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Stromlücke droht: Studie zeigt verschenktes Solarenergie-Potenzial auf


In Deutschland könnte bald weniger Strom produziert werden als gebraucht wird. Der Ausbau von Solarenergie müsste in den kommenden Jahren deutlich anziehen, um die Stromlücke zu verhindern, zeigt eine Studie.

  1. Ausbauziele für Solarenergie sollen erhöht werden
  2. PV-Anlage auf dem Dach in vielen Großstädten noch kein Thema

Bereits 2023 könnte es eine Lücke in der deutschen Stromversorgung geben. Nur wenn der momentane Photovoltaik-Ausbau ab nächstem Jahr verdoppelt und ab 2022 verdreifacht werde, könne die Versorgungssicherheit gewährleistet und die Klimaziele erreicht werden. Das geht aus einer Studie von Marktforschern des Instituts EUPD Research hervor.

Zwar ginge aufgrund der Rezession durch die Corona-Krise die Nachfrage nach Strom in diesem Jahr um vier Prozent zurück. Doch schon für 2021 erwarten die Wissenschaftler einen steigenden Stromverbrauch.

Dabei werde Solarenergie immer wichtiger – nicht nur wegen des geplanten Kohle- und Atomausstiegs. Auch der schwache Ausbau der Windenergie sorge dafür, dass spätestens in drei Jahren die Stromerzeugung in Deutschland mit der steigenden Nachfrage nicht mehr mithalten könne. So würde bereits 2023 eine Versorgungslücke von 46 Terawattstunden (TWh) entstehen. 2030 seien es bereits 77 TWh – das entspricht zwölf Prozent des in zehn Jahren erwarteten Strombedarfs.

Ausbauziele für Solarenergie sollen erhöht werden

2021 müsse daher der Photovoltaik-Ausbau von aktuell vier Gigawatt auf acht Gigawatt steigen. Ab 2022 benötige es einen Ausbau von zwölf Gigawatt. "Verbleibt hingegen der gesetzlich festgelegte Zubau für Photovoltaik bei 2,5 Gigawatt pro Jahr, ergibt sich bereits in 2023 eine Stromlücke", sagt Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research. "Es ist an der Zeit, die Ausbauziele im Erneuerbare-Energien-Gesetz entsprechend zu erhöhen", sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft zur Studie. Außerdem fordert er den Abbau von Marktbarrieren für die Solartechnik.

Eine Analyse des Ökostromanbieters Lichtblick zeigt auch, wo das Potenzial für Solarenergie in Deutschland noch besonders groß ist. Für den Solarcheck untersuchte Lichtblick, wie die 14 größten deutschen Städte ihr Solarenergie-Potenzial aktuell nutzen. Das Ergebnis: Es gibt riesige Unterschiede.

Während Nürnberg (49,1 Prozent) und Hannover (46,8 Prozent) fast die Hälfte ausschöpfen, liegen die Werte für München (9,4 Prozent) und Düsseldorf (8,2 Prozent) unter zehn Prozent. Am schlechtesten steht Hamburg im Städtevergleich da. Die Hansestadt nutzt derzeit gerade einmal 7,2 Prozent ihres Photovoltaik-Potenzials.

Solarenergie-Potenzial in den 14 größten deutschen Städten
Das 2018 genutzte Solarenergie-Potenzial in den 14 größten Städten Deutschlands.

PV-Anlage auf dem Dach in vielen Großstädten noch kein Thema

Für die Analyse verglich Lichtblick die neugebauten Dachflächen in den Städten mit den neu-installierten PV-Anlagen im Jahr 2018. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. Jedes neue Dach ohne Solaranlage sei eine vertane Chance für den Klimaschutz und die verbrauchernahe Stromversorgung, heißt es vom Ökostromanbieter.

"Wir müssen die Energiewende endlich auch in die Großstädte bringen", sagt Ralph Kampwirth von Lichtblick zu den Ergebnissen. Das gehe am besten mit Solarenergie vom Dach. Gerade die Millionen-Städte könnten mit ausreichend Solaranlagen viele Haushalte mit Strom versorgen. Hätte München das Potenzial genutzt, wären das über 10.000 Haushalte, in Hamburg 11.500 und in Berlin ganze 16.200.

Die Unterstützung der Bevölkerung für den Ausbau von PV-Anlagen auf Dächern wäre jedenfalls da. Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage befürworten 82 Prozent der Deutschen den Vorschlag, dass auf allen Gewerbe-Neubauten Solaranlagen installiert werden sollen. 80 Prozent sind für Solaranlagen auf allen neu gebauten Wohngebäuden.

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