Die Mieten in deutschen Großstädten steigen weiter. Sie sind so teuer, dass Familien sich das Leben dort oft nicht mehr leisten können. Wie die Deutschland-Studie 2019 jetzt zeigt, zieht es immer mehr Menschen mit Kindern deshalb aufs Land.
Familien können sich das Leben in deutschen Großstädten oft nicht mehr leisten – wegen der teuren Mieten. Das ist das Ergebnis der Deutschland-Studie 2019, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos im Auftrag des ZDF durchgeführt hat. Demnach leben in besonders teuren deutschen Metropolen wie München, Freiburg, Frankfurt am Main und Stuttgart immer weniger Familien.
Die Experten haben auch untersucht, wie das Verhältnis von Einkommen und Miete in den einzelnen Großstädten ist. In Frankfurt müssen Familien im Schnitt 39 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete ausgeben. In Freiburg (42 Prozent) und München (43 Prozent) ist der Anteil noch größer. Für viele Familien ist das zu teuer – deshalb wandern sie ab.
Deutschland-Studie: "Überall in Deutschland gibt es gute Regionen für Familien"
Es sei nicht neu, dass Familien wegen hoher Mieten aus den Großstädten aufs Land ziehen, heißt es in der Studie. Auch deshalb, weil laut einer repräsentativen ZDF-Umfrage 78 Prozent der Deutschen der Meinung ist, dass Kinder auf dem Land besser aufwachsen als in der Stadt.
Doch die Experten konnten feststellen, dass es überall in Deutschland Orte gibt, an denen Familien gut und vergleichsweise günstig leben können. Besonders das Umland von Großstädten sei hier geeignet, so die Deutschland-Studie. Denn dort gibt es – im Gegensatz zu sehr kleinen und abgelegenen Gemeinden – oft ein gutes Betreuungsangebot, gute Schulen und Anbindung an die Stadt.
Kitas und Schulen sind wichtig für Wohnort-Wahl
Laut Studie spielen vor allem Kitas und Schulen eine Rolle bei der Entscheidung für einen Umzug. Außerdem wollen Familien, wenn sie die Stadt verlassen, Natur um sich herum haben. Auch individuelle Vorlieben wie Hobbys der Eltern oder Kulturangebote vor Ort fließen in die Entscheidung für den neuen Wohnort mit ein.
Die Forscher haben auch ein Ranking aller 401 Kreise und kreisfreien Städte vorgenommen, wo es sich am besten für Familien lebt. Auf Platz eins landet der Hochtaunus-Kreis – besonders wegen des günstigen Lebens und der guten Bildungsquote. Am schlechtesten schneidet der Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ab.
Rang
Kreis / Stadt
1
Hochtaunuskreis
2
Baden-Baden, kreisfreie Stadt
3
Starnberg, Landkreis
4
Speyer, kreisfreie Stadt
5
Neustadt an der Weinstraße, kreisfreie Stadt
6
Main-Taunus-Kreis
7
München, Landkreis
8
Mainz-Bingen, Landkreis
9
Suhl, kreisfreie Stadt
10
Potsdam, kreisfreie Stadt
Die Deutschland-Studie zeigt die zehn deutschen Kreise und kreisfreien Städte, in denen Familien am besten leben.
Für das Ranking haben die Experten die vier Lebensbereiche Geld und Wohnen, Bildung und Soziales, Gesundheit und Sicherheit sowie Freizeit- und Kulturangebote betrachtet.
Abwanderung kann Vorteil für Gemeinden sein
Und nicht zuletzt kann die Abwanderung aus der Stadt auch für viele Gemeinden von Vorteil sein. "Gute Rahmenbedingungen für Familien zu bieten, ist die Grundlage für eine dynamische Region", heißt es in der Deutschland-Studie. "Menschen, die sich in ihrer Region zuhause fühlen, bleiben dieser Region auch langfristig erhalten, zahlen Steuern und Abgaben, gehen aus, nutzen Sportmöglichkeiten, kurz: Sie bringen Leben und Vielfalt in die Region. Familien und junge Menschen sorgen für Wachstum und Wohlstand, sie stehen für 'Zukunft' ganz allgemein."
In einer Studie des Think Tanks Berlin-Institut haben Forscher untersucht, welche Voraussetzungen ländliche Gemeinden erfüllen müssen, um für Großstädter attraktiv zu sein. Das Ergebnis: Am liebsten ziehen Städter nicht allein aufs Land, sondern mit Freunden.