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Aktuelle Bauzinsen: Prognosen zur Bauzinsentwicklung

Simone Nissen


Nach Immobilienkrediten fast zum Nulltarif sind die Bauzinsen zuletzt stark gestiegen. Lest hier, wie sich die Bauzinsen entwickeln und welche Bauzinsen-Prognose Experten abgeben.

  1. So entwickeln sich die Bauzinsen aktuell in Deutschland
  2. Nachrichten zur Bauzinsentwicklung
  3. Bauzinsen steigen: Was Kreditnehmer nun tun können
  4. Fragen und Antworten zu Bauzinsen

Immobilienkäufer und Bauherren bekommen es aktuell von allen Seiten ab: Eigentum wird immer teurer, die Preise für Baustoffe steigen massiv und auch die Bauzinsen steigen. Wie geht es in den kommenden Monaten weiter? Bleibt es beim Anstieg der Bauzinsen für die Baufinanzierung? Und wie hoch wird dieser ausfallen? Hier berichten wir über die Bauzinsen-Prognosen und Bauzinsen-Entwicklung in 2023 und darüber hinaus.

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So entwickeln sich die Bauzinsen aktuell in Deutschland

Der aktuelle Bauzins bis 5, bis 10 und über 10 Jahre (Stand: Oktober 2023)

  • Effektivzinssatz bis 5 Jahre: 4,53 Prozent
  • Effektivzinssatz bis 10 Jahre: 3,85 Prozent
  • Effektivzinssatz über 10 Jahre: 3,90 Prozent

Quelle: Deutsche Bundesbank

Stagnation auf hohem Niveau bei den Bauzinsen. Aufgrund der stark gesunkenen Inflationsrate im Euroraum (sie lag im November bei 2,4 Prozent) hoffen viele auf eine Zinssenkung seitens der Europäischen Zentralbank. Dagegen sprechen allerdings die stark gestiegenen Löhne. 

Wichtig für Immobilienfinanzierer ist ein sorgfältiger Vergleich der Angebote, liegen die Zinssätze einzelner Baufinanzierer doch teils weit auseinander. Wohnglück unterstützt euch hier mit dem Baufinanzierungs-Check.

Nachrichten zur Bauzinsentwicklung

Wir zeigen euch hier die neuesten Nachrichten und Prognosen zur Entwicklung der Bauzinsen in Deutschland in einem Newsticker.

+++ EZB erhöht erneut den Leitzins +++

September 2023:  Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum zehnten Mal den Leitzins erhöht: um 0,25 auf jetzt 4,50 Prozentpunkte. Finanzexperten bewerten die Erhöhung in Bezug auf die Bauzinsen als weniger dramatisch. Denn ein weiterer wichtiger Index, die Zinsen für Bundesanleihen, blieb unverändert. Deshalb gehen die meisten Fachleute bei der Bauzinsentwicklung erst einmal von einer Seitwärtsbewegung aus.

Die im Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) zusammengeschlossenen Finanzinstitute vergaben im ersten Quartal 2023 Immobiliendarlehen im Wert von über 25,6 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahresquartal ergab das ein Minus von 47,8 %. Zwar verzeichnete der vdp im ersten Quartal 2023 ein Rekordergebnis, gleichzeitig seien aber auch die gestiegenen Bauzinsen und hohen Baupreise Grund für den drastischen Rückgang des Kreditvolumens.

Unser Tipp: Hier bekommt ihr Unterstützung bei der Suche nach einer passenden Baufinanzierung.

Bei "nur" noch rund 3,75 Prozent lagen Anfang April im Durchschnitt die Zinsen für Baudarlehen mit zehnjähriger Laufzeit. Das zeigt das Zinsbarometer der Interhyp AG. "Mit einer Monatsrate von 1.000 Euro lässt sich theoretisch ein Kredit über 210.000 Euro aufnehmen und bedienen", sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft des Unternehmens. 

Einen eindeutigen Trend wollen die Experten daraus aber noch nicht ableiten, im Gegenteil. Demnach waren die Bauzinsen zuletzt durch die Turbulenzen auf dem Bankensektor gefallen. Durch den anhaltenden Kampf gegen die Inflation dürften sich Baudarlehen in den nächsten Monaten aber wieder verteuern.

Die Inflationsrate verharrte im Februar 2023 bei 8,7 Prozent. Damit steigt laut einem Bericht auf tagesschau.de der Druck auf die EZB, in nächster Zeit erneut den Leitzins anzuheben. Das hätte auch unmittelbare Auswirkungen auf die Entwicklung der Bauzinsen. 

In dem erwähnten Beitrag rechnen Finanzexperten in diesem Jahr sogar mit einem Anstieg von über fünf Prozent bei zehnjähriger Zinsbindung.

