschlichen Siedlungen in Waldnähe schränkt den Lebensraum der Vögel weiter ein.
Das Klopfen ist nicht mit der Nahrungssuche verbunden, sondern dient der Revierabgrenzung. Es soll dem Reviernachbarn signalisieren, dass dieser Platz bereits besetzt ist.
Zusätzlich schlagen Spechte Höhlen in kranke, beschädigte oder abgestorbene Bäume. Das können Bruthöhlen sein, um darin die Jungen aufzuziehen, aber auch Schlafhöhlen, um darin zu übernachten.
Für das Klopfen und den Höhlenbau stehen in den enger gewordenen Revieren nicht mehr ausreichend viele hohle Bäume zur Verfügung. Demnach weichen die Vögel auf "Ersatz-Resonanzkörper" aus. Hierbei wird beobachtet, dass unterschiedlichste Materialien oder Baustoffe, zum Beispiel Holzverschalungen, aber auch Blechhauben und Regenwasser-Fallrohre von Spechten "bearbeitet" werden.
Eine hundertprozentige Lösung zur Vergrämung von Spechten gibt es nicht, jeder Vogel reagiert anders. Da ist eure Fantasie gefragt und ihr müsst einfach ausprobieren, was funktioniert. Wichtig ist bei allen Maßnahmen, dass Gewöhnungseffekte vermieden werden.
Vogelscheuchen werden schon seit Jahrhunderten benutzt, um Vögel zu vertreiben. Wenn ihr Vogelscheuchen am Haus anbringt, helfen sie auch gegen Spechte. Auch wenn Vergrämungsmaßnahmen eine Fassade nicht gerade schöner machen, solltet ihr sie auf Dauer anbringen, sonst kommt der Specht zurück. Vogelscheuchen an Fassaden wirken nur dort, wo sie angebracht sind. Um Ausweichmanöver zu vermeiden, müsst ihr die Vergrämung großflächig anlegen und noch nicht befallene, gefährdete Stellen vorbeugend schützen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Specht seine Hackattacken ein paar Meter weiter oder an anderer Stelle fortsetzt.
Besonders wirksam wird der Specht durch folgende Dinge vertrieben:
Bewegung (etwas, das flattert)
Lichtreflexe (etwas, das glitzert)
Geräusche (etwas, das klimpert)
Flattervorhänge aus Plastikbändern könnt ihr relativ einfach herstellen und sie sind auch gut wirksam. Allerdings sie sind meist nicht sehr haltbar.
Haltbarer sind Ketten aus CDs, Spiegelfalzen oder Wimpelleinen. Alternativ spannt ihr über die gesamte Fassade ein Windspiel, an dem sich spiegelnde Alustreifen im leisesten Windhauch drehen und so den Specht vertreiben.
Hölzerne Strommasten wurden zum Beispiel mit Specht-Attrappen vor hackenden Spechten geschützt – mit teilweise gutem Erfolg. Aber auch hier kann ein Gewöhnungseffekt eintreten. Erkennt der Specht, dass von dem Konkurrenten an der Wand keine Bedrohung ausgeht, macht er einfach weiter oder er geht um die Ecke, wo keine Konkurrenz lauert.
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So gestaltet ihr die Fassade gegen Spechtbefall
Eine Verkleidung mit Holz würde Spechte nicht davon abhalten, eure Fassade zu beschädigen. Eines haben Beobachtungen aber ganz klar gezeigt: Je dünner die Putzschicht ist, desto schneller ist die Höhle gebaut. Diese Überlegungen solltet ihr bei der Gestaltung der Fassade berücksichtigen.
Panzerarmierung gegen Spechthiebe einbauen
Ihr könnt zum Schutz vor Spechtlöchern statt des üblichen Armierungsgewebes eine sogenannte "Panzerarmierung" in eine Schicht Armierungsputz einbetten, die allerdings mindestens zirka fünf Millimeter dick sein sollte. Auch der als Abschluss aufgebrachte Deckputz sollte mindestens drei Millimeter dick sein. Diese insgesamt zirka acht Millimeter dicke Schutzschicht hält einige Schnabelhiebe aus. Es ist jedoch zu bedenken: Je rauer die Putzoberfläche ist, desto besser kann sich der Specht festhalten.
Fassadenbegrünung gegen Spechtbefall
Die aufwändigste und wirksamste Methode zur Verhinderung von Spechtlöchern ist eine Fassadenbegrünung. Dazu müsst ihr allerdings Rankhilfen aus Draht oder Edelstahlseilen engmaschig über die Fassade spannen. Die dafür erforderlichen Halterungen müssen mit Spezialdübeln oder schon beim Anbringen des Wärmedämm-Verbundsystems tief im Mauerwerk verankert werden und gegenüber dem Dämm-Material absolut wasserdicht abgedichtet werden. Die daran wachsenden Pflanzen belasten das Wärmedämm-Verbundsystem nicht.
Aber Achtung: Ihr dürft nur klimmende oder Kletterpflanzen verwenden, wie zum Beispiel Schlingknöterich, Blauregen oder die gemeine Waldrebe. Pflanzen mit Haft-Wurzeln oder Haft–Scheiben, wie Efeu, Wilder Wein oder Kletterhortensie, sind für wärmegedämmte Fassaden nicht geeignet.
Spechtlöcher in der Fassade schließen
Um die Fassade und das Wärmedämm-Verbundsystem vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen, müsst ihr vorhandene Spechtlöcher verschließen. Das könnt ihr mit Bau- oder Montageschaum machen. Nach dem Aushärten und Glätten der Oberfläche müsst ihr diese Stellen mehrfach mit hochwertiger Fassadenfarbe abdecken. Sinnvoller ist es, diese Arbeiten durch einen Malerbetrieb vornehmen zu lassen.
Vorsicht ist während der Brutzeit der Spechte von April bis August geboten. Vor Beginn jeder Sanierungsmaßnahme solltet ihr sicherstellen, dass in den Höhlen nicht gebrütet wird. Weiter ist darauf zu achten, dass, bevor die Löcher verschlossen werden, sich darin kein Nestmaterial mehr befindet, da dieses sonst in der Dämmschicht faulen würde.