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Mobilität: Verbraucherschützer fordern lückenlose Erschließung


Gerade im ländlichen Raum sind Deutsche nach wie vor stark auf das Auto angewiesen. Damit sich das ändert, fordern Verbraucherschützer jetzt den "Hausanschluss Mobilität".

  1. Mobilität auch in Städten nicht immer gewährleistet
  2. So soll Mobilität für alle geschaffen werden
  3. Wird das Auto zum Nischenprodukt?

Das eigene Auto: In der Großstadt ist es heute schon für viele verzichtbar. Auf dem Land hingegen brauchen es die meisten noch. Doch das muss sich ändern – zumindest wenn es nach dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) geht. Dieser fordert jetzt einen gesetzlichen Anspruch auf einen "Hausanschluss Mobilität".

Das heißt, dass jeder Bürger unabhängig von seinem Wohnort die Möglichkeit haben soll, auch ohne eigenes Auto mobil zu sein. Erreichbar sollen Versorgungseinrichtungen, Ärzte, Behörden und Ausbildungsstätten sein. Der Anspruch auf Mobilität ohne Auto soll ähnlich dem auf Strom, Internet oder Post bestehen.

Mobilität auch in Städten nicht immer gewährleistet

Dieser Anspruch wird für den vzbv schon allein deshalb notwendig, weil die Bundesregierung eine CO2-Abgabe für Kraftstoffe einführen will. Aktuell sei Deutschland von einem lückenlosen öffentlichen Mobilitätsangebot weit entfernt, so der Verband.

Sogar in Metropolen gebe es noch beträchtliche Lücken zwischen Haustüren und Haltestellen. Außerdem sei die Taktung keinesfalls so gut, dass von einer "Versorgung jederzeit" die Rede sein könne.

Um Lösungswege aufzuzeigen, wie der Staat eine lückenlose Versorgung gewährleisten kann, hat der Verband die Berliner Beraterfirma KCW mit einem Gutachten beauftragt. Das Ergebnis kommt wenig überraschend: Das größte Verbesserungspotenzial sehen die Experten im ländlichen Raum. Neue Mobilitätsangebote könnten dort einen ähnlichen Standard schaffen, wie es ihn in vielen Städten bereits gibt.

So soll Mobilität für alle geschaffen werden

Das Gutachten schlägt konkrete Maßnahmen vor:

  • Massiver Ausbau und Aufwertung von bereits vorhandenen öffentlichen Verkehrsangeboten. Dabei geht es konkret darum, die Takte zu verdichten, Betriebszeiten zu verlängern und Verkehrsmittel besser miteinander zu verzahnen.
  • Es soll eine gesetzliche Regelung geschaffen werden, die einen bundesweit verbindlichen Standard für den Zugang zum öffentlichen Verkehr gewährleistet.
  • Der Zugang zu Echtzeitinformationen soll leicht und umfassend werden.
  • "Mobility as a Service"-Angebote wie Carsharing oder -pooling sollen gestärkt werden. Dafür sollte es laut Experten eine Öffnung von digitalen Vertriebskanälen auch für Dritte geben.
  • Außerdem sollen Regeln für App-Sammel-Fahrdienste und deren Förderung in Räumen und Zeiten schwacher Nachfrage geschaffen werden.

Wird das Auto zum Nischenprodukt?

Besonders App-Fahrdienste könnten bestimmte Lücken im öffentlichen Mobilitätsanschluss schließen, heißt es im Gutachten. Damit sie allerdings nicht etwa klassische öffentliche Verkehrsmittel kannibalisieren, braucht es laut den Forschern festgeschriebene Regeln.

Sollten die Maßnahmen umgesetzt werden und in ganz Deutschland Haushalte den "Hausanschluss Mobilität" haben, dann könnte, so die Forscher, das eigene Auto zum "Nischenprodukt" werden. Was nicht nur der Umwelt gut tun würde, sondern auch die Lebensqualität steigere.

Quellen: Gutachten von KCW

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