In Deutschland fehlen Wohnungen? Bauminister Horst Seehofer widerspricht: Es gebe genug Wohnraum – nur nicht in den begehrten Großstädten. Der CSU-Politiker fordert daher ein Umdenken in der Politik und bei den Unternehmen.
2045 könnte München auf über 1,9 Millionen Einwohner anwachsen, Hamburg rechnet dann mit zwei Millionen und Berlin mit vier Millionen Bewohnern: Während Zukunftsforscher von einer gleichbleibenden oder sinkenden Gesamtbevölkerung in Deutschland ausgehen, boomen einige Metropolregionen – mit negativen Folgen für den Wohnungsmarkt. Horst Seehofer in seiner Funktion als Bauminister fordert eine "mutige Strukturpolitik für strukturschwächere Regionen".
In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte der CSU-Politiker: "Ich will, dass die überhitzten Metropolregionen entlastet werden. Und ländliche Gegenden profitieren. Es darf keine Region in Deutschland ausbluten."
In Deutschland gebe es eigentlich keinen Wohnungsmangel, meint der 69-Jährige: "Es ist doch so: Es gibt in Deutschland mehr Wohnungen, die leer stehen, als wir neue Wohnungen bauen wollen. Sie sind nur nicht unbedingt dort, wo die Menschen leben."
Wir können nicht alles in ohnehin schon überhitzte Regionen lenken.
Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat
Der CSU-Politiker sieht Politik und Unternehmen deshalb in der Pflicht, sie seien bislang "in die Großstädte verliebt": "Wir werden in fünf, maximal zehn Jahren eine komplett andere Arbeitswelt haben als heute", sagte Seehofer. "Es gibt zur Strukturpolitik für den ländlichen Raum keine Alternative."
Sein Vorschlag: Ministerien, Behörden und Unternehmen sollten verstärkt Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen schaffen. Er selbst wolle mit gutem Beispiel vorangehen: "Ich habe 80.000 Mitarbeiter in meinem Geschäftsbereich. Wenn davon in zehn Jahren 10 Prozent durch Neugründungen von Behörden oder den Ausbau von Standorten in einer strukturschwachen Region arbeiten, wäre ich schon zufrieden. Und wir haben noch viele andere Ministerien und Behörden."
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Seehofer über Baukindergeld, Grunderwerbsteuer und Maklerkosten
Horst Seehofer kommentierte in der "FAZ" drei weitere heiß diskutierte Themen:
Das Baukindergeld verteidigte der Bauminister trotz aller Kritik als "Riesenerfolg". In den Monaten nach der Einführung habe es über 100.000 Anträge gegeben – vor allem von "Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen".
Darüber hinaus fordert Seehofer einen Freibetrag für Familien bei der Grunderwerbsteuer, wenn sie ihre erste selbstgenutzte Immobilie erwerben. "Das muss sein", sagte er in Richtung von Olaf Scholz (SPD). "Diese Gespräche muss der Finanzminister führen."
Die Aufteilung der Maklerkosten sei "ein schwieriges Thema", sagte Seehofer. "Am ehesten sehe ich die Bereitschaft, zu sagen: Wir teilen die Maklerprovision zur Hälfte zwischen Käufer und Verkäufer auf."