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Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland sinkt weiter

Albert Linner


In Deutschland gibt es bereits zu wenig Sozialwohnungen. Nur jeder dritte, der Anspruch auf eine geförderte Wohnung hätte, wohnt auch in einer Sozialwohnung. Doch neue Zahlen zeigen: Der Bestand an Sozialwohnungen sinkt weiter. Das sind die Gründe.

  1. Gründe für den Schwund von Sozialwohnungen

Jahr für Jahr ist es das gleiche Bild: Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland sinkt. Gab es im Jahr 2006 noch knapp 2,1 Millionen Sozialwohnungen, waren es 2018 nicht mal mehr 1,2 Millionen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor.

Obwohl es immer weniger Sozialwohnungen gibt, sind die Ausgaben von Bund und Ländern in diesem Sektor gestiegen. Gab der Bund 2006 noch rund 292 Millionen Euro aus, fließen seit 2016 jährlich mehr als eine Milliarde Euro in die soziale Wohnraumförderung.

Jahr Sozialwohnungen in Deutschland
2006 2.094.170
2007 2.033.900
2008 1.906.140
2009 1.805.562
2010 1.662.147
2011 1.490.700
2012 1.538.742
2013 1.455.816
2014 1.455.816
2015 1.330.461
2016 1.267.939
2017 1.226.337
2018 1.176.458
Stand: 15. August 2019

Während die Zahl der Wohnungen für Geringverdiener immer niedriger wird, haben nach Einschätzungen des Mieterbunds knapp die Hälfte der Deutschen ein Anrecht auf eine Sozialwohnung. Doch woran liegt es, dass es immer weniger Sozialwohnungen gibt?

Gründe für den Schwund von Sozialwohnungen

1. Belegungsbindung greift zu kurz

Zum einen liegt das an der sogenannten Belegungsbindung. Wer eine Sozialwohnung baut, bekommt vom Staat finanzielle Unterstützung – ganz egal, ob es sich um einen privaten Investor oder um kommunale Wohnungsgesellschaften handelt.

Dafür verpflichtet sich der Eigentümer, dass für einen gewissen Zeitraum in den Wohnungen nur Menschen leben, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Die Dauer ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Meist beträgt sie zwischen 15 und 25 Jahren.

Danach kann die Wohnung ganz normal vermietet werden. Private Investoren kassieren also zunächst staatliche Förderungen zum Bau der Wohnungen und bieten diese nach Ablauf der Belegungsbindung auf dem lukrativeren privaten Markt an.

2. Es werden zu wenige günstige Wohnungen gebaut

Das System würde wohl funktionieren, wenn im Gegenzug dafür genügend neue Sozialwohnungen gebaut werden würden. Doch der Immobilienmarkt in Deutschland ist seit Jahren sehr angespannt. Allgemein werden zu wenige und zu teure Wohnungen gebaut. Die Bedarfsdeckung bei Sozialwohnungen lag im Jahr 2017 bei lediglich 33 Prozent. Kein Wunder, lohnt es sich doch für Investoren mehr, Wohnungen zu bauen, die sie sofort teuer vermieten können.

3. Kommunen verscherbelten ihr Tafelsilber

Ein weiteres Problem ist, dass die Kommunen viele der Flächen verkauft haben, die sich für Sozialwohnungen eignen würden. Viele Grundstücke wurden von den Gemeinden Anfang des Jahrtausends günstig abgegeben, weil sie als unlukrativ galten. Eine kurzfristige Rechnung, denn im Lauf der vergangenen zehn Jahre hat sich dieser Trend umgekehrt und die verkauften Grundstücke sind deutlich im Wert gestiegen.

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