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Wärmemonitor 2019: Deutsche heizen weniger, zahlen aber mehr
Der Wärmemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) untersucht jährlich die Entwicklung des Heizenergiebedarfs und der Heizausgaben von rund 300.000 Zwei- und Mehrparteienhäusern in Deutschland, in denen die Heizenergieabrechnung durch den Energiedienstleister "ista Deutschland" erfolgt.
2019 ist der Heizenergiebedarf im Vergleich zum Vorjahr erstmals wieder gesunken – um 3,2 Prozent. Er liegt in Mehrparteienhäusern nun bei 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Das entspricht dem Niveau von 2010. Die Daten sind klima- und witterungsbereinigt. Das heißt, der milde Winter wurde herausgerechnet.
Von 2015 bis 2018 ist der Heizenergiebedarf im Schnitt um 2,3 Prozent pro Jahr gestiegen. Zuvor ist er von 2003 bis 2015 klima- und witterungsbereinigt im Schnitt jährlich um knapp zwei Prozent gesunken.
Ausgaben fürs Heizen sind gestiegen
Da die Energiepreise für Heizöl und Erdgas im vergangenen Jahr durchschnittlich um 5,6 Prozent gestiegen sind, haben die Mieterinnen und Mieter allerdings 2,4 Prozent mehr für Raumwärme ausgegeben, obwohl sie weniger heizen mussten.
Die Preisunterschiede für Heizenergie sind regional sehr groß. Die mittleren Heizenergiepreise lagen 2019 bei 6,0 Cent je Kilowattstunde. Am höchsten waren sie im Saarland mit 6,7 Cent je Kilowattstunde. In Hamburg hingegen lagen die Preise bei nur 5,5 Cent.
In diesen Bundesländern wurde 2019 am meisten geheizt
Die regionalen Unterschiede beim Heizenergiebedarf sind sehr groß. In den westdeutschen Haushalten wird pro Quadratmeter sieben Prozent mehr geheizt als in den ostdeutschen.
Am höchsten war der Heizenergiebedarf 2019 in den Regionen Schleswig-Holstein Südwest und Ostfriesland, am niedrigsten im mittleren Mecklenburg/Rostock sowie im Allgäu.
Betrachtet man die Bundesländer, dann verbrauchen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern am wenigsten Heizenergie: 110,6 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Es folgen Sachsen (115,1 Kilowattstunden) und Bayern (116 Kilowattstunden). Spitzenreiter sind die Saarländer mit fast 146 Kilowattstunden.
Bundesland | Jährlicher Heizenergiebedarf (kWh je m2 beheizter Wohnfläche), Mittelwert |
---|---|
Mecklenburg-Vorpommern | 110,6 |
Sachsen | 115,1 |
Bayern | 116 |
Thüringen | 116,1 |
Baden-Württemberg | 124 |
Sachsen-Anhalt | 125,4 |
Brandenburg | 129,4 |
BUNDESDURCHSCHNITT | 129,96 |
Hessen | 133,8 |
Niedersachsen | 133,8 |
Berlin | 135,4 |
Hamburg | 138,5 |
Rheinland-Pfalz | 140,2 |
Schleswig-Holstein | 140,4 |
Nordrhein-Westfalen | 141,1 |
Bremen | 141,4 |
Saarland | 145,8 |
Ernüchternde Erkenntnis: CO2-Emissionen sinken zu langsam
Die DIW-Forscher haben auch den CO2-Ausstoß beim Heizen untersucht. Und da ist die Bilanz relativ ernüchternd. Die CO2-Emissionen sind seit 2010 zwar insgesamt um 21 Prozent gefallen, doch ist dieser Rückgang zum größten Teil den wärmeren Wintern zu verdanken. Temperatur- und witterungsbereinigt sind die CO2-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren lediglich um 2,6 Prozent zurückgegangen.
Grundsätzlich existieren vier mögliche Ursachen für Veränderungen der CO2-Emissionen durch die Beheizung von Wohngebäuden:
- Temperaturschwankungen, zum Beispiel aufgrund von milden Wintern, können dafür sorgen, dass der Heizenergieverbrauch der privaten Haushalte in einzelnen Jahren sinkt.
- Der Heizenergiebedarf hängt von der technischen Energieeffizienz eines Gebäudes ab. Diese kann beispielsweise durch energetische Sanierungen oder neue Heizanlagen beeinflusst werden.
- Private Haushalte können durch Verhaltensanpassungen Energie sparen, wie verändertes Heizen und Lüften.
- Der Wechsel des Heizenergieträgers kann dazu führen, dass sich die CO2-Emissionen pro verbrauchter Kilowattstunde Heizenergie verändern, beispielsweise wenn alte Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden.
Wenn wir weitermachen wie bisher, kann Deutschland seine Klimaziele bis 2030 im Gebäudesektor nicht erreichen.
Die Investitionstätigkeit zur energetischen Sanierung des Wohngebäudebestands ist noch immer auf einem zu niedrigen Niveau. Geplant war eine Steigerung der Sanierungsrate auf zwei Prozent jährlich. Zuletzt war es aber nur ein Prozent. 2010 machte die energetische Sanierung noch ein Drittel der Gesamtmaßnahmen im Gebäudebestand aus, 2019 war es nur noch ein Viertel.
Forscher fordern: Mehr Investitionen in energetische Sanierung
Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müsse die CO2-Reduktion beim Wohnen deutlich zunehmen, betonten die DIW-Forscher. Bis 2030 müssten die privaten Haushalte ihre Emissionen auf unter 50 Millionen Tonnen im Jahr senken. Im vergangenen Jahr hätten sie aber noch 88 Millionen Tonnen ausgestoßen.
Deshalb sollte die Bundesregierung die Anreize für energetische Sanierungen und zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung, wie Wärmepumpen und Solarthermie, erhöhen.
Auch die geplante CO2-Bepreisung könne hilfreich sein. Mieter mit geringen Einkommen müssten dabei aber entlastet werden. "Eine Rückerstattung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung in Form einer Klimaprämie würde niedrige und mittlere Einkommen entlasten und gleichzeitig die Anreizwirkung von höheren CO2-Preisen beibehalten", schlägt Studienautor Jan Stede vor.
Quellen: DIW
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