Zehn Prozent! Das ist der Wert, den die Fensterfläche eines nach deutschen Bauvorschriften gebauten Raums im Verhältnis zur Grundfläche mindestens aufweisen muss. Also drei Quadratmeter Fenster in einem 30 Quadratmeter großen Raum. Das erinnert ein wenig an den Rathausbau zu Schilda, als die Schildbürger sich wunderten, wieso es in ihrem neuen Rathaus so dunkel war. Na ja, sie hatten die Fenster vergessen. Das verhindert das heutige deutsche Baurecht, wenn auch nur knapp. Wenn man bedenkt, dass die durchs Fenster einfallende Lichtmenge mit jedem Meter Abstand jeweils um die Hälfte abnimmt – in drei Metern Entfernung also gerade noch 12,5 Prozent beträgt –, lässt sich erahnen, wie dunkel es in durchaus vorschriftsgemäßen Gebäuden auch tagsüber sein kann.
Fragen wir nicht nach dem Baurecht, fragen wir nach Bedürfnissen. Und hier ist an der Entwicklung der Neubauten deutlich abzulesen, wie intensiv es uns heute nach hellen und lichten Räumen verlangt. Da es keine technischen Einschränkungen mehr gibt, die früher die Größe der Fenster begrenzten, sind Formate von enormer Größe möglich. Aber worauf kommt es eigentlich an bei der Fensterplanung?
6 Tipps für die Fensterplanung
Das Wichtigste zuerst: Hell soll es sein. Das ist nicht nur wichtig für Verrichtungen jeder Art, ob in der Küche, bei den Schularbeiten oder beim Lesen, sondern auch fürs Wohlbefinden. Licht wirkt direkt auf unsere Hormonproduktion, und je mehr wir tagsüber davon aufnehmen, umso tatkräftiger sind wir und können zudem nachts besser schlafen. Übrigens: Fenster in Flach- oder Schrägdächern ermöglichen bei gleicher Größe eine deutlich höhere Belichtung als Fenster in Außenwänden. Foto: Internorm
Je größer die Fenster, umso wichtiger der Sonnenschutz. Solare Wärmegewinne sind gut und schön – allerdings nur in der Heizperiode und bei einer angenehmen Raumtemperatur. Zu Südfenstern gehört deswegen immer eine wirkungsvolle Verschattung, etwa durch einen breiten Dachüberstand, fest stehenden Sonnenschutz oder Außenjalousien. Dasselbe gilt für Dachflächenfenster. Wichtige Regel: Außen liegende Jalousien sind viel wirkungsvoller als innen liegende Foto: Internorm
Fenster sind unsere Verbindung zur Außenwelt. Wenn der Blick ins Grüne sogar Kranke besser genesen lässt, wie Studien beweisen, dann ist die positive Wirkung von Fenstern nicht hoch genug zu bewerten. Das spricht für bodentiefe Fenster nicht nur in Wohnräumen, sondern auch im Kinder- und Schlafzimmer. Denn sie erlauben Ausblicke auch für die Kleinsten und vom Bett aus. Wichtige Einschränkung: Wo man hinausschauen kann, sind auch Einblicke möglich. Hier geht es um eine gute Balance zwischen Licht, Ausblick und Schutzbedürfnis Foto: Kneer
Auch wenn Lüftungsanlagen in Neubauten mittlerweile üblich sind: Frische Luft durch geöffnete Fenster ist ein echter Wohlfühlfaktor. Eine Querlüftung, bei der die Luft auf der einen Hausseite eindringen und ungehindert aus der anderen herausströmen kann, ist effektiv und angenehm. Das muss freilich bei der Planung des Grundrisses mit bedacht sein. Viele Hersteller bieten inzwischen auch Fenster mit integrierter Lüftung an Foto: Kneer
Je lauter die Umwelt, umso wichtiger die Schalldämmung des Fensters. In Wohnbereichen genügen Dämmwerte von 30 Dezibel, in verkehrsreichen Gebieten 35 bis 40 Dezibel. Dreischeibenverglasungen haben hier deutliche Vorteile. Für die Schalldämmung gilt übrigens dasselbe wie für die Wärmedämmung: Der Einbau entscheidet maßgeblich über die Wirkung Foto: Weru
Fenster und Fenstertüren, vor allem in sichtgeschützten Bereichen, sind bei Einbrechern besonders beliebt. Sie schlagen allerdings in aller Regel nicht die Scheibe ein – das wäre zu laut –, sondern hebeln das Fenster auf oder bohren den Beschlag auf. Dem ist abzuhelfen: mit Sicherheitsbeschlägen, Pilzzapfen, zusätzlichen Riegeln und Schlössern. Bei neuen Fenstern nach Sicherheitsklasse RC-2 oder -3 sind die Sicherungen integriert und fallen optisch überhaupt nicht auf Foto: Internorm