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Energieversorger planen offenbar Aktion gegen Sparfuchs-Kunden

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Katharina Schneider


Boni und günstige Tarife machen den Wechsel des Energieversorgers häufig attraktiv. Den Anbietern sind Kunden, die das häufig tun, jedoch ein Dorn im Auge. Eine Datenbank könnte diese Verbraucher bald identifizieren, wie aus Medienrecherchen hervorgeht.

  1. Energieversorger lehnen jeden fünften Kunden ab
  2. Datenschutzbehörden prüfen Rechtmäßigkeit der Datenbanken

Wer den Strom- oder Gasanbieter wechselt, der kann Geld sparen. Doch wer dies zu häufig macht, der könnte in Zukunft bald ohne Energieversorger dastehen. Wie Recherchen des NDR und der Süddeutschen Zeitung ergeben haben, arbeiten die Anbieter an einer Datenbank, in der branchenweit die Daten möglichst vieler Kunden gespeichert würden.

Die Datenbank soll von der Schufa und der Münchner Wirtschaftsauskunft CRIF Bürgel entwickelt werden. Mit ihr – das fürchten Verbraucher- und Datenschützer – können Energieversorger bald Wechselkunden identifizieren.

Für die Anbieter sind die Wechselkunden – oder "Bonusshopper" – unattraktiv. Die sichern sich oft einen attraktiven Wechselbonus und kündigen den Vertrag dann schon kurz nach der Mindestlaufzeit. Wenn diese Verbraucher mit Hilfe des Datenpools zu erkennen sind, könnten die Versorger ihnen günstigere Tarife vorenthalten oder sie sogar komplett ablehnen.

Energieversorger lehnen jeden fünften Kunden ab

Der Wechselservice Wechselpilot hat festgestellt, dass Versorger bereits aktuell jeden fünften Energiekunden ablehnen. "Versorger lehnen immer wieder und mitunter auch grundlos Kunden ab", heißt es von Wechselpilot. Der Energiekonzern Vattenfall lehnte 2019 die meisten Kunden ab (22 Prozent) und das oft ohne Begründung.

Diese Ablehnung gäbe es jedoch nur bei freien Verträgen außerhalb der Grundversorgung. Die ist nämlich im Gegensatz zu den freien Verträgen gesetzlich in der Strom- und Gasgrundversorgungsverordnung geregelt. Grundsätzlich dürfen freie Versorger aber Kunden auch grundlos ablehnen.

Wie Wechselpilot beobachtet hat, passiere das besonders häufig bei Kunden, die nur wenig Strom verbrauchen. Auch die Wechselkunden hätten schon jetzt kein leichtes Spiel bei den Anbietern.

Datenschutzbehörden prüfen Rechtmäßigkeit der Datenbanken

Bisher dürfen die Versorger allerdings nur Daten von Kunden untereinander austauschen, die ihre Rechnungen nicht zahlen oder betrügen. Die Datenbank, die nun von der Schufa entwickelt wird, soll den Recherchen zufolge "Schufa E-Pool" heißen. Diese soll den Versorgern laut einem Werbeflyer beim "Entscheidungsfindungsprozess im Neukundengeschäft" helfen.

Die Münchner Wirtschaftsauskunft CRIF Bürgel entwickle eine ähnliche Datenbank, heißt es von NDR und Süddeutscher Zeitung. Auf Anfrage wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Offenbar wird das Konzept aber gerade von der bayerischen Datenschutzbehörde geprüft.

Alle Datenschutzbehörden der Bundesländer wollen sich Anfang November dazu beraten, ob solche Datenbanken für Energieversorger in Zukunft zulässig sein sollen.

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