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Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten belasten Verbraucher


Für Maßnahmen, die der Stabilität des Stromnetzes dienen, sind die Kosten laut Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr um fünf Prozent gestiegen. Millionen werden für Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten fällig, weil deren Strom wegen Netzüberlastung nicht eingespeist werden kann.

  1. Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten 2019 bei 710 Millionen Euro
  2. Langsamer Netzausbau für Entschädigungen mitverantwortlich

Der Ausbau der Stromnetze und Energiespeicher geht in Deutschland nur langsam voran. Und das kostet die Verbraucher Milliarden. Im vergangenen Jahr fielen laut einer Hochrechnung der Bundesnetzagentur für alle Maßnahmen, die der Stabilität des Stromnetzes dienen, bis zu 1,34 Milliarden Euro an Kosten an – ein großer Teil davon für Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten. Von der Hochrechnung berichtete der "Spiegel".

Laut ihrem Monitoring-Bericht 2020 erwartet die Bundesnetzagentur nach der Auswertung der ersten drei Quartale 2020 einen Anstieg der Kosten für die Stabilität des Stromnetzes von rund fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Hochrechnung, die dem "Spiegel" vorliegt, ist nicht Teil des Monitoring-Berichts.

Die Kosten fallen im Großteil für drei Maßnahmen an:

  • Zum einen ist es das sogenannte "Redispatch", bei dem ein Kraftwerk kurzfristig heruntergefahren wird, um das Stromnetz an einer Stelle stabil zu halten.
  • Außerdem fallen Kosten für die Kraftwerke an, die ausschließlich für die Reserve dienen. Denn deren Betreiber bekommen auch Geld, wenn die Anlage gar keinen Strom erzeugt.
  • Der dritte Kostenpunkt ist das sogenannte "Einspeisemanagement" – die Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten. Weil Windräder und Solaranlagen zeitweise aufgrund von überlasteten Netzen abgeregelt werden müssen, bekommen deren Betreiber Entschädigungszahlungen. Kann wegen Überlastung der Netze kein Strom eingespeist werden, bekommen die Ökostrom-Produzenten das Geld, das sie bei nicht überlasteten Netzen eigentlich für den Strom bekommen hätten, gezahlt.

Grafik Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien in Deutschland 2020

Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten 2019 bei 710 Millionen Euro

Diese Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten müssen geleistet werden, weil es eine gesetzliche Verpflichtung zur Abnahme von Ökostrom gibt. Betreiber der Stromnetze müssen den Produzenten zunächst ihren Strom abkaufen, bevor sie Energie aus anderen Quellen beziehen. Die Kosten für die Entschädigungen werden auf den Strompreis geschlagen, allerdings nicht eins zu eins, da ein Teil der Entschädigungen durch die Reduktion der EEG-Umlage kompensiert wird.

In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres gingen wegen Netzüberlastung knapp 4.800 Gigawattstunden verloren. Dafür fielen Entschädigungen für Ökostrom-Produzenten von rund 580 Millionen Euro an. Im gesamten Jahr 2019 waren es 6.500 Gigawattstunden und Kosten von 710 Millionen Euro. Hauptsächlich die Windenergie ist von den Abschaltungen betroffen und so macht die Bundesnetzagentur auch die gestiegene Anzahl der Windkraftanlagen für die höheren Kosten verantwortlich. Vor allem die Zahl der Offshore-Windanlagen ist im vergangenen Jahr gestiegen.

Langsamer Netzausbau für Entschädigungen mitverantwortlich

Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO), Stefan Thimm, macht den langsamen Netzausbau für die Stromverschwendung verantwortlich. "Trotz aller Mahnungen ist der Netzausbau der Umstellung unseres Energiesystems nicht schnell genug gefolgt", heißt es von Thimm. Jetzt sehe man die Auswirkungen von politischen Fehlern, restriktiven Vorgaben bei der Netzplanung und Akzeptanzproblemen. Netzbetreiber brauchten mehr Entscheidungsfreiheit und weniger Restriktionen.

Der Netzausbau liegt seit Jahren in Deutschland hinter dem Zeitplan. Auch Energiespeicher, welcher der Stromverschwendung entgegen wirken könnten, sind noch nicht in ausreichender Menge vorhanden. Die Bundesregierung fördert entsprechende Projekte erst seit kurzem. Das Fachportal "Bizz-Energy" macht außerdem nur langsam regelbare Kohlekraftwerke, die das Netz verstopfen, für die geringe Netzstabilität verantwortlich.

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