"Warnstufe Gelb": Die Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung warnen vor einer Immobilienblase in Deutschland. Die Politik könne diese aber noch verhindern.
Die stetig steigenden Immobilienpreise bereiten den Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Sorgen. In einer neuen Studie ist von einer "explosiven Preisentwicklung" die Rede, die sich immer weiter von den Erträgen von Immobilien entkopple. Daher sei die Wahrscheinlichkeit für eine spekulative Immobilienblase in Deutschland sehr groß. Die Wissenschaftler sehen die Wahrscheinlichkeit aktuell bei 92 Prozent.
In München etwa sind die Kaufpreise für Einfamilienhäuser in den vergangenen zehn Jahren um satte 240 Prozent gewachsen. Ja, in München war das Wohnen schon immer teurer als im Rest des Landes. In der bayerischen Landeshauptstadt liegen die Preise 130 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Aber der Erwerb von Immobilien wird auch in anderen deutschen Großstädten immer teurer.
Immobilienblase in sieben weiteren Ländern wahrscheinlich
Von der hohen Wahrscheinlichkeit einer Immobilienblase ist laut DIW indes nicht nur Deutschland betroffen. Auch in anderen Ländern sei es in den vergangenen Jahren zu Preisübertreibungen gekommen. Der Grund: Niedrigzinsen.
Deshalb liege die Wahrscheinlichkeit einer Blase in sieben weiteren Ländern über 90 Prozent – darunter Belgien, die skandinavischen Länder, die Schweiz und die USA. Für Deutschland stünden die Signale zumindest auf "Gelb", heißt es von den Ökonomen.
Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Bis Ende des Jahres soll die Wahrscheinlichkeit einer Blase auf 84 Prozent sinken. Der Grund sei eine verlangsamte Immobilienpreisentwicklung. Gegen eine Immobilienblase in Deutschland spricht, dass die Finanzierung von Immobilieninvestitionen relativ solide ist, heißt es in der Studie.
DIW fordert: Politik muss handeln
Dies sei allerdings kein Grund sich auszuruhen. Die Ökonomen fordern die Politik vielmehr auf, vorbeugend einzugreifen, um eine Blase zu verhindern.
"Dass das Risiko für Deutschland nun langsam sinkt, sollte für die Politik keinesfalls bedeuten, dass sie die Hände in den Schoß legen kann. Im Gegenteil: Nach wie vor ist das Instrumentarium prophylaktischer Maßnahmen in Deutschland nicht ausreichend", sagt Claus Michelsen, einer der Studienautoren. Es reiche nicht, zuverlässige Prognosemodelle zu haben. Die Politik müsse auch die Grundlage schaffen, in den Markt einzugreifen.