Die Dachsanierung war nicht ganz einfach. Wir haben viel geflucht, umgeplant und gelernt, weil unsere Handwerker und wir viele unschöne Überraschungen erlebten. Vielleicht könnt ihr ja mal von unseren Erfahrungen profitieren.
wie ich bereits in meinem letzten Blogeintrag berichtet habe, war die Dachsanierung nicht ganz einfach. Wie befürchtet kamen einige Überraschungen und Herausforderungen auf unsere Handwerker und uns zu.
Unser Dach hat nicht nur drei komplett verschiedene Gauben und einen Fachwerkgiebel zur Straßenseite, sondern auch eine typische Altbauform. Das Walmdach geht nicht gerade bis zur Traufe runter, sondern bildet am unteren Ende ringsum einen Knick. Das ist der sogenannte Aufschiebling. Einerseits der besondere Charme des Daches, andererseits aber auch eine Schwierigkeit beim Thema Sanierung.
Wir hatten das Problem, dass unser Dach durch die Dämmung höher gekommen ist als das alte Dach. Wenn man im Inneren keine Fläche verlieren möchte, erhöht sich die Dachfläche im Zuge einer Sanierung beinahe zwangsläufig. Wir haben zwar versucht das Maß so klein wie möglich zu halten, aber ganz ohne Erhöhung sind wir am Ende nicht ausgekommen.
Knick für den Aufschiebling
Der Knick für den Aufschiebling sollte auch beim sanierten Dach wieder zum Vorschein kommen und an der richtigen Stelle bleiben, das war uns besonders wichtig. Die Wahl der Dachpfannen spielt hierbei eine große Rolle. Die Dachpfanne muss von der Anzahl und Größe her genau zur bestehenden Dachgeometrie passen.
Wir hatten uns eigentlich schon längst für eine Pfanne entschieden, Probepfannen vor Ort und auch schon die erste Dachseite mit Dachlatten passend zur ersten Pfanne ausgelegt. Doch dann stellte sich heraus, dass es mit dem Knick nicht hinkam und dieser zu hoch gelegen hätte bzw. der Knick zu einer Rundung geworden wäre. Geht ja gar nicht.
Also haben wir uns in einer Schnellaktion noch einmal für eine andere Dachpfanne entschieden und eine kleinere Pfanne ausgewählt, mit der wir mehr Pfannenreihen ausführen konnten. Jetzt passt alles perfekt und der Knick verläuft genau an der richtigen Stelle.
Dachsanierung beim Altbau: Kein Selbstläufer
Und das alles muss man auch noch schnell vor Ort auf dem Gerüst verstehen und entscheiden, am besten bei strömendem Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Traumhaft!
Das sind die Momente, in denen man das Bauen am liebsten verfluchen würde. Denn manchmal bleiben einem wenige Tage, oft nur wenige Stunden und meistens sogar nur wenige Minuten für eine Entscheidung. In solchen Fällen lassen wir unseren Bauch entscheiden und hoffen, dass wir hinterher glücklich damit sind. Hat bislang zum Glück gut geklappt.
Schnell mussten wir feststellen, dass die Dachsanierung bei einem Altbau kein Selbstläufer ist, sondern tagtäglich neue Entscheidungen erfordert und es einen breiten Spielraum gibt dafür, die vielen verschiedenen Details sehr schön oder aber sehr unschön zu lösen.
Christoph war wirklich jeden Tag mindestens zweimal auf der Baustelle, um mit den Handwerkern zu sprechen und jede Ecke unseres Dachs im Auge zu behalten und auszudiskutieren. Egal ob es gerade regnete, schneite oder auch mal die Sonne schien. Vier Erkältungen in einem Winterhalbjahr waren das Ergebnis der Bemühungen.
Aber es sollte sich lohnen, wie sich am Ende herausstellte.
Altbau-Sanierung: Improvisation ist alles
Auch mit der Westgaube verlief nicht alles wie geplant. Hier stellte sich heraus, dass wir die bestehende Deckenkonstruktion nicht erhalten und einfach dämmen konnten. Die Decke musste stattdessen teilweise abgerissen und neu aufgebaut werden, da auch hier bei der letzten Dachsanierung nicht ordentlich gearbeitet wurde. Dadurch ist die Gaube nun deutlich höher und größer geworden als anfangs gedacht.
Wir mussten an der äußeren Gestaltung spontan ein paar Änderungen vornehmen, da der Abstand zwischen Fenster und Traufe deutlich größer geworden ist. Durch ein bisschen mehr Profilierung entlang der Traufe haben wir den Abstand aber etwas aufgelockert und jetzt passt es super und fällt gar nicht mehr auf.
Improvisation ist alles bei einem Altbau. Immer wenn man denkt, alles wäre klar, holt einen die Realität auf der Baustelle ein und alles geht von vorne los.
Der Fachwerkgiebel ließ uns ebenfalls keine Ruhe. Durch die Dacherhöhung bekommt er unterhalb der Fenster eine äußere Fensterbank, die es so vorher nicht gegeben hat. Ganz besonders knifflig war der Übergang zwischen Ortgang und Grat des Fußwalms – hier waren drei Anläufe nötig, bis es gepasst hat und gut aussah. Zwischendurch lagen bei allen Beteiligten die Nerven blank.
Ähnlich verlief es mit der Südgaube. Hier war von Anfang an der Wurm drin (aber zum Glück nicht der Holzwurm). Schon die Holzkonstruktion musste korrigiert werden, doch trotzdem sah die Gaube nach der ersten Runde fertig gedeckt nicht so aus, wie wir es uns vorgestellt hatten und wir wurden mit dem Ergebnis nicht glücklich.
Nach ein paar Wochen Bedenkzeit stand dann fest: So konnte es nicht bleiben. Also hieß es alle Dachziegel auf der Gaube wieder runter, die Holzkonstruktion nochmals korrigieren und alle Dachziegel wieder rauf. Jetzt passt endlich alles perfekt und wir sind mehr als happy!
Welmdach: Handwerker mit Liebe zum Detail
Unsere lieben Handwerker waren zum Glück sehr, sehr geduldig mit uns…! Vielen lieben Dank nochmal an unsere Firmen Hoffmann und Främbs, die das Dach mit viel Liebe zum Detail und viel Herzblut wirklich wunderschön und nachhaltig saniert haben.
Neben all den Überraschungen und spontanen Änderungen, die wir während der Dachsanierung bereits durchführen mussten, hatten wir aber auch eine positive Überraschung: Im Zuge der neuen Dämmung und Lattung haben wir spontan auch unseren Spitzboden saniert, gedämmt und mit OSB-Bodenplatten ausgelegt. Anfangs hatten wir das gar nicht auf dem Zettel.
Nun haben wir einen richtig großen Spitzboden, in dem man sogar stehen kann und der uns eine zusätzliche Ausbaureserve bietet. Ein perfekter Stauraum – trocken, warm und mit extra viel Stellfläche!
Jetzt fehlen nur noch ein paar Anschlussarbeiten an den Gauben, die erst nach dem Einbau der neuen Fenster möglich sind. Damit kann es jetzt los gehen und dann haben wir das schwierigste Gewerk endlich geschafft – und machen (mindestens) drei Kreuze im Kalender!