Der Kreditvermittler Interhyp gibt eine Prognose ab und rechnet in diesem Jahr mit Zinsen für Immobilienkäufer zwischen drei und vier Prozent. 

Dabei weisen die Finanzierungsexperten darauf hin, das der Kampf der Zentralbanken gegen die historisch hohe Inflation noch nicht ausgestanden ist. In Kombination mit den Sorgen um die Konjunktur wird das Zinsumfeld in diesem Jahr entsprechend anfällig für Schwankungen sein.

Die Prognosen der Experten zur Bauzinsen-Entwicklung haben sich bestätigt. Nach den gesunkenen Bauzinsen im August 2022 steigen die Kosten für eine Baufinanzierung wieder drastisch an. Im September haben die Bauzinsen einen neuen Jahreshöhepunkt erreicht.

Satte 51 Prozent höher sind die aktuell durchschnittlichen Zinsen von 3,48 Prozent für zehnjährige Baufinanzierungen im Vergleich zum zwischenzeitlichen Tiefststand von 2,31 Prozent Mitte August, meldet die Check24 Vergleichsportal Baufinanzierung GmbH.

Grafik zeigt den starken Anstieg der Bauzinsen im September 2022
Ein Plus von 51 Prozent ergibt sich aus den Effektivzinsen von über Check24 abgeschlossenen Immobilienfinanzierungen mit zehn Jahren anfänglicher Zinsbindung.

Welchen Unterschied das bedeutet, zeigt folgende Beispielrechnung: Angenommen ihr würdet eine Baufinanzierung über 500.000 Euro mit einer zehnjährigen Laufzeit abschließen, dann wäre eure monatliche Rate für Haus oder Wohnung im Vergleich zu einem Kreditabschluss Mitte August um knapp 487 Euro gestiegen.

Übrigens: Hier bekommt ihr Hilfe bei der Suche nach einer noch vergleichsweise günstigen Baufinanzierung

Die aktuelle Bauzinsen-Entwicklung führt dazu, dass für die Mehrheit der Deutschen der Traum von der eigenen Immobilie ausgeträumt ist – zumindest ohne finanzielle Unterstützung in Form einer Schenkung oder Erbschaft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag von Engel & Völkers Finance.

62 Prozent der befragten Personen gaben an, dass eine Immobilienfinanzierung für sie ohne Erbschaft oder Schenkung nicht mehr möglich sei. Schuld ist das fehlende Eigenkapital und die Tatsache, dass Banken bei der aktuellen Entwicklung der Bauzinsen und Baupreise zurückhaltender bei der Vergabe von Vollfinanzierungen sind.

"Eine Vollfinanzierung ist in der aktuellen Situation aufgrund der Inflation, der gestiegenen Darlehenszinsen und der gestiegenen Baukosten für viele Menschen schwierig", so Rebecca Scheidler, Geschäftsführerin der Engel & Völkers Finance Germany GmbH. "Die Banken sind bei der Vergabe von Krediten zunehmend restriktiver, so dass Finanzierungen ohne Eigenkapital nur dann bewilligt werden, wenn andere Faktoren die Kreditwürdigkeit positiv beeinflussen."

Um den Traum vom Eigenheim dennoch verwirklichen zu können, sind fast 40 Prozent der Befragten bereit, Abstriche bei der Lage, Größe und der Ausstattung der Immobilie zu machen. Auch ihren Konsum einzuschränken, ist für viele eine Option. Wie genau, das seht ihr in dieser Grafik.

Infografik Einschränkungen zugunsten einer Immobilienfinanzierung

 

Als Banken Immobilienkredite noch für einen Zinssatz von unter einem Prozent anboten, hielten viele den Bausparvertrag für nutzlos. Doch der Anstieg der Bauzinsen auf über drei Prozent verschafft dem Totgesagten eine Chance auf Rückkehr. Laut Handelsblatt.de sehen Finanzexperten jetzt den idealen Zeitpunkt für einen Einstieg.

Relevant ist der Abschluss eines Bausparvertrags nicht nur für Immobilienkäufer, sondern auch für Eigentümer, bei denen eine Anschlussfinanzierung oder Modernisierung ansteht. Für sie kann sich durch staatliche Zulagen ein Bausparvertrag bei der aktuellen Zinslage lohnen. Lest ihr hier, wie ihr euch als Bausparer die Wohnungsbauprämie sichern könnt.

Tipp: Die Zinsen könnt ihr nicht beeinflussen, die Baukosten schon: Sparen beim Hausbau? So haltet ihr die Kosten in Grenzen.

