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Studierende in Not: Corona lässt WG-Mieten weiter steigen


Die Preise für WG-Zimmer in deutschen Hochschulstädten sind weiter gestiegen. Eine Analyse zeigt: Für Studierende in weniger internationalen Städten war der Preisanstieg weit höher. Der Grund: die Corona-Pandemie.

  1. WG-Zimmer: Wo es am teuersten und wo am billigsten ist
  2. Preis für WG-Zimmer steigt wegen Corona
  3. Höherer WG-Zimmer-Preis und weniger Jobs für Studierende

Wohnen wird für Studierende immer teurer. Die Preise für WG-Zimmer sind in Hochschulstädten auch während der Corona-Pandemie schon wieder gestiegen. Im Schnitt müssen Studierende für ein WG-Zimmer 400 Euro im Monat berappen. Im Vorjahr waren es noch 389 Euro. Das geht aus einer Analyse des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) mit dem Immobilienportal "WG-Gesucht" hervor.

Spitzenreiter im Preis-Ranking ist München. Hier müssen Studierende im Schnitt 650 Euro für ihre Studentenbude ausgeben. Im Landkreis München beträgt die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer laut MMI immer noch 550 Euro im Monat. Dahinter folgen Städte wie Hamburg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin oder Köln.

WG-Zimmer: Wo es am teuersten und wo am billigsten ist

Studierende müssten in den zehn Hochschulstädten mit den angespanntesten Wohnungsmärkten (München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Köln, Berlin, Darmstadt, Freiburg,Tübingen, Düsseldorf) mittlerweile mit Wohnkosten von mehr als 500 Euro rechnen, heißt es vom MMI. Das betrifft rund 775.000 Studentinnen und Studenten – und insgesamt jeden vierten Studierenden.

Das sind die teuersten Städte für Studierende:

Rang Stadt Durchschnittlicher Preis für ein WG-Zimmer
1. München 650 Euro
2. Garching, Ismaning, Oberschleißheim, Planegg 550 Euro
3. Frankfurt am Main 520 Euro
4. Berlin 500 Euro
5. Stuttgart 498 Euro
6. Hamburg 495 Euro
7. Köln 480 Euro
8. Freiburg 450 Euro
9. Düsseldorf 450 Euro
10. Konstanz 450 Euro
Die zehn Hochschulstädte mit den teuersten WG-Zimmern nach durchschnittlichen Angebotspreisen (Quelle: Analyse von MMI und WG-Gesucht)

In diesen Städten leben Studierende dagegen am günstigsten:

Rang Stadt Durchschnittlicher Preis für ein WG-Zimmer
1. Freiberg, Mittweida 222 Euro
2. Chemnitz 235 Euro
3. Ilmenau 238 Euro
4. Cottbus 254 Euro
5. Greifswald 272,50 Euro
6. Halle (Saale) 272,50 Euro
7. Furtwangen, Villingen-Schwenningen 280 Euro
8. Hildesheim 286 Euro
9. Detmold, Lemgo 290 Euro
10. Siegen 290 Euro
Die zehn Hochschulstädte mit den günstigsten WG-Zimmern nach durchschnittlichem Angebotspreis (Quelle: Analyse von MMI und WG-Gesucht)

Preis für WG-Zimmer steigt wegen Corona

"Nicht trotz, sondern gerade wegen der Corona-Pandemie setzt sich der seit sechs Jahren andauernde Aufwärtstrend fort", sagt MMI-Direktor Stefan Brauckmann. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler die Angebotspreise bei "WG-gesucht" in allen 97 Hochschul-Standorten in Deutschland, in denen es mindestens 5.000 Studierende gibt.

Der erneute Anstieg bei den Preisen für eine Studentenbude kommt für das MMI durchaus überraschend. Denn eigentlich habe man durch die Corona-Pandemie mit einem Rückgang der Preise gerechnet, weil fast alle Veranstaltungen digital stattfinden und viele ausländische Studierende in ihren Heimatländer seien. Allerdings überlagerten andere Entwicklungen die geringere Nachfrage an Studentenwohnungen.

So nehme die Zahl der Studierenden zu, weil es den Schulabsolventen wegen der Corona-Pandemie an planbaren Alternativen wie Auslandsaufenthalten, Praktika oder Ausbildungsstellen mangele. Viele junge Menschen wollten außerdem trotz der Pandemiebeschränkungen das Elternhaus verlassen und Erfahrungen am Hochschulort sammeln.

Höherer WG-Zimmer-Preis und weniger Jobs für Studierende

Relativ seien die Mieten besonders in den Städten gestiegen, in denen der Anteil der internationalen Studierenden eher gering ist. So komme der Preisdämpfungseffekt weniger zum Tragen. So sei zum Beispiel der Preis für ein WG-Zimmer in Lüneburg von 350 auf 385 Euro, in Kempten von 330 auf 370 Euro und in Koblenz von 310 auf 350 Euro gestiegen. "Im Schnitt sind in Städten mit geringer Internationalisierung der Hochschulen die Preise um 15 Euro beziehungsweise 4,1 Prozent gestiegen. An Hochschulorten mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil ausländischer Studierender hingegen haben sich die Preise zurückhaltender entwickelt. Diese sind jetzt nur ein Prozent beziehungsweise fünf Euro höher als 2019", sagt Brauckmann.

Rund 37 Prozent der Studierenden, die nicht bei ihren Eltern wohnen, leben in Wohngemeinschaften, heißt es vom MMI. Auch wenn andere studentische Wohnformen laut Untersuchungen aufholen – die WG ist immer noch am beliebtesten unter Studierenden.

Doch Studierende gerieten in der Corona-Pandemie immer mehr in die Not, sich die Zimmer leisten zu können. Denn während die Preise bei WG-Zimmern steigen, fallen bei vielen Studierenden die Jobs weg. "Hier muss dringend Abhilfe durch eine Ausweitung günstigerer Angebote sowie passgenaue Unterstützung der jungen Menschen geschaffen werden. Ansonsten entscheidet noch mehr als schon bisher das Elterneinkommen über den Hochschulort und die Beschäftigungsperspektiven", sagt Brauckmann.

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