Klinkerfassaden haben viele positive Eigenschaften. Aber manch ein Hausbesitzer hat sich an ihnen sattgesehen und möchte die Klinkerfassade gerne überstreichen. Unser Experte erklärt, warum das keine gute Idee ist.
Folgende Frage wurde an die Redaktion herangetragen: "Ich würde gerne die Klinkersteine an meinem Bungalow weiß streichen. Welche Grundierung muss ich nehmen und deckt da die normale Außenfarbe?"
Die Wohnglück-Experten antworten:
Von einem Anstrich der Klinker eures Bungalows möchten wir euch dringend abraten. Es besteht die Gefahr, dass im Laufe der Zeit Anstrichschäden auftreten, die nicht zu beheben sind.
Warum? Jeder Klinker-Stein ist ein Unikat. Es gibt keinen einzigen Stein, der dem anderen gleicht. Das kann jeder Laie schon rein äußerlich an den unterschiedlichen Farben erkennen.
Das bedeutet, dass sich jeder Stein in seinem Ausdehnung- und Schwundverhalten bei Wärme oder Kälte anders verhält. Dadurch bilden sich im Grenzbereich zwischen Fugenmörtel und Klinkern feine Haarrisse, die mit dem Auge kaum zu erkennen sind. Dazu kommt, dass die Oberfläche von jedem Stein anders beschaffen ist. Bei einigen Steinen ist sie glänzend und glatt, bei anderen rau. Das unterschiedliche "Farbenspiel" macht Klinker-Fassaden gerade reizvoll.
Dieser unterschiedlichen Oberflächenstruktur verbunden mit der Haarriss-Bildung ist kein Anstrich gewachsen. Die feinen Haarrisse zeichnen sich im Laufe der Zeit auf dem Anstrich ab. Die Risse saugen das Regenwasser auf, das auf die Fassade trifft, und nach dem Kapillargesetz wird das Wasser umso tiefer eingesaugt, je feiner die Risse sind.
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Warum ihr Klinker nicht streichen solltet
Kapillarität ist ein physikalischer Effekt. Er bezeichnet den Aufbau von einem Flüssigkeitsdruck in sehr feinen Röhren oder Haargefäßen (Kapillaren) gegen die Schwerkraft. So bewirkt der Kapillardurck zum Beispiel das Aufsteigen der Pflanzensäfte von den Wurzeln bis in die Blätter und auch in den Dochten in Petroleumlampen oder Kerzen.
Hinzu kommt noch ein zweiter Effekt: Wasser hat immer den Drang, aus einer kalten Umgebung (zum Beispiel Außenseite der Fassade) in ein wärmeres Umfeld (Innenseite der Fassade) zu gelangen. Wenn im Winter die Temperaturunterschiede groß genug sind, baut sich ein so großer Kapillardruck auf, dass Wasser in der Lage ist, selbst meterdicke Betonwände zu durchdringen. Bei Ziegelmauerwerk kann das sehr schnell gehen, ganz besonders, wenn eine ausreichende Wärmedämmung fehlt.
Wenn im Winter das in die Risse eingedrungene Wasser gefriert, vergrößert es sein Volumen ganz erheblich. Das sich bildende Eis entfaltet eine enorme Sprengkraft und treibt die Haarrisse auseinander. Das Wasser kann noch tiefer eindringen und die beschriebene Entwicklung setzt sich weiter fort.
Auf diese Weise vermorscht der Fugenmörtel. Die Frostschäden können sich auch auf gestrichene Klinker ausdehnen, da sie durch den Farbanstrich nicht mehr in der Lage sind, einen Teil der eingedrungenen Feuchtigkeit wieder nach außen abzugeben. Die Feuchtigkeit sammelt sich im Mauerwerk und drängt aufgrund des Temperaturgefälles nach innen.
Dazu kommt noch ein weiterer Effekt. Auf glatten glänzenden Klinkern kann der Anstrich nicht stark genug haften. Er platzt bei Hinterfeuchtung aus den Fugen ab. Auf rauen Steinoberflächen kann sich der Anstrich dagegen so gut verankern, dass er kaum zu entfernen ist. Das Resultat: Eine scheckige Fassade mit abgeplatzten und festsitzenden Farb-Partien.
Sicherlich werden Maler einwenden, dass Fassadenfarben "atmen" könnten, dass sie diffusionsoffen seien. Das ist in der Tat so – nur bezieht sich diese Eigenschaft auf Wasserdampf, nicht auf Wasser in flüssiger Form.
So könnt ihr Klinkerfassaden schützen
Die einzige Möglichkeit, Klinkerfassaden zu schützen, besteht darin, sie mit einer farblosen Imprägnierung zu "hydrophobieren", das heißt wasserabweisend zu machen. Die Produkte auf der Basis von Silikonharzen oder Siloxanen kleiden die Kapillare wasserabweisend aus, ohne sie zu verstopfen und die Wasserdampf-Durchlässigkeit einzuschränken.
Im Baustoff-Großhandel, im Farbenfach- oder Großhandel (oder der Maler-Einkaufsgenossenschaft) gibt es bewährte Produkte zu kaufen. Im Baumärkten werden diese Produkte in der Regel nicht geführt. Allerdings ist die Lebensdauer solcher Imprägnierungen begrenzt. Nach acht bis zehn Jahren wird es erforderlich sein, sie zu wiederholen.