Bauzinsen steigen: Was Kreditnehmer nun tun können

Bewahrheitet sich die aktuelle Prognose und steigen die Bauzinsen weiter, müssen zukünftige Kreditnehmer und alle, deren Zinsbindung demnächst ausläuft, tiefer in die Tasche greifen. Oliver Adler rät deshalb, sich bei der Finanzierung Konditionen mit langen Laufzeiten zu sichern. Lest hier mehr zum Thema Zinsbindung.

"Diejenigen, die aktuell noch keine konkrete Wohneigentumsabsicht haben, aber den Wunsch nach Wohneigentum verspüren, sollten sich mit einem Bausparvertrag die aktuell noch niedrigen Zinsen sichern", empfiehlt er.

Für Immobilienbesitzer ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich um die Anschlussfinanzierung zu kümmern – selbst wenn diese erst in ein, zwei oder drei Jahren ansteht. Eine Möglichkeit ist ein Forward-Darlehen. Damit können sich Kreditnehmer schon vor Ablauf der Zinsbindung im Voraus einen günstigen Zinssatz für ihre Anschlussfinanzierung sichern.

Eine weitere Möglichkeit: Das Darlehen mit einem aktuell noch niedrigen Zinssatz schneller abzahlen, damit der Restkredit zu einem Zins schrumpft, der dann schlechter ist. Dafür bieten sich höhere Tilgungsraten von zwei bis fünf Prozent pro Jahr oder Sondertilgungen an. Was ihr sonst noch tun könnt, um steigende Bauzinsen abzufedern, lest ihr hier: Wie kann ich mir günstige Bauzinsen sichern?

Fragen und Antworten zu Bauzinsen

Hinter den deutlichen Steigerungen bei den Bauzinsen steht vor allem das allgemein steigende Zinsniveau in Deutschland und der gesamten Eurozone. Mit Staatsanleihen und Pfandbriefen refinanzieren die Banken Immobilienkredite. Ihre Mehrkosten geben sie durch höhere Bauzinsen an die Verbraucher weiter.

Ein Grund für die aktuelle Trendwende bei den Bauzinsen ist auch die steigende Inflation. Wenn die Inflationsrate über einen längeren Zeitraum deutlich steigt, antizipieren die Kapitalmärkte mit der Zeit eine restriktivere Geldpolitik der Notenbanken. Das führt zu steigenden Zinsen am Kapitalmarkt. Und die gestiegenen Kapitalmarktzinsen sorgen dann wiederum für höhere Zinsen bei Immobilienkrediten

"Wir spüren es alle tagtäglich. Im Supermarkt, an der Zapfsäule und eventuell auch schon im Briefkasten mit Post von unserem Strom- oder Energieversorger: Die Verbraucherpreise steigen", konstatiert Oliver Adler. Er ist Abteilungsleiter Produktmanagement bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall und hat die Zinsentwicklung genau im Blick.

Steigende Bauzinsen sind immer eine zusätzliche Belastung für Kreditnehmer. Auch wenn die Differenz zwischen 0,7 und 1,0 oder 1,4 Prozent zunächst gering erscheint, zeigt ein Beispiel, wie sich die monatliche Belastung dadurch verändert:

Ein Paar hat eine Kreditsumme von 300.000 Euro mit zehn Jahren Zinsbindung und drei Prozent Tilgungsrate. Bei einem Zinssatz von 0,7 Prozent beläuft sich die monatliche Rate auf 925 Euro. Klettert der Zins auf ein Prozent, sind es bereits monatliche 1.000 Euro. Steigt der Zinssatz auf 
1,4 Prozent, beliefe sich die monatliche Belastung auf 1.100 Euro.

Bei steigenden Zinsen bleibt bei gleichbleibender Liquiditätsbelastung weniger zum Tilgen übrig, die Abtragung der Schulden dauert also länger.

Oliver Adler stellt dazu fest: "Unmittelbar betrifft die Zinssteigerung all diejenigen Kunden, die jetzt bauen, kaufen oder modernisieren möchten und hierfür nicht genügend Eigenkapital aufbringen können. Also alle, die eine Finanzierung benötigen, da hier aktuell die Konditionen steigen."

Welche Folgen steigende Bauzinsen für die Immobilienpreise haben könnten

Wie stark der Einfluss der gestiegenen Zinsen auf die Immobilienpreise letztlich ist, bleibt abzuwarten. Verschiedene Möglichkeiten sind denkbar:

  • Es könnte sein, dass die Kaufpreise auf ein Plateau zusteuern und letztlich stagnieren.
  • Je nachdem wie stark die Nachfrage aufgrund der mangelnden Finanzierbarkeit zurückgeht, kann es aber auch zu sinkenden Preisen kommen. Besonders dann, wenn viele Anschlussfinanzierungen nicht mehr leistbar sind und Objekte verkauft werden müssen.